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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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und tiefem Schmerz gesprochen, und sie begriff, dass der Kreuzfahrer Gottfried von Perche trotz aller Zweifel fest an seinem Glauben und an seinen ritterlichen Träumen hing.
    » Ich meinte es anders « , sagte sie leise. » Ich frage mich, ob man einen solchen Ort überhaupt besitzen kann. Besitzt Saladin diese Stadt? Würde Richard Löwenherz sie besitzen, wenn es ihm gelänge, sie zu erobern? Nein, sage ich – die Heilige Stadt gehört denjenigen, die sie in ihren Herzen tragen. Sie ist ewig und unvergänglich wie das himmlische Jerusalem, das von Gott dem Herrn und seinen Heerscharen regiert wird. «
    Sie spürte seine Lippen auf ihrer Stirn und wusste, dass ihn ihre Worte getröstet hatten. Und nicht nur ihn, auch ihr selbst gab diese Vorstellung Ruhe und Zuversicht.
    Es blieb nur noch eines zu sagen, sie dachten es beide, doch es war Gottfried von Perche, der es aussprach.
    » Wir haben das irdische und das himmlische Jerusalem gesucht, und Gott hat es gefügt, dass wir keines davon gefunden haben. Nehmen wir es als ein Zeichen. Hier ist kein Ort für uns, Tiessa. Lass uns in die Heimat zurückkehren. «
    » Ich will Euch folgen, Herr, wo immer Ihr auch hingeht. «
    Er lächelte über diese Antwort, die ihm sehr untertänig erschien.
    » Nichts anderes habe ich erwartet, meine süße Geliebte, meine schlaue Gauklerin, meine streitbare Herrin. «
    Sie überließ sich seinem zärtlichen Ansturm, erwiderte seine Küsse und gab sich große Mühe, ihn ihren Kummer nicht merken zu lassen. Gewiss, auch sie sehnte sich nach dem Perche, nach Jordan und Millie, nach dem elterlichen Hof, dem Grab der Mutter. Doch jeder Reisetag, jede Wegstrecke, jeder Schritt brachte sie auch der Trennung näher, denn im Perche würde er sich mit Leidenschaft in die Arme seiner jungen Frau werfen. Er würde seinen Sohn an die Brust drücken, und sollte er eine Tochter haben, würde er auch sie lieben. Sie aber, die er gerade eben noch mit solch zärtlichen Namen bedacht hatte, sie war dann überflüssig, ein unglückseliges Andenken, das er aus dem Heiligen Land mitgebracht hatte und das er so schnell wie möglich vergessen musste.
    Sie hatte mehrmals versucht, ihn von dem Vorhaben abzubringen, den Rückweg über die Burg des Mehmed al Faruk zu nehmen. Doch in diesem Punkt ließ er sich nicht beirren – Mehmed hatte sich als Freund gezeigt, gemeinsam waren sie von den Räubern überfallen worden, nun wollte er wissen, ob Mehmed sich von seiner Verwundung erholt hatte.
    » Ich verstehe gut, dass du diesen Mann nicht sehen willst « , sagte er. » Doch wir werden uns nicht lange dort aufhalten. «
    Es gefiel ihr nicht, denn sie fürchtete, Mehmed al Faruk könne bei ihrem Anblick aufs Neue begehrlich werden und schlimmstenfalls sogar Einzelheiten ihrer Liebesnächte ausplaudern. Der Herr von Perche war eifersüchtig – niemals sollte er erfahren, dass sie in Mehmeds Armen Lust empfunden hatte.
    Sie erreichten die Burg nach sieben langen Tagen und wurden dort freundlich aufgenommen. Mehmed al Faruk sahen sie zu Tiessas großer Erleichterung nicht. Der alte Jussuf Ibn Abbas nahm sich der Gäste an, freute sich über die Heilkräuter und Gewürze, die man ihm zum Geschenk machte, und verehrte dem Freund seines Sohnes einen krummen, ziemlich schartigen Säbel. Auch wenn die Waffe jämmerlich war, nahm Gottfried sie gern zu sich und hörte sich geduldig die unglaubliche Geschichte an, die Jussuf zu diesem Säbel zu erzählen wusste. Erst danach erfuhr er, dass Mehmed al Faruk ohne Bewusstsein von seinen treuen Begleitern in die Burg getragen worden war, inzwischen jedoch von seinen Verletzungen genesen und vor einigen Tagen mit seinen Männern fortgeritten sei. Er wolle mit Sultan Saladin gegen das Kreuzfahrerheer kämpfen. Tiessa war bei diesem Gespräch nach muselmanischem Brauch nicht anwesend, sie wurde ins Frauengemach gebeten. Doch da sie keine Lust hatte, die alte Fatima und ihre Schwiegertöchter wieder zu sehen, hielt sie sich lieber bei Chalif und den beiden Schwarzen auf. Immerhin versorgte man sie großzügig mit Lebensmitteln und tauschte die drei ungebärdigen Maultiere gegen zwei lammfromme, wenn auch steinalte Esel. Als sie davonritten, sah Tiessa eine schwarzgekleidete, verschleierte Frau auf der Dachterrasse stehen, die ihnen nachsah, und sie war fast sicher, dass es Aischa war.
    Nach zwei weiteren, kräftezehrenden Reisetagen erblickten sie gegen Abend das silberne Band des Meeres in der Ferne. Rechts lag die Halbinsel, auf

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