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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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hatte. Und wenn es das Letzte war, das er in diesem Leben unternahm …
    » Was habt Ihr vor, Herr? Ihr wollt doch nicht etwa davonlaufen? «
    Er kniete auf seinen Polstern und mühte sich, den Gewandrock überzuziehen, doch er hatte die energische Stimme wohl erkannt. Tiessa hatte den Vorhang beiseitegeschoben, sie trug eine Schüssel mit Gerstenbrei, in dem ein silberner Löffel steckte.
    » Stell die Mahlzeit auf den Tisch und gib mir die Stiefel herüber! «
    » Aber … aber Ihr seid krank. «
    Er blickte nur kurz und mit bemüht strafender Miene zu ihr hinüber, doch es war ihm längst klar, dass sie nicht leicht zu beeindrucken war. Wenn es um die Sorge für einen Kranken ging, glich sie ganz und gar ihrer Mutter Corba. Sie wurde zu einer unerbittlichen Herrscherin.
    » Die Stiefel « , wiederholte er und zupfte den dunkelgrünen Gewandrock zurecht. » Und dann ruf mir Bertran. «
    » Ihr wollt doch nicht etwa … kämpfen? «
    Es hatte wenig Sinn, ihr eine Antwort zu geben, denn dadurch würde ihre Empörung nur wachsen. Wie hartnäckig sie sein konnte. Jetzt stellte sie die Schale mit dem Morgenbrei neben seinem Lager auf den Boden, seinen Befehl schien sie nicht gehört zu haben.
    » Herr, ich bitte Euch « , schmeichelte sie. » Ihr seid noch zu schwach. Sieben Tage und Nächte habt Ihr im Fieber gelegen, wir haben alle um Euch gefürchtet. Weshalb wollt Ihr dieses Leben, das wir Euch mit so viel Mühe und Sorge erhalten haben, sinnlos aufs Spiel setzen? «
    Er war so verblüfft von dieser Rede, dass er in seinen Bemühungen innehielt und sie anblickte. Ihre dunklen Brauen waren über der Nasenwurzel zusammengezogen, zugleich aber hatte ihre Stimme einen weichen Klang, der ihn zutiefst rührte. Sie hatte sich um ihn gesorgt, ihn gepflegt, vielleicht sogar in den Nächten neben seinem Lager gesessen. Der Gedanke gefiel ihm. Es gefiel ihm sogar, dass sie ihn jetzt nicht fortlassen wollte, doch das durfte er sie auf keinen Fall merken lassen.
    » Hast du meinen Befehl nicht gehört, Tiessa? «
    Etwas wie Trotz oder Zorn blitzte in ihren Zügen auf. Sie drehte sich herum und riss den Vorhang fast herunter, als sie hinauslief. Er vernahm Geflüster hinter der Zeltbahn, dann glaubte er, aus der Ferne den Klang einiger Signalhörner und sogar Kriegsgeschrei zu hören. Aufregung überkam ihn, und er griff nach der Schüssel mit dem Morgenbrei. Die Mahlzeit war zwar nicht mehr warm, aber dick und mit Honig gesüßt. Er aß mehrere Löffel davon und spürte, wie er sich besser fühlte. Das war es gewesen, ihm hatte die Nahrung gefehlt, jetzt würden auch die Schwachheit und das Fieber rasch vergehen.
    » Bertran! «
    Der Junge schob sich zögerlich herein, und als er den Auftrag erhielt, seinem Herrn in Stiefel und Waffenrock zu helfen, machte er ein bedenkliches Gesicht.
    » Sag Bodo, er soll mein Pferd satteln. Nun mach schon! «
    Gottfried bemerkte selbst, dass seine Befehle etwas wirr waren – Bertran konnte unmöglich gleichzeitig den Knappen Bodo herbeiholen und seinem Herrn in die Stiefel helfen. Zumal Waffenrock und die übrige ritterliche Wehr sowieso Sache des Knappen waren. Wo steckte er denn nur?
    » Bodo ist mit dem Herrn von Villeneuve und seinen Knappen hinüber zur Stadt gezogen « , vermeldete Bertran und blickte Gottfried von Perche beklommen an, obgleich er für den Ungehorsam des Knappen Bodo nichts konnte.
    » Dann wirst du mich jetzt mit der Wehr bekleiden und dich danach um mein Pferd kümmern « , befahl Gottfried.
    Er machte einen energischen Versuch, sich auf die Füße zu stellen, was auch gelang. Doch nach wenigen Sekunden wurde ihm schwarz vor Augen, und er konnte sich gerade noch mit letzter Kraft auf den Schemel fallen lassen.
    » Was stehst du da herum, Bertran? « , keuchte er. » Mein Pferd … Die Stiefel … der Waffenrock, Helm und Schwert … «
    » Euer Pferd … also Euer Pferd, das ist nicht im Lager, Herr. «
    Ein Ritter aus der Normandie hatte sich das Pferd des fieberkranken Herrn von Perche » ausgeliehen « , da sein eigenes Tier vor drei Tagen eingegangen war. Gottfried vernahm die Kunde zornbebend, verlangte energisch, endlich bekleidet und mit Wehr und Waffen ausgestattet zu werden, rief nach seinem Schild und erklärte, wie viele andere Ritter zu Fuß hinüber zur Stadt gehen zu wollen.
    Das Letzte, woran er sich erinnerte, bevor ihn eine mildtätige Ohnmacht erfasste, war Bertrans schmale Gestalt, die mit den Stiefeln in der Hand auf ihn zuging.
    Als er von langem,

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