Die Braut des Kreuzfahrers
Galeere in die Sättel zu gelangen. Soweit Gottfried erkennen konnte, war die blonde Johanna ihrem Bruder von Gesicht und Statur recht ähnlich. Sie stellte sich geschickt an und lachte, als Richard ihr in den Sattel half. Die junge Ehefrau hingegen war zierlich und unscheinbar, und ihre ernsten Züge ließen nicht erkennen, ob sie glücklich oder unglücklich darüber war, das Heilige Land als Pilgerin zu betreten. Man geleitete die Herrschaften mit Hochrufen und Jubelschreien zum Lager hinüber, wo inzwischen Trompeten geblasen und Trommeln geschlagen wurden, dazu sah Gottfried den Rauch einiger Freudenfeuer zum Himmel aufsteigen. Was für eine Verschwendung, da das Feuerholz ohnehin knapp war. Der französische König Philipp würde seinen königlichen Mitkämpfer vermutlich mit eher gemischten Gefühlen erwarten, denn eines war von vornherein klar: Richard Löwenherz, diesem Verführer, dem schon jetzt alle Herzen zuflogen, sogar jene der Vasallen des französischen Königs, würde sich nicht mit halben Sachen begnügen. Er würde den Oberbefehl über die christlichen Kämpfer vor Akkon für sich allein beanspruchen.
Gottfried erhielt von seinem Vater den Auftrag, mit einigen Kämpfern bei den Katapulten zu bleiben und den Beschuss der Stadt fortzuführen, doch die Männer waren unlustig, sodass er sie hart antreiben musste, sich weiterhin in der Gluthitze zu mühen. Währenddessen zogen die englischen Kämpfer in langen Reihen von ihren Galeeren zum Lager hinüber. Die adeligen Ritter saßen zu Pferd, die Fußkämpfer und Knechte jedoch schleppten Waffen und Rüstungen, Zelte, Vorräte und allerlei andere Dinge, die benötigt wurden.
» Die werden jetzt das Lager überschwemmen und uns beiseitedrängen « , murrte einer seiner Männer verdrießlich.
» Volle Beutel werden sie haben und die Stände leerkaufen. «
» Ganz sicher. Der englische König soll seinen Kämpfern einen guten Sold zahlen. Und außerdem haben sie in Messina und auf Zypern gewiss reiche Beute gemacht. «
» Da werden die Huren gute Geschäfte machen, und wir haben das Nachsehen. «
» Feiern werden sie jetzt im Lager – nur wir dürfen hier Steine schleppen und uns für nichts und wieder nichts abschießen lassen! «
Gottfried wurde zornig über diese Reden, die zwar leise geführt wurden, doch laut genug, dass er sie hören konnte. Insgeheim musste er aber zugeben, dass die Männer nicht ganz unrecht hatten.
Noch bevor die Sonne im Mittag stand, wurde er anderen Sinnes. Eine Gruppe von Reitern verließ das Lager, gefolgt von einer großen Zahl Kämpfern und Knechten, auch Wagen, vor die man Maulesel gespannt hatte. Es schien, als hielten sie auf die Küste zu.
» Da vorn reitet der englische König – den würde man noch im Büßerkleid erkennen, so springt der ins Auge. «
» Philipp von Frankreich ist neben ihm. «
» Und der Großmeister der Templer, Robert von Sablé. Der muss seine lange Nase doch überall hin stecken. «
» Auch Konrad von Montferrat ist dabei, der alte Knochen, der sich noch ein junges Weib an Land gezogen hat. Und der Lusignan, der hält sich eng an Richards Seite. «
» Ist das Leopold von Österreich? «
» Keine Ahnung. Hat er vorn am Kopf wenig Haar? Dann ist er es. «
» Schwer zu sagen, er trägt eine gelbe Kappe mit blauem Besatz. «
Es wurden Mutmaßungen angestellt, ob die Herren dem englischen König die Umgebung zeigen wollten oder die Pferde der Engländer nach der Schiffsfahrt Bewegung brauchten. Die Gruppe ritt jedenfalls geradewegs hinüber zu den Galeeren, auf denen nur noch die Seeleute zurückgeblieben waren. Die englischen Kämpfer begannen nun unter den Augen der edlen Herren, Balken und Kisten auszuladen, dazu Säcke, die so schwer schienen, dass sie kaum Getreide enthalten konnten.
» Nun schaut euch das an! «
Auch Gottfried war verblüfft, denn anders als König Philipp, der in aller Ruhe auf seinem Pferd sitzen blieb, war der Löwenherz abgesprungen und legte selbst mit Hand an.
» Das sind Katapulte, und in den Kisten wird er Nägel und Eisenkrampen haben. Der hat seine Hölzer so liebgewonnen, dass er sie sogar selbst schleppt! «
» Ein Schwächling ist er nicht, schaut, wie er die Balken stemmt. Und dabei lacht er noch. Der Lusignan macht es ihm nach, dieser Schleimer. «
» Was mag in den Säcken sein? «
» Rote Äpfelchen aus dem Perche sicher nicht. «
» Da haben sie während der Überfahrt alle reingeschissen, damit wir das Zeug jetzt hinüber in die Stadt
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