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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Gewand aus feinem Leinen und dazu einen gelben Turban nach Art der Sarazenen. Das Obergewand ließ nur ein Stück seiner Beinkleider sehen, doch es war gut zu erkennen, dass es türkische Pluderhosen waren.
    » Auf ein Wort, Tiessa « , redete er sie an.
    Seine Miene war freundlich, aber sie konnte sehen, dass seine Wangen unruhig zuckten.
    » Ein anderes Mal « , wehrte sie ab. » Ich bin in Eile, meine Herrin wartet auf das Wasser. «
    » Ein paar Minuten wird sie sich gedulden können « , beharrte er. » Ich habe Tage und Wochen warten müssen und doch die Hoffnung nicht aufgegeben, Tiessa … «
    Verbittert stellte sie ihre Eimer ab und blies sich eine Locke von der schweißnassen Stirn. Hatte sie ihrem Vater nicht deutlich genug gesagt, dass sie nichts mehr von Ivo Beaumont wissen wollte? Hatte nicht auch der Graf sie darin bestärkt?
    » Dann nennt Euer Anliegen, Ivo Beaumont, und ich will dazu meine ehrliche Meinung kundtun. «
    Es klang ausgesprochen abweisend, fast tat er ihr nun leid, denn seine Mundwinkel sanken bekümmert herab.
    » Wir waren uns einmal sehr nahe, Tiessa « , murmelte er. » Bin ich ein Narr, dass ich meine Liebe zu dir bewahrt habe? «
    Darauf schwieg sie, da sie keine Lust hatte, ihm seinen Besuch bei den Huren vorzuhalten, den er auf jeden Fall leugnen würde. Vielleicht tat sie ihm wirklich unrecht. Vielleicht liebte er sie ehrlich und aufrichtig – aber die Liebe in ihrem eigenen Herzen war tot. Niemals wieder würde sie Ivo Beaumont jene überschwänglichen, glückseligen Gefühle entgegenbringen können, wie sie es damals getan hatte.
    » Nun, vielleicht bin ich tatsächlich ein Narr « , fuhr er fort, da sie keine Antwort gab. » Ich hänge an dir, Tiessa, und ich gebe dich nicht auf. Hör mir zu. «
    Er trat näher zu ihr, weil einige Knechte Sättel und Truhen vorüberschleppten und sich dabei laute Scherzworte zuriefen. Einige Ritter hatten schon den Befehl gegeben, das Zelt abzubrechen.
    » Ich weiß, dass Gott uns füreinander bestimmt hat « , sagte Ivo eindringlich und fasste ihren Arm. » Und auch dein Vater weiß es. Weshalb machst du dem alten Mann solchen Herzenskummer? Er ist krank und wird vielleicht nicht mehr lange leben. Geh in dich, Tiessa, und frage dich, ob du diese Sünde auf dich nehmen willst. Wie kannst du dich so hartnäckig gegen Gottes Willen und den Wunsch deines Vaters stellen? «
    Er verstand es recht gut, ihr das Herz schwer zu machen. Hätte nicht Gottfried von Perche vor einer Woche so energisch zu ihr gesprochen, wer weiß, ob sie nicht schwankend geworden wäre. So aber hob sie den Kopf und blickte Ivo Beaumont mit kühlem Lächeln an.
    » Wie könnt Ihr so sicher sein, Gottes Willen zu kennen? Macht, was Ihr wollt – ich werde niemals Eure Ehefrau. Lieber heirate ich einen Sarazenen! «
    Mit einer ungeduldigen Bewegung streifte sie seine Hand ab und bückte sich, um die Eimer wieder aufzuheben. Ivo war nicht von der Stelle gewichen, und so war sie gezwungen, mit ihrer Last einen Umweg zu gehen. Als sie schon glaubte, ihn hinter sich gelassen zu haben, vernahm sie seine Stimme. Sie klang so heiser und hasserfüllt, dass sie erschrak.
    » Mein Fluch über dich, Tiessa, Jean Corbeilles Tochter. Eines Tages wirst du schwer bereuen, mir nicht zu Willen gewesen zu sein. Auf den Knien wirst du vor mir kriechen und mich anflehen, dich zu nehmen. Aber dann wird es zu spät sein! «
    Tiessa setzte ihren Weg fort, ohne sich umzuwenden. Doch die Worte brannten in ihrem Rücken wie die Schläge einer Peitsche. Oh Himmel, wie recht der Graf doch gehabt hatte. War das noch der zärtliche, sanftmütige Ivo Beaumont, der da so geiferte und sie verwünschte? Es war ein anderer, ein boshafter Dämon, der die ganze Zeit über hinter dem schönen Gesicht verborgen gewesen war.
    Die alten Sagen und Geschichten kamen ihr in den Sinn, auch das verrückte Zeug, das Ambroise gern erzählt hatte. Ein Fluch war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, er verfolgte einen Menschen das ganze Leben lang und nicht selten trafen die bösen Wünsche ein. Als sie jedoch vor dem blauen Zelt des Grafen anlangte und ihre Eimer abstellte, hatte sich ihr Schrecken schon wieder gelegt. Weshalb machte sie sich Sorgen? Welche Macht hatte Ivo schon über sie? Er war weder ein Magier noch ein Weiser, sondern nur ein lasterhafter Mensch, der wütend auf sie war, weil sie ihn abgewiesen hatte. Solche Flüche waren in den Wind gesprochen, sie gingen nicht in Erfüllung.
    Im Zelt des Grafen

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