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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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das sie mit Marie und zwei anderen Mägden teilte, und gab ihr eines ihrer langen Hemden, dazu ein Überkleid, da Dinahs Gewand zerrissen und voller Blutflecken war.
    » Ruh dich aus, ich werde bald wieder bei dir sein. «
    » Sorge dich nicht um mich « , entgegnete die Sarazenin. » Aber denke daran, dass ich es war, die den Ritter schlug. Es ist mir ernst damit. «
    » Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass du an meiner Stelle bestraft wirst, Dinah! «
    Dinah hatte sich auf Tiessas Schlafstätte niedergelassen. Sie war sehr bleich, und auf ihren Wangen lagen dunkle Schatten. Tiessa begriff, dass sie noch vollkommen unter dem Eindruck des grausigen Überfalls stand.
    » Ich habe alle verloren, die mir lieb waren, Tiessa « , sagte sie leise. » Meinen Mann Gilbert und meinen Bruder Said. Es ist für mich nicht schwer, aus diesem Leben zu gehen, denn es gibt niemanden, der um mich weinen wird. «
    » Und was ist mit deinen Eltern, die in Tyros leben? « , rief Tiessa unwillig und lief aus dem Zimmer.
    Sie zögerte, machte Umwege, schaute in verschiedene Räume hinein, besuchte Beatrice, die ein großes, mit allerlei kostbaren Stoffen und Teppichen ausgestattetes Gemach bezogen hatte. Die Adlige fragte Tiessa nach der Sarazenenfrau aus, die sie mitgebracht hatte. Ob sie als Dienerin tauge? Ach, sie spräche französisch? Das sei ja großartig, so könne sie als Übersetzerin nützlich sein.
    » Trink einen Becher Wein, Tiessa. Du siehst schrecklich müde aus. Nicht dass du auch noch das Fieber bekommst … Hat man dir gesagt, dass es deinem Vater nicht gut geht? Wie es scheint, macht ihm eine Wunde zu schaffen, die sich nicht schließen will. «
    Ein neuer Schrecken überfiel sie, zugleich empfand sie jetzt tiefe Reue, den Vater seit dem unsäglichen Streit mit Ivo Beaumont gemieden zu haben. Ach, sie hatte schon lange befürchtet, dass die Wunde an seinem Bein nicht so harmlos war, wie er es darstellte. War am Ende eine Entzündung eingetreten oder gar der kalte Brand?
    Sie stöhnte leise, während sie durch die Zimmer lief und nach dem Gemach fragte, wo sich ihr Vater aufhielt. Wie viele düstere Wolken wollten sich noch über ihr zusammenziehen? Was – um aller Heiligen willen – hatte sie nur getan, dass Gott sie so hart strafen wollte?
    » Dein Vater? « , sagte Marie, der sie vor Yolandas Gemach in die Arme lief. » Den kannst du später aufsuchen. Zuerst geh zum Grafen, er hat schon überall nach dir suchen lassen. «
    Nun hatte er die Geschichte also doch schon von anderen zu hören bekommen. Wer mochte da geplaudert haben? Bertran? Natürlich – der Herr von Perche hatte seine verquollene Backe gesehen und ihn ausgefragt. Ach, sie hatte es sich selbst zuzuschreiben, dass sie nun Rede und Antwort stehen musste.
    Bertran hockte tatsächlich auf einem flachen Polster vor dem Gemach des Grafen, das nur durch einen schweren Vorhang von dem Raum der Knappen und Knechte abgetrennt war. Der arme Bursche sah abenteuerlich aus, das geschwollene Auge hatte sich inzwischen dunkelblau gefärbt. Die Knechte hatten nicht allzu viel Mitleid mit dem Jungen – stattdessen bedachten sie ihn mit groben Scherzen. Auch Tiessas Eintreten bereitete den Spötteleien kein Ende – im Gegenteil.
    » Ein schönes Weib ist allemal ein Auge wert! «
    » Halt den Kopf gerade, Kleiner. Sonst bekommst du das Übergewicht und kippst zur Seite weg. «
    » Wer auf einem Auge blind ist, der sieht die Reize der Weiber doppelt, ihre Laster aber gar nicht. «
    Tiessa begriff, dass die beiden Knechte wohl erzählt hatten, wie eifrig Bertran sie geschützt hatte, und sie ärgerte sich über den bösen Spott, der ihm nun dafür zuteilwurde.
    » Mach dir nichts draus « , flüsterte sie ihm zu. » Du hast wie ein Ritter für mich gekämpft, das werde ich dir niemals vergessen, Bertran. «
    Es war schwer zu erkennen, ob sich seine Miene nach diesen Worten aufhellte. Das Lächeln, das er versuchte, misslang kläglich, vermutlich wegen seiner geschwollenen Wange.
    » Dwer Herr has nach dwir … «, nuschelte er.
    » Ich weiß. Melde mich an. «
    Das Gemach, das der Graf für sich allein beanspruchte, war nicht besonders groß und bis auf die silbernen Hängelampen und die Wandbespannung aus feinem Damast recht karg eingerichtet. Keine Teppiche, keine mit Elfenbein und Ebenholz eingelegten Tischlein, auch keine Schale mit duftendem Räucherwerk, wie sie es bei Beatrice gesehen hatte. Dafür hatte er den Tisch aufstellen lassen, den Tiessa schon im

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