Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
Vom Netzwerk:
hungrig, und die Geduld, die er sonst an den Tag legte, stieß an ihre Grenzen.
    » Nur allein dem Papst zuliebe ist ganz sicher keiner von uns hierhergekommen « , behauptete Roger. » Und wenn er es tat, dann ist er ein Narr. «
    Gottfried schwieg betroffen. Noch vor einigen Monaten hätte er darauf eine eindeutige Antwort gewusst. Inzwischen fragte er sich, ob er selbst reinen Herzens behaupten konnte, nur aus gottgewollter Frömmigkeit ins Heilige Land gereist zu sein. Hatte nicht auch ihn die Lust am Abenteuer geleitet? Der Drang, sich mit anderen im Kampf zu messen? Vielleicht auch die Hoffnung auf Beute, um nicht mit leeren Händen zu Richenza zurückzukehren?
    » Es ist das Recht eines Ritters, nach gewonnenem Kampf Beute zu machen « , sagte er gedehnt. » Aber es ist eines adeligen Ritters unwürdig, nur allein um der Beute willen zu kämpfen. «
    Er hörte Roger leise lachen und ärgerte sich darüber.
    » Gewiss, mein guter Freund « , gab Roger in spöttischem Ton zurück. » Wir streiten für die Unschuldigen und die Schutzlosen, für Witwen und Waisen und … verdammt, den Rest habe ich vergessen, ist schon lange her, dass ich meinen Ritterschlag erhielt. «
    » In der Tat – das Wichtigste hast du vergessen, denn wir streiten für Gott den Herrn! «
    » Ja, richtig. Das war mir tatsächlich entfallen. Wir hocken für Gott den Herrn hier im Schlamm und halten diesen verfluchten Pfosten umklammert, für Gott den Herrn knurren unsere Mägen und für Gott den Herrn werden noch etliche von uns am Fieber verrecken. «
    » Hör auf! « , rief Gottfried zornig. » Wie kannst du solch lästerliche Reden führen! Wenn dich der Knappe hört … «
    » Der ist ein kleiner Judenbengel und kann mich ruhig hören. «
    Als wollten auch Sturm und Regen gegen diese Gotteslästerung antreten, hob in diesem Moment ein heftiger Windstoß die Zeltplane, und die beiden Männer mussten alle ihre Kräfte aufwenden, um den Wetterschutz festzuhalten.
    » Hör zu, Gottfried « , begann Roger aufs Neue, als der Sturm sich gelegt hatte. » Ich war ein wenig heftig, das passiert mir im Zorn, du kennst mich ja. «
    » Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, denn du bist es, der die Sünde auf sich nehmen muss « , gab Gottfried unfreundlich zurück. Er hatte jetzt genug und nahm sich vor, einfach keine Antwort mehr zu geben.
    » Es ist dieses Mädchen. Du weißt, welche ich meine. Sie geht mir nicht aus dem Kopf, Gottfried. «
    Schweigen. Was würde er jetzt wohl noch für Unsinn schwatzen. Gottfried, der eben noch ärgerlich gewesen war, begann sich jetzt Sorgen um Roger zu machen. Tatsächlich war er in Jaffa wie besessen von dieser Sarazenin gewesen, hatte sich in Schulden gestürzt und allerlei überflüssiges Zeug gekauft, um seiner Leila zu gefallen.
    » Sie ist etwas ganz Besonderes. «
    Auch darauf mochte er keine Antwort geben. Das Mädchen war nicht hässlich, aber keineswegs etwas Besonderes. Gottfried fand vielmehr, dass die Kleine sehr schlau war und ihren Liebhaber gehörig ausnutzte. Ein ehrbares Mädchen war sie jedenfalls nicht.
    » Lachst du mich aus? « , wollte Roger wissen, da er in der Finsternis das Gesicht seines Freundes nicht erkennen konnte.
    » Nein. «
    Roger schwieg ein Weilchen und schien darüber nachzusinnen, ob er die Antwort glauben konnte. Der Sturm heulte eine boshafte Melodie in den Felsen, neben ihnen vernahm man das friedliche Schnarchen eines Schläfers.
    » Ich habe darüber nachgegrübelt, warum ich mich eigentlich hier herumtreibe « , fuhr Roger fort. » Und du wirst es kaum glauben – ich wusste es nicht mehr. Nur eines war mir plötzlich klar: dass ich dieses Mädchen nicht mehr von mir lassen werde. Sie ist mehr wert als alle Schätze und alles Gold. «
    Der kleine Knappe hustete. Er hatte sich im Schlaf zusammengekauert, sein Kopf lag auf Gottfrieds Knien.
    » Hast du schon einmal solch ein Weib gekannt, Gottfried? Eine, für die du alles gegeben hättest, was dein ist? «
    Er schaffte es tatsächlich, Gottfried in Bedrängnis zu bringen. Es lag daran, dass der Herr von Perche nur ungern eine Lüge aussprach. Es gab tatsächlich jemanden, der ihn so tief berührt hatte, dass er zum Narren hätte werden können, doch er war klug genug gewesen, dieser Versuchung zu entkommen. Zum Glück wartete Roger nicht auf sein Geständnis, da er viel zu sehr mit den eigenen Gedanken beschäftigt war.
    » Wenn wir Jerusalem erobert haben, Gottfried, dann nehme ich meinen Anteil an der Beute und

Weitere Kostenlose Bücher