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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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des englischen Königs nicht ablehnen können.
    » Ihr schaut immer so betrübt in die Welt, Gottfried von Perche. Lasst Euch von diesem hübschen Mädchen ein wenig die Laune aufbessern. Und sorgt Euch nicht – meine kleine Nichte ist gut erzogen. Selbst wenn Richenza davon erführe, würde sie kein Aufhebens darum machen. «
    Das Mädchen schien nicht zum ersten Mal solch einen Ritt zu tun, denn sie hielt sich gut in der unbequemen Stellung und jammerte nicht, obgleich sie erst gegen Morgen in Jaffa ankamen. Gottfried ritt geradewegs in sein Quartier, half dem Mädchen vom Pferd herunter und erklärte ihr, dass sie von diesem Augenblick an keine Sklavin mehr, sondern frei sei. Sie könne gehen, wohin sie wolle.
    Er tat es aus einem inneren Bedürfnis heraus, denn er hatte sich den ganzen Ritt über wie ein verachtenswerter Sünder gefühlt, aber zugleich war ihm klar, dass die junge Sklavin kein Wort von dem verstand, was er ihr so aufgeregt erzählte. Sie lächelte und lief bereitwillig hinter ihm her, als er ins Haus trat.
    Er führte sie in die Wirtschaftsräume und weckte die Mägde auf, denen er befahl, das Feuer anzufachen und dem Mädchen trockene Kleider zu verschaffen. Danach begab er sich in den Raum, in dem er sich mit seinen Habseligkeiten eingerichtet hatte, zog Stiefel, Obergewand und Hemd aus und legte sich todmüde zum Schlafen nieder.
    Er sank für eine gute Weile tief hinunter in das Reich des Vergessens, dorthin, wo kein Gedanke und keine Vorstellung gelangen, dann trieb es ihn aus der angenehmen Dunkelheit empor, und er sah Bilder von berückender Schönheit. Eine Insel erstand vor seinen Augen, von zartblauen, klaren Fluten umspielt, darauf erhob sich ein Berg bis hinauf in den Himmel. Ein schmaler Pfad zog sich in steilen Kehren den Berg hinauf, verschwand oben im Nebel, der sich mit den weißlichen Wolken vereinigte, und Gottfried verspürte eine unstillbare Sehnsucht, diesem Pfad zu folgen. Nichts war verlockender, als diesen Gipfel zu erreichen, der so geheimnisvoll verhüllt war. Er spürte das kühle Kitzeln der Wellen an seinen Beinen, als er in die Fluten stieg und hinüber zur Insel watete. Sacht und zärtlich bewegte sich das Wasser an seiner Haut, netzte flüsternd den felsigen Strand der Insel. Er wollte an Land gehen, doch die Wellen ließen ihn nicht aus ihrer Macht, stiegen höher hinauf und erreichten seine Schenkel, berührten den Bauch, umspielten seine Männlichkeit. Es gefiel ihm und er verharrte eine Weile, den Blick voller Sehnsucht auf den Gipfel des Berges gerichtet, wo sich im Nebel ein Gesicht zeigte, ein schlanker Körper, ein Name, der nicht genannt werden durfte …
    Er fuhr erschrocken aus dem Schlummer und stieß die Hände des Mädchens, die sein Glied streichelten, wütend zurück.
    » Verschwinde! « , krächzte er heiser. » Was hast du hier zu suchen? «
    Sie stieß einen leisen überraschten Laut aus, vermutlich hatte er ihr wehgetan, was er auf der Stelle bereute. Bevor er sich näher erklären konnte – sie hätte ihn sowieso nicht verstanden –, glitt sie zurück und verharrte kniend neben seiner Lagerstatt. Offensichtlich war sie es gewohnt, von ihren Besitzern schlecht behandelt zu werden.
    » Geh! Leg dich schlafen. Ich brauche dich nicht. «
    Er begleitete den Befehl mit einer eindeutigen Armbewegung, bemühte sich jedoch um einen freundlichen Ton. Sie schien verstanden zu haben, denn sie stand auf und lief davon.
    Eine Weile lag er mit offenen Augen da, unsicher, ob er es wagen sollte, in die süßen Gefilde seiner Träume zurückzugleiten. Schließlich war die Müdigkeit allzu groß, und er sagte sich, dass er weder ein Mönch noch ein Heiliger war, sondern ein Kämpfer für sie Sache der Christenheit, der seinen Schlaf brauchte. Selbst wenn ihm solche Träume von Satan, dem Versucher, geschickt worden waren, würden sie ihn gewiss nicht um die ewige Seligkeit bringen, da er niemals das Gelübde der Keuschheit abgelegt hatte.
    Doch der nächtliche Abgrund nahm ihn dieses Mal auf, ohne sein Gemüt mit Träumen zu belästigen, er zog den Ritter Gottfried in seine dunkle Tiefe und schenkte ihm Erlösung.
    Er erwachte, weil ihm kalt war, da er die Decke im Schlaf von sich geworfen hatte. Es musste schon gegen Mittag sein, auf dem Fenstersim lag zitternd ein hellgoldener Sonnenstrahl, der sich gleich wieder auflöste. Am Himmel zogen Wolken auf – es würde bald regnen. Gottfried verspürte wenig Lust, sich zu erheben, auch keinen Hunger, da sein

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