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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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französisch sprechen zu können, dass er nicht weiter über Sinn und Unsinn des Gesagten nachdachte.
    Er führte sie an einem kunstvoll gemauerten und bemalten Portal vorüber, das von zwei schlanken Türmen flankiert wurde – eine Moschee. Gleich daneben befand sich ein großes, schmuckloses Gebäude mit einem breiten Eingang.
    » Das ist das Spital « , sagte Petrus Habakus und wies mit einer weit ausholenden Bewegung zu dem kastenförmigen Gebäude hinüber. » Du siehst nur einen Teil davon, weil die Säle und Pavillons weiter hinten liegen. Sie ziehen sich bis zum Fluss hinunter, von Gärten und Wasserläufen umgeben. «
    Auch diese Erklärung erschien ihr ungereimt. Ein Spital war ein Ort für Reisende und Kranke, die Hospitaliter führten solche Häuser für die Pilger. Doch keines davon besaß Gärten und Pavillons wie ein Sultanspalast.
    Sein Domizil befand sich in einem kleinen Häuschen gleich um die Ecke. Es war einer von unzähligen Läden, die dicht nebeneinanderlagen und offensichtlich alle irgendwelche Arzneien, Gewürze und Absonderlichkeiten anboten. Ein braunhäutiger Knabe im hellen Burnus hockte vor dem Geschäft auf dem Boden, um die vielen, in kleinen Körbchen und Schüsseln ausgestellten Kräuter, Nüsse und schrumpligen Knollen zu bewachen. Drinnen stand ein Kessel auf der Feuerstelle, in dem ein junger Bursche herumrührte. Der schwere harzige Geruch nahm Tiessa fast den Atem, sodass sie das nun folgende Donnerwetter ohne große Anteilnahme verfolgte. Es schien, als sei Meister Petrus Habakus mit dem Sud seines Angestellten nicht zufrieden, denn er riss ihm den langen Rührstab aus den Händen und prügelte damit auf den unglücklichen Burschen ein.
    Wie jähzornig er war. Und wie lächerlich er aussah, wenn er so umhersprang und seine dürren Arme schlenkerte. Der Gedanke, dass dieser Arzt sie auf sein Lager befehlen könnte, ließ sie erschauern.

41
    R equiem aeternam dona ei, Domine …«
    Gottfried neigte das Haupt und bemühte sich, seine Gedanken auf die Worte des Priesters zu richten. Es war nicht einfach, da der Regen mit aller Macht auf sie herunterprasselte und der aufspritzende Schlamm ihre Gewänder beschmutzte. Gottfried hatte den Mantel über den Kopf gelegt, auch der Priester schützte Haar und Gesicht mit einem Zipfel seines Gewands vor dem kalten Guss, dennoch rann ihnen das Wasser von Kinn und Nasen.
    » Et lux perpetua luceat ei … «
    Der Priester unterbrach sich, weil er husten musste. Neben der offenen Grube, in die man die sterblichen Reste des Ritters Roger de Briard gelegt hatte, warteten zwei Männer in groben, schmutzigen Kleidern, die den Regen mit verblüffender Gleichgültigkeit an sich herunterlaufen ließen. Gottfried hatte sie am Hafen aufgetrieben und guten Lohn für diese leichte Arbeit geboten, auch dem Priester hatte er ein schönes Sümmchen gegeben. Das war er seinem Freund Roger schuldig, der auf solch unglückselige Weise zu Tode gekommen war. Schlimm genug, dass er keinen Sarg hatte erwerben können und der Leichnam nach Gewohnheit der Sarazenen in Tücher eingewickelt der Erde übergeben wurde.
    » Requiescat in pace … Amen! «
    Der Priester war ein Johanniter und trug Kettenhemd und Schwert unter dem dunklen Umhang, da er fürchtete, außerhalb der Stadtbefestigung einer umherstreifenden Sarazenenpatrouille in die Hände zu fallen. Er war Gottfried von seinen Mitbrüdern empfohlen worden, doch er hatte lange nach ihm suchen müssen und ihn schließlich in einer Taverne in übler Gesellschaft gefunden. Immerhin hatte er dem Grafen versichert, Roger de Briard gut gekannt zu haben. Bei Arsuf habe er dicht neben ihm gekämpft und mit ihm gemeinsam mehr als zwanzig Sarazenen niedergemacht. Wer habe da geglaubt, dass Gott den mutigen Kreuzfahrer so bald zu sich rufen würde.
    Gottfried hob ein wenig den Kopf und sah, dass der Priester das Zeichen des Kreuzes machte und zur Seite trat, wobei er knöcheltief im Schlamm versank. Die Worte, die er jetzt vor sich hin murmelte, waren vermutlich keine Fürbitten für die Seele des Verstorbenen, doch Gottfried war zu bekümmert, um sich mit diesem Menschen zu streiten. Und wenn man es genau nahm, so war sein Freund Roger zwar ein guter Christ, aber keineswegs ein Heiliger gewesen – ein paar Flüche würden seine unsterbliche Seele schon nicht aus der Bahn werfen.
    Trotz des Unwetters blieb Gottfried neben dem Grab stehen, bis die beiden Männer es vollständig zugeschaufelt hatten und ein länglicher

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