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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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dass er sein Pferd bestieg, das er bisher dem Knappen überlassen hatte. Konrad hatte sich inzwischen erholt, er hustete nur noch selten und schritt munter aus, denn er hatte es eilig, das Lager in Ramla zu erreichen. Der rothaarige Knabe war einer der wenigen, die mit der Entscheidung des Feldherrn Richard Löwenherz hochzufrieden waren – ersparte sie ihm doch weitere schreckliche Tage und Nächte im Kreuzfahrerheer. Niemals wieder – so versicherte er Gottfried – wolle er an einem Kriegszug teilnehmen, er sei für solche Strapazen nicht gemacht und wolle lieber ein Kaufmann oder ein Gelehrter werden.
    Im Lager von Ramla brach der unter den Kreuzfahrern schwelende Streit mit aller Heftigkeit aus. Wozu hatte man nun all die Mühsal auf sich genommen? Wozu mussten Ritter und Knechte ihr Leben lassen, von den verlorenen Rössern gar nicht zu reden?
    » Verdammt – wir hätten gemütlich in Jaffa bleiben können « , schalt auch Roger. » Ich könnte jetzt in Leilas Armen liegen – stattdessen krieche ich hier im Schlamm herum und fresse wässrigen Gerstenbrei. «
    » Nach Askalon will der Heerführer ziehen « , warf der alte normannische Ritter ein. » Es ist klug, zuerst alle Küstenstädte zu erobern und dann erst den Blick nach Jerusalem zu richten. «
    Gottfried sah dem alten Mann an, dass er nur aus Treue zu seinem König solche Gründe ins Feld führte. Neben den englischen Rittern waren die Normannen als die tapfersten Gefolgsleute des Richard Löwenherz bekannt, was daher rührte, dass der König der angevinischen Länder zugleich der Herzog der Normandie war. Die französischen Ritter waren jedoch anderer Ansicht – wieso sollten sie jede Laune des englischen Königs mitmachen, der ihnen kaum noch Sold bezahlte? Löwenherz hatte sie genarrt und um den Ruhm betrogen, Befreier der Heiligen Stadt zu sein.
    Die Küstenstadt Askalon lag im Süden – weit weg von Jaffa und Akkon. Gewiss versprach die befestigte Stadt einige Reichtümer, möglicherweise war ihr Besitz auch von strategischer Bedeutung. Aber was war Askalon gegen das heilige Jerusalem?
    » Hugo von Burgund will sich von Löwenherz trennen und zurück nach Jaffa reiten « , trug man Gottfried zu. » Jeder, der wie er die Willkür des Engländers satthat, schließe sich ihm an. «
    Roger ließ sich das nicht zweimal sagen – ihn zog es sowieso mit starken Banden nach Jaffa zu seiner Leila, und auch Konrad war begeistert, das unwirtliche Bergland verlassen zu können. Gottfried hatte eine Weile gezögert, denn trotz seiner maßlosen Enttäuschung hielt er noch immer große Stücke auf den Feldherrn Richard Löwenherz. Es war gewiss nicht unklug, die Küstenstädte zu erobern, um sich den Nachschub zu sichern und so das Königreich Jerusalem Stück für Stück aus den Händen der Sarazenen zu befreien. Er, Gottfried, war hierhergekommen, um als Ritter für die Sache der Christenheit zu streiten. Weshalb also sollte er seinen Heerführer verlassen und zurück nach Jaffa reiten? Etwa, um dort nach einem Trugbild zu suchen? Einer Fieberfantasie seines armen Knappen? Tiessa war gewiss schon drüben in Marseille.
    » Also was ist mit dir? « , wollte Roger wissen. » Ich will ja nur für einige Tage nach Jaffa, um nach meinem Mädchen zu sehen. Dann brechen wir nach Askalon auf – schließlich bin ich bei dir in der Kreide und muss mir ein paar goldene Becher erobern! «
    » Du hast recht, Roger. Reiten wir nach Jaffa. «
    Sie erreichten die Stadt gegen Abend, als der feurige Sonnenball ins Meer sank und Gärten, Wälder und die weite Fläche der See für kurze Zeit blutrot erschienen. Auch die weißen Häuser, die Kirchen und Minarette sowie die neu erbauten Festungsmauern waren von der untergehenden Sonne gefärbt, sodass die Stadt für diese wenigen Augenblicke zu glühen schien, als sei eine Feuersbrunst über sie hinweggezogen.
    » Wie schön das aussieht « , rief Konrad, der auf einem Maultier hinter ihnen herritt. » Alles hat die Farbe von süßen, reifen Orangen. «
    Er lachte vor Freude, denn Roger war bereit, ihn in seine Dienste zu nehmen. Schon weil er noch nicht genug Arabisch sprach, um alle Wünsche seiner Leila zu verstehen, aber auch, weil Leila an dem kleinen Judenbengel wohl einen Narren gefressen hatte. Er sollte bei ihr bleiben, sie bedienen und ein wenig auf sie aufpassen, solange Roger in Askalon kämpfte. Später würde er ihn mit in die Heimat nehmen, wo er ganz sicher sein Glück machen würde.
    Gottfried musste am

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