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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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sperren, und an eine Flucht war nicht mehr zu denken. Auf der anderen Seite war die Sache nicht ungefährlich, Petrus Habakus hatte ihr deutlich gesagt, was einer entlaufenen Sklavin blühte.
    Wenn ich mich verkleide, dachte sie. Ich brauche nichts als einen langen Gewandrock und eine Pumphose, dazu einen Turban oder irgendeine Kappe. Wenn ich mir das Haar kurz schneide, wird mich jeder für einen Knaben halten …
    Sie stieg über Trümmer und Scherben hinüber in das Zimmer, wo Petrus Habakus seine Bücher aufbewahrte. Die Eindringlinge hatten zwar auch hier gewütet, alle Bücher auf den Boden geworfen und die Kleider aus der Truhe gerissen, aber wenn sie Glück hatte, fand sie noch irgendein Gewand, das sie sich zurechtnähen konnte. Vorsichtig schaute sie sich um, ob auch keiner der drei Sklaven sie beobachtete, dann schob sie den zerfetzten Rest des Vorhangs beiseite und trat ein.
    » Na endlich « , sagte eine männliche Stimme. » Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich, Tiessa. «
    Sie musste sich auf die Truhe stützen, so heftig fuhr ihr der Schreck durch die Glieder. Da saß Petrus Habakus in höchsteigener Person am Tisch, hatte seine geliebten Bücher sorgsam aufgehoben und auf Beschädigungen überprüft.
    » Was tut Ihr hier? « , stammelte sie. » Sie haben nach Euch gesucht. «
    » Ich weiß. Ich war im Haus eines Freundes verborgen und sah zu, wie man meinen Besitz verwüstete. «
    Er lächelte auf die ihr wohlbekannte Art. Bitter und mit einer schmerzlichen Befriedigung, so als habe er ja gewusst, dass die Menschheit schlecht und verdorben war.
    » Momentan bin ich hier so sicher wie in Abrahams Schoß. «
    Sie war anderer Meinung, aber sie widersprach nicht.
    » Wir dürfen keine Zeit verlieren, Tiessa « , sagte er und schloss den vor ihm liegenden Folianten mit einer langsamen, zärtlichen Bewegung. » Ich habe uns Gewänder besorgt, wir beide werden noch heute Nacht die Stadt verlassen. Sei unbesorgt – ich habe Freunde. «
    » Ich verstehe nicht … «
    » Das ist auch nicht nötig. Tu einfach, was ich dir sage. «
    Er schob ihr ein Bündel zu, und als sie es öffnete, fand sie darin zwei Hemden, halblange Gewandröcke, Mützen und zwei Paar Stiefel.
    » Das Zeug ist gewaschen, trotzdem sind Flecke drin « , meinte er grinsend. » Es sind Sachen, die ich bei einem Trödler erstanden habe. Wir werden zwei reisende Kaufleute abgeben, dazu muss ich dir leider die Haare kürzen, aber auf diese Weise wirst du dich in einen hübschen jungen Burschen verwandeln. Meine Freunde geleiten uns bis an die Küste, und dort werde ich dir die Freiheit geben, Tiessa. Das verspreche ich dir. «
    Er kicherte leise, da es ihm Spaß machte, sie zu verblüffen, und wartete ganz offensichtlich darauf, dass sie nun tausend Bedenken und Ängste vorbrachte. Doch zu seiner Enttäuschung sagte sie kein einziges Wort. Stattdessen hob sie die Gewänder in die Höhe, schüttelte sie und prüfte, welches davon ihr wohl besser passen würde.
    » Das blaue ist etwas kleiner geschnitten, es wird dir passen « , meinte er grämlich. » Mir wird das grüne zwar zu weit sein, aber ich will damit ja nicht auf Brautschau gehen … «
    Er kicherte wieder und wollte ihr das grüne Obergewand aus den Händen nehmen, um es anzulegen. Doch sie hielt es so fest, dass er seine Absicht aufgeben musste.
    » Was ist los? « , knurrte er. » Wir haben keine Zeit für Eitelkeiten. «
    Er stutzte, denn ihr Blick war glasig geworden, und ihre Hände zitterten.
    » Hast du jetzt plötzlich Angst? Vergiss nicht, dass dir die Freiheit winkt, wenn wir erst in Tyros sind. «
    » Ich werde Euch nicht begleiten « , sagte sie leise.
    » Stell dich nicht so an. Ich brauche dich, um weniger aufzufallen. «
    » Bei welchem Trödler habt Ihr die Sachen gekauft? «
    » Wozu musst du das wissen? «
    » Es ist ein Zeichen in den Stoff eingestickt. Ein Zeichen, das ich sehr gut kenne … «
    » Was für ein Zeichen? «
    Sie hielt ihm das Gewand hin, und er entzifferte den Buchstaben » P « mit einem roten Winkel darüber. Was für eine alberne Gewohnheit, die Gewänder mit solchen Stickereien zu versehen. Ärgerlich blickte er zu ihr hinüber und stellte fest, dass ihr Gesicht vor Aufregung leuchtete.
    » Der Besitzer dieses Gewandrockes muss hier in Damaskus sein. Ich muss ihn finden … Selbst wenn es mein Leben kostet … «

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    T agelang hatte der bohrende Schmerz in der linken Seite alle anderen Empfindungen überdeckt. Die Schnitte im Oberarm, die

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