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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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alte Burgmagd daheim immer gegen den Husten gekocht hatte. Zwiebeln halfen auch gegen verstopfte Nasen und …
    » Herr? «
    » Was ist denn? «
    » Ach nichts – verzeiht … «
    Konrad schien erst jetzt zu begreifen, dass sein Herr todmüde war und Schlaf benötigte.
    » Nun sag schon. Rasch … «
    Der Junge hustete, und Gottfried spürte voller Mitleid, wie der kleine Körper krampfartig hin und her geworfen wurde. Er dachte an Bertran, der nur wenige Jahre älter als Konrad war und jetzt möglicherweise als Sklave schuften musste. Vielleicht war er auch gar nicht mehr am Leben, der arme Junge …
    » Diese beiden Namen … ich habe sie schon gehört. «
    » Welche Namen? «
    » Dinah und Tiessa. «
    Gottfried konnte sich keinen Reim darauf machen, dennoch durchzog ein kleiner Schrecken seine Brust.
    » Versuche zu schlafen, Konrad. «
    » Ich habe sie von Leila gehört, Herr. Wir haben oft geredet, weil sie doch die Sprache der Franken nicht kennt. Sie wollte wissen, ob der Herr von Briard viele Reichtümer besitzt und wo seine Heimat ist, wie es dort wohl aussieht und ob er eine Ehefrau hat. All diese Dinge sollte ich bei seinen Kameraden erfragen. «
    » So, so … «
    Die schlaue Leila hatte also über ihren Liebhaber Erkundigungen eingezogen. Vermutlich hatte sie bereits schlechte Erfahrungen gemacht, so mancher log einem solchen Mädchen das Blaue vom Himmel herunter und machte sich auf Nimmerwiedersehen davon.
    » Wenn wir beieinandersaßen, haben wir auch von anderen Sachen geredet. Sie erzählte von dem schrecklichen Überfall auf dem Weg nach Tyros, von den Klosterfrauen und den beiden Mädchen, die die Sarazenen mitgenommen haben. Dinah und Tiessa hießen sie. Leila fand den Namen Tiessa so merkwürdig, sie hatte ihn noch nie zuvor gehört. «
    » Du musst dich irren, Konrad. Vielleicht hast du das nur geträumt. «
    » Ich glaube nicht, Herr. Ich konnte nicht schlafen und war die ganze Zeit über wach. «
    Alles in Gottfried wehrte sich dagegen, an eine solche Katastrophe zu glauben. Es war unmöglich. Tiessa und Dinah waren niemals zu Fuß nach Tyros gelaufen. Weshalb auch? Sie waren von Akkon aus direkt nach Marseille gesegelt und von dort auf dem Landweg hinauf ins Perche gegangen. Gewiss hatten sie sich einer heimkehrenden Pilgergruppe oder einigen Kaufleuten angeschlossen, vielleicht hatte sich auch eine Gesellschaft adeliger Kreuzfahrer gefunden, die das Heilige Land verließen. Tiessa und Dinah – es musste eine Verwechslung sein. Der Junge war krank, er fieberte – ganz sicher hatte er alles durcheinandergebracht.
    Gottfried fühlte, wie der Schrecken sein Blut in Wallung brachte und es ihm trotz der Kälte und der feuchten Gewänder warm wurde. Wenn es nun doch die Wahrheit war? Tiessa in den Händen der Sarazenen? Als Sklavin auf einem Markt zur Schau gestellt. Nackt und schutzlos ihrem Besitzer ausgeliefert, vielleicht sogar längst … Jetzt durchfuhr ihn anstatt der Wärme wieder eisige Kälte, und er wehrte die Bilder ab, die in seinem aufgeregten Geist vorüberzogen. Eine junge Adlige war vor nicht allzu langer Zeit in die Hände der Feinde geraten, man hatte die Unglückliche eine ganze Nacht lang geschändet und sie am Morgen hingerichtet.
    Aber nein – es war ein Irrtum. Fort mit diesen grausigen Fantasien, sie waren nichts als Gespenster. Tiessa und ihre Freundin waren in Sicherheit, er sorgte sich ganz umsonst. Großer Gott – Roger hatte nicht unrecht, er ereiferte sich tatsächlich mehr als notwendig, wenn es um Tiessa, die Tochter seines Verwalters, ging.
    Er beschloss, vorerst kein Wort mehr über diese Sache zu verlieren. Wenn die Heilige Stadt erobert war, wollte er gemeinsam mit Roger zurück nach Jaffa reisen. Dort würde er Leila befragen, und ohne Zweifel würden sich seine Sorgen als unbegründet erweisen.
    Beim ersten Morgenlicht ließ Richard Löwenherz zum Aufbruch blasen, und es gab niemanden, der nicht heilfroh darüber war. Alles war besser, als in dieser elenden feuchten Kälte zu erstarren. Sogar das Marschieren gegen den Sturm war eine Wohltat, denn man konnte sich wenigstens bewegen. Zwei arme Rösser mussten geschlachtet werden, ein Maulesel war samt seiner Last verschwunden, sodass man fürchten musste, dass er in der Nacht von einem Felsen in den Abgrund gestürzt war. Mehrere der Ritter hielten sich nur mit Mühe auf ihren Pferden, Fieberschauer schüttelten sie, aber dennoch waren sie guten Mutes. Die Aussicht, die Heilige Stadt Jerusalem zu befreien,

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