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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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reise mit Leila zurück in die Heimat. Alles, was ihr Herz begehrt, soll sie haben. Seidene Gewänder und goldenes Geschmeide, zierliche Pantöffelchen, Haarreifen aus Silber und Pelze gegen die Kälte. Ein Haus will ich für sie bauen, eine Burg, in der ich mit ihr leben will. «
    Wie konnte ein Mensch sich innerhalb kurzer Zeit so verändern? Gottfried fasste es nicht – Roger de Briard, der raue Geselle, der die Weiber als Ausgeburten des Teufels bezeichnet hatte, der seine eigene Ehefrau mit Verachtung behandelte und ein häufig gesehener Gast der Hurenhäuser war – dieser Mann hatte sich in den Netzen der Liebe verfangen. Gottfried bedauerte ihn, wie er auch einen Kranken bemitleidet hätte, denn das Mädchen war diese bedingungslose Hingabe nicht wert.
    » Und du? «
    Rogers Frage kam aus der Dunkelheit, aber Gottfried wusste, dass sie von einem amüsierten Grinsen begleitet wurde.
    » Ich? Ich werde auch in die Heimat zurückkehren. «
    » Mit der süßen Tiessa? «
    » Schweig! « , zischte Gottfried. » Schweig und denke daran, dass du mir einen Eid geschworen hast. «
    » Schon recht « , knurrte Roger beleidigt. » Das ist wahre Freundschaft. Ich war offen und ehrlich zu dir, habe dir von Dingen erzählt, die ich nicht einmal einem Priester anvertrauen würde. Aber du bestehst darauf, mir den frommen Gottfried vorzugaukeln. «
    Er hätte schweigen sollen, doch der Zorn schoss nun so gewaltig in ihm hoch, dass er seinem Freund gerne eine Maulschelle gegeben hätte. Es war nicht das erste Mal, dass Roger ihn spöttisch den » frommen Gottfried « nannte.
    » Hüte deine Zunge, Roger de Briard! «
    » Wie sehr du dich ereiferst, wenn es um die schöne Tiessa geht. «
    » Ich ereifere mich nur über deine Unverschämtheiten. «
    Gottfried spürte, dass Konrad sich bewegte, der Junge hustete und versuchte, durch die verstopfte Nase zu atmen, was jedoch nicht gelang. Die Erkältung hatte den Ärmsten böse erwischt. Gottfried strich sacht über Konrads nasses Haar und bereute, im Zorn zu laut geredet zu haben.
    » Die Magd Tiessa ist zurück ins Perche gereist « , stellte er klar.
    » Ins Perche? Da schau an. Du willst sie also in deiner Nähe behalten, wie? «
    Dieses Mal gelang es Gottfried, gelassen zu bleiben, doch er konnte nicht umhin, seinem Freund den Spott mit gleicher Münze heimzuzahlen.
    » Gewiss. Sie und ihre Freundin Dinah, die beide unter meinem Schutz stehen. Du erinnerst dich an die junge Sarazenin, die Tiessa so schlagkräftig vor deiner sündigen Gier bewahrt hat? «
    Jetzt war es Roger, der eine Weile zögerte. Er hatte weder den Namen seines Opfers gekannt, noch wusste er, dass sie sich im Gefolge des Grafen aufhielt.
    » Dinah und Tiessa « , sagte Roger schließlich und lachte leise. » Schwarze und blaue Augen. Der geheimnisvolle Orient und der Zauber des Okzidents. Die Hügel von Nogent-le-Rotrou und die weißen Städte von Outremer. Alles zugleich auf deinem Lager – du bist ein ganz gerissener Bursche, mein frommer Freund. «
    Gottfried gab es auf, er taugte nicht zum Spötter. Verbissen hielt er den Zeltpfosten mit beiden Händen fest, obgleich seine Arme schon steif waren und er kaum noch Gefühl darin hatte. Es war Zeit, die Kameraden zu wecken und sich ablösen zu lassen. Auch Roger schien dieser Meinung zu sein, denn Gottfried vernahm sein herzhaftes Gähnen.
    » He – Gilbert! Guillaume! « , rief Roger. » Wir sind an diesem Dreckspfosten schon fast festgewachsen. «
    Man hörte die Genannten leise ächzen, Gilbert murmelte einen bösen Fluch, während Guillaume die Gottesmutter anrief. Kurz darauf spürte Gottfried die eiskalten Hände eines der beiden Kameraden, die sich dicht neben den seinen um den hölzernen Pfosten schlossen. Er wartete noch eine kleine Weile, bis auch der andere zu sich gekommen war und seine Aufgabe erfüllte, dann ließ er den Stab los und rieb sich die erstarrten Arme. Der Sturm hatte ein wenig nachgelassen, dafür trug er jetzt Regen mit sich, der gegen die Zeltplane klatschte und seinen Weg ins Innere des Unterstandes fand. Gottfried musste seinen Ruheplatz zweimal wechseln, da ihm ein kaltes Rinnsal ins Genick rieselte. Auch den Jungen zog er mit sich, damit Konrad nicht im Schlaf durchweicht wurde.
    » Ist es schon Morgen? « , murmelte der Kleine.
    » Schlaf. «
    » Es geht nicht, Herr. Meine Nase ist verschlossen. «
    Gottfried fielen vor Erschöpfung die Augen zu, dennoch erinnerte er sich nun an den braunen Sud aus Zwiebeln, den eine

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