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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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sich hastig auf und folgte Tiessa zur Treppe. Geschrei erhob sich hinter ihnen. Bertran glitt an ihnen vorüber in den Raum hinein, ihre beiden Knechte aus dem Perche folgten ihm.
    » Lauf, Tiessa! Wir halten sie auf. Lauf so schnell du kannst … «
    Auf der Treppe prallten sie mit Marie zusammen, die voller Sorge ins Haus gelaufen war und nun ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt sah.
    » Die Gasse hinauf und dann rechts über den Platz « , rief sie Tiessa zu.
    » Komm mit, Marie. «
    » Nie im Leben! Soll ich den armen Jungen dort oben allein lassen? «
    Sie hastete durch die Gassen, stieß mit allerlei Leuten zusammen, brachte einen Wasserträger fast zu Fall und zog doch die ganze Zeit über die junge Sarazenin hinter sich her. Marie hatte gut reden – diese Stadt war wie ein Labyrinth. Wer sich einmal darin verirrt hatte, fand niemals wieder einen Ausweg, denn alle Gassen und Häuser ähnelten einander. Erst als sie einen ihrer Knechte entdeckte, der die Eingangspforte eines großen Gebäudes bewachte, atmete sie auf. Natürlich – dort standen auch zwei Pferde angebunden, deren Sättel ihr bekannt waren, denn sie gehörten Yolanda und Beatrice.
    » Hier kann dir nichts mehr geschehen « , sagte sie zu ihrer Begleiterin. » Meine Herrin wird das nicht zulassen. Du bist in Sicherheit … Verstehst du mich? In Sicherheit. «
    Die Frau atmete keuchend und lehnte sich erschöpft mit dem Rücken gegen die Wand. Dann aber hob sie den Kopf, und Tiessa hatte das Gefühl, noch niemals in ihrem Leben Augen von solcher Schwärze gesehen zu haben. Das Lächeln sah merkwürdig aus in ihrem blutverschmierten Gesicht.
    » Ich danke dir « , sagte sie in reinstem Französisch. » Du bist sehr mutig. Allah gebe, dass dir kein Unheil aus dem erwächst, was du für mich getan hast. «

27
    B ertran, Marie und die beiden Knechte kehrten kurz danach zurück. Sie hatten sich eine Weile herumgeprügelt, aber da Roger de Briard reglos am Boden lag und seinen Knechten keine Befehle geben konnte, hatte man bald voneinander abgelassen. Dennoch war die Schlägerei nicht ohne Spuren geblieben. Besonders der arme Bertran sah übel aus, sein linkes Auge war zugeschwollen und über den Handrücken zog sich ein tiefer Schnitt, der von einem Dolch stammte. Tiessa besah die Verletzung und wollte in die Küche laufen, um einen Verband vorzubereiten. Doch Maries kurze Bemerkung ließ sie innehalten.
    » Wenn du ihn erschlagen hast, wird das Gericht dich verurteilen. «
    Erst in diesem Augenblick wurde ihr klar, was sie angerichtet hatte, und blankes Entsetzen packte sie.
    » Du glaubst, er könnte an diesem kleinen Schlag auf den Kopf sterben? Aber … er ist doch ein Kämpfer, er hat bei der Eroberung der Stadt mitgewirkt … «
    » Ein sachter Schlag an der richtigen Stelle bewirkt oft mehr als Schwerter und Katapulte « , beharrte Marie.
    Tiessa starrte die Magd an und sah dann hinüber zu Bertran, dessen linke Gesichtshälfte inzwischen wie ein Hefegebäck aufblühte. Er schien Maries Meinung zu teilen und nickte traurig.
    » Sie war es nicht – ich habe den Schlag geführt « , erklang die weiche, leise Stimme der jungen Sarazenin. » Vor jedem Gericht will ich dieses Geständnis ablegen und mit heiligen Eiden beschwören. Das bin ich dir schuldig, denn du hast mich gerettet. «
    » Ihr seid ja alle vollkommen verrückt « , schalt Tiessa. » Weshalb sollte er tot sein? Gewiss hat er einen harten Schädel und wird bald wieder aufwachen. «
    » Dein Wort in Gottes Ohr, Tiessa! «
    Die Neuigkeit machte die Runde im Haus, doch da man andere Sorgen hatte, erhielt Tiessa wenig Trost. Beatrice seufzte nur und schalt Tiessa eine unbedachte Person, die sich und andere ohne Not in Schwierigkeiten brachte. Dann schickte sie Marie und zwei Knappen zum Markt, schließlich waren sie ohne Einkäufe zurückgekehrt.
    Yolanda lag auf ihren Polstern und fieberte so heftig, dass sie Tiessa kaum erkannte. Sie verlangte nach gewässertem Wein. Tiessas schüchterne Versuche, ihr das schlimme Geschehen zu schildern, scheiterten schon im Ansatz. Yolanda fantasierte.
    » Die roten Vögel … Fang sie ein, Tiessa … So fang sie doch ein, sie wollen mir mit ihren Schnäbeln in die Augen hacken … «
    Tiessa lief in die Küche, um einen Trank zu bereiten, doch als sie in dem Stoffbeutel nach getrockneten Kräutern suchte, stellte sie fest, dass Weidenrinde, Salbei und Arnika fast aufgebraucht waren.
    » Nimm von den Pflanzen, die dort im Innenhof stehen « ,

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