Die Braut des Kreuzfahrers
war eifrig bemüht, Kinn und Wangen seines Herrn von den dunkelblonden Bartstoppeln zu befreien, da ließ sich Roger von Konrad ankündigen. Natürlich fragte er nicht, ob sein Besuch auch genehm war, er schob den Vorhang beiseite, grinste über den Herrn von Perche, der seine Wange vertrauensvoll seinem Knappen hinhielt, und stiefelte in den Raum hinein.
» Pass nur auf, dass er dir nicht zu viel abschneidet, Freund! «
Gottfried hatte wenig Lust auf solche Witze, zumal Konrad ihn bereits zweimal ins Kinn geschnitten hatte und das Blut auf das frisch gewaschene grüne Obergewand gelaufen war.
» Und du sieh dich vor, dass du nicht zu viel aufschneidest, Freund! «
» Wie meinst du das? «
Roger schob unbeeindruckt Gottfrieds regenfeuchte und schlammbespritzte Gewänder der gestrigen Nacht beiseite, um sich auf dem Hocker niederlassen zu können. Gottfried konnte nicht sofort antworten, weil der Knappe ihn bei der Nase gefasst hielt und das Rasiermesser über seine Oberlippe schabte.
» Bei deiner Schilderung der Schlacht ist dir wohl entfallen, dass du gar kein Pferd hattest. Du warst als Fußkämpfer dabei, oder nicht? «
Roger knurrte ärgerlich und erklärte, dass er in seinem Leben zahllose Kämpfe zu Pferd bestanden habe. Es war nicht seine Schuld, dass die arme Stute krepieren musste – im Grunde war es auch ohne Belang. Er war ein Ritter – also kämpfte er hoch zu Ross.
» Du wirst ihr das doch nicht erzählen, oder? « , erkundigte er sich besorgt.
Gottfried sog befreit die Luft ein, als der Knappe seine Nase freigab. Dann prüfte er die gekürzten Bartstoppeln auf seinen Wangen und nickte Konrad zufrieden zu.
» Weshalb gehst du nicht zu dem Barbier drei Gassen weiter? Er weicht den Bart mit heißer Lauge auf, und deine Wangen sind nach der Rasur glatt wie ein Weiberarsch. «
» Kein Bedarf « , gab Gottfried ärgerlich zurück. » Aber weil du gerade von den Weibern redest … «
» Du meinst die kleine Sarazenin? Hör zu, mein Freund, die Sache ist so gewesen … «
Das Mädchen Leila habe sich mitten in der Nacht in sein Gemach verirrt, nass, halb erfroren, und geweint habe sie auch. Er sei kein Unmensch, habe das arme Ding getröstet und gewärmt, das sei schon ein Gebot der Nächstenliebe gewesen und Christenpflicht dazu – Gottfried könne sich keinesfalls darüber beschweren. Gewiss, Gottfried habe die Kleine geschenkt bekommen, aber er müsse auch bedenken, dass er bei den anderen Kreuzfahrern mit solchen Geschenken nur Unmut errege, man sei schlecht auf Richard Löwenherz und seine üppigen Gelage mit al-Adil zu sprechen. Das Leben in Jaffa sei zwar angenehm, aber leider recht teuer und vor allem die französischen Ritter hätten schon eine Weile keinen Sold mehr erhalten …
» Wenn wir gerade dabei sind, Freund « , fuhr Roger mit verschämtem Grinsen fort. » Auch meine Mittel sind erschöpft, dieser Drecksjude hat mir für einen goldenen Becher gerade einmal drei Besants gegeben, stell dir vor, ein Becher aus reinem Gold, den ich in Akkon erbeutet hatte. «
Er bat seinen guten Freund, den Ritter Gottfried von Perche, ihm mit einigen Goldmünzen auszuhelfen, und gestand freimütig, dass er das Geld für das Mädchen benötige.
» Ich nehme sie freiwillig, weil du sie ja doch nicht haben willst « , rief er eifrig. » Ein süßes, kleines Ding – genau nach meinem Geschmack. Könnte mir sogar vorstellen, sie eines Tages mit nach Frankreich zu nehmen. «
» Und deine Ehefrau? «
Roger schnaubte verächtlich und erklärte, seine Ehefrau seit Jahren nicht mehr beschlafen zu haben, worüber sie nicht gerade traurig sei. Wenn er sich eine Kebse mitbrachte, dann hatte Fredegunde das Maul zu halten.
» Die kleine Leila hat eine Menge durchgemacht, und ich möchte ihr eine Freude bereiten. Außerdem soll sie nicht glauben, dass ich ein armer Schlucker sei. Ein seidenes Gewand, ein Paar bestickte Pantöffelchen, vielleicht ein wenig Schmuck, die Weiber sind ja leicht zufriedenzustellen … «
Das Gelächter seines Freundes Gottfried brachte ihn keineswegs aus der Fassung. Stattdessen erzählte er, dass die arme Leila auf dem Weg von Akkon nach Tyros von Sarazenen geraubt worden sei. Eine ganze Reisegruppe hätten diese muselmanischen Schweine überfallen, darunter vier unglückliche Nonnen und zwei junge Frauen, die in Tyros Verwandte besuchen wollten. Alle habe man in die Berge verschleppt und vergewaltigt – nur Leila und ihre Freundin Sulamith seien einigermaßen glücklich
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