Die Braut des Kreuzfahrers
stürzte, und dass die kleine Ader an seiner linken Schläfe angeschwollen war. Ihr Herr hatte Kopfschmerzen. Ausgerechnet in dieser Nacht, da so viel für ihn auf dem Spiel stand, waren die schlimmen Krämpfe gekommen.
Voller Mitleid setzte sie sich auf und überlegte, ob sie nicht in die Küche gehen sollte, um ihm ihre Hilfe anzubieten. Doch sie wusste auch, dass er sehr zornig werden konnte, wenn ihn jemand in diesem Zustand belästigte, und so beschloss sie, den Versuch besser nicht zu wagen. Wenn er sie benötigte, würde er sie ohne Zweifel zu sich rufen.
Sie erwachte erst spät am folgenden Morgen und wunderte sich darüber, dass es im Haus so still war. Nach einigem Suchen fand sie Chalif Omar in tiefem Schlaf zwischen Gewürzschachteln und Amphoren mit Olivenöl – da ihn niemand geweckt hatte, war auch der Laden noch geschlossen. In der Küche hockten Esra und Musil beim Feuer und warfen ihr hilflose Blicke zu. Zerbrochenes Geschirr lag am Boden, überall standen aufgerissene Schachteln und Töpfchen, deren Inhalt teilweise ausgelaufen war und in breiten Lachen auf dem Tisch stand. Undefinierbare Mixturen befanden sich in Kesseln und Töpfen, Kräuterbündel und allerlei zerschnittene Pflanzenteile bedeckten den Boden. Petrus Habakus hatte die Küche in der Nacht in ein Schlachtfeld verwandelt.
» Viel gut Arznei. Wir besser nicht aufräumen … «
» Wo ist der Herr? «
Sie zogen die Schultern hoch, winkelten die Arme an und drehten die Handflächen nach außen – das bedeutete, dass sie keine Ahnung hatten. Auch Chalif Omar, der jetzt verschlafen und sich die Augen reibend in die Küche stolperte, wusste nicht, wo der Herr geblieben war. Im Laden war er zumindest nicht gewesen.
» Schau in der Kammer nach … «
Doch auch in seinem dunklen Versteck, in das er sich zurückzog, wenn ihn der Kopfschmerz plagte, war Petrus Habakus nicht, ebenso wenig unten im Vorratskeller. Dafür vermeldete Chalif, das schöne Übergewand des Herrn aus Seidenbrokat und seine runde bestickte Kappe aus feinem rotem Sammet seien ebenfalls verschwunden. Der Arzt war trotz der bösen Krämpfe zur Zitadelle gegangen, um dem Sultan seine Arznei in höchsteigener Person zu bringen.
» Er wird sicher bald zurückkommen. Chalif – schließ den Laden auf, draußen stehen schon Kunden. Esra – bereite das Essen. Musil, du wirst mir helfen, hier etwas Ordnung zu machen. «
Die drei waren sehr froh, dass jemand das Heft in die Hand nahm und ihnen sagte, was zu tun war. Tiessa entschied, dass die Tränke, die offensichtlich missraten waren, in die Grube hinter das Haus geschüttet wurden. Was an Kräutern und anderen Heilmitteln noch zu retten war, sammelte sie ein und brachte es zurück an Ort und Stelle, die Töpfe wurden gereinigt, die Scherben zusammengekehrt und fortgeworfen. Später saßen sie alle vier in der Küche beieinander und aßen, stellten Mutmaßungen an, wie es dem Herrn dort oben in der Zitadelle wohl erginge und wann er wieder zurückkommen würde.
An diesem Tag sahen sie Petrus Habakus nicht mehr. Tiessa gab die Anordnungen, sagte Chalif, wann er den Laden schließen sollte, zählte die Einnahmen und legte das Geld zu den Büchern auf den Tisch. Sie beschäftigte Esra und Musil mit Aufräumarbeiten, lobte sie für ihren Fleiß, und am Abend erfand sie verschiedene Gründe, weshalb ihr Herr wohl die Nacht auf der Zitadelle verbrachte. Vermutlich wollte der kranke Sultan den Arzt nicht von seiner Seite lassen.
Während die drei Sklaven sorglos auf ihren Lagerstätten schliefen, hockte Tiessa mit angezogenen Knien neben dem ausgebrannten Feuer und konnte vor Unruhe kein Auge schließen. Natürlich konnte es sein, dass der Sultan Petrus Habakus in seiner Nähe behielt, das war nicht ungewöhnlich, schließlich war er krank. Auch ihre Mutter war damals tagelang auf der Burg geblieben, um die Gräfin von ihrer Krankheit zu heilen. Und doch. Irgendetwas stimmte nicht, sie hatte eine böse Ahnung.
Sie sollte recht behalten. Am folgenden Morgen, als sie gerade ein wenig eingenickt war, dröhnten kräftige Faustschläge gegen die Ladentür. Noch benommen vom Schlaf, fuhr sie empor und vernahm eine laute, energische Männerstimme, die Worte verstand sie nur teilweise.
» Die Tür öffnen. Wir suchen den Hakim Petrus Habakus. Öffnet die Tür oder wir schlagen sie ein! «
Chalif zitterte vor Angst und wollte die Tür nicht öffnen, auch Esra und Musil waren nicht dazu bereit, sie hatten sich längst in der
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