Die Braut des Kreuzfahrers
haben sie die Stadt gegen Hugo von Burgund gehalten, dem der Montferrat und die Truppen der Genuesen zu Hilfe kamen, sodass die Pisaner schließlich aufgeben mussten. Der englische König soll inzwischen dort eingetroffen sein, um Frieden zu stiften. «
Müde stolperten sie durch die morgendlichen Straßen der Stadt Tyros, begegneten den ersten Pastetenhändlern und Wasserträgern, schreckten verschlafene Hunde auf und trafen eine Gruppe Seeleute, die nach durchzechter Nacht zurück zum Hafen schwankten.
» Ist es nicht genauso, wie ich sagte? « , bemerkte Gottfried verbittert. » Wie viele Kreuzfahrer sind im Kampf um Akkon gestorben! Und nun, da wir die Stadt den Muselmanen entrissen haben, sind es die Christen, die sich blutig um Akkon streiten. All dieses unnütze Gezänk – wie bin ich dessen müde. Ich sehne mich nach den Hügeln des Perche. «
» Ich verstehe Euch gut. «
Ein trockenes Quartier, in dem sie sich von der scheußlichen Nacht ein wenig erholen konnten, war nicht einfach zu finden. Ohne Vorauszahlung in klingender Münze wollte ihnen niemand eine Unterkunft vermieten, und auch die Versprechungen des Grafen von Perche, das Geld so bald wie möglich beizubringen, halfen nicht viel. Der Graf von Perche? Du liebe Güte, die adeligen Kreuzfahrer kamen und gingen, mal waren es Grafen, dann wieder Herzöge, auch Earls oder Dukes – wer wollte sie alle kennen? Und nicht wenige, die angeblich von Adel waren und über große Ländereien geboten, waren davongezogen und ihre Zeche schuldig geblieben.
» Wenn wir Dinah finden könnten « , meinte Tiessa. » Ihr sagtet doch, man habe sie freigelassen. Dann kann es sein, dass sie zu ihren Eltern zurückgekehrt ist, die hier in Tyros einen Laden haben. «
» Und wo? «
» Ich weiß es nicht. «
Schließlich trafen sie den Priester Simon Mercier an einer Straßenecke, jenen Gottesmann, der Gottfried gleich nach seiner Ankunft in seinem Quartier aufgesucht hatte, um ihn über die Lage im Heiligen Land aufzuklären. Der Geistliche stand nicht allzu fest auf den Beinen, da er dem roten Wein aus Marseille mit Fleiß zugesprochen hatte, doch schließlich gelang es ihm, sich an den Herrn von Perche zu erinnern.
» Vergebt mir, edler Herr! Es ist noch früh, und meine Augen sind an das Morgenlicht nicht gewöhnt. Auch scheint es mir, dass Ihr Euch verändert habt … Vor allem die Gewandung … Aber auch das Gefolge … «
Er führte sie zu den Templern, die auf seine Empfehlung hin bereit waren, sie als Gäste aufzunehmen. Gewiss, man erinnerte sich jetzt auch an die adeligen Damen aus dem Perche, die eine gute Weile in der Stadt einquartiert gewesen waren. Die Ehefrau des Rolf von Vaudet und die Gattin des Alfonse von Brionne. Auch sei eine dieser Damen unglücklicherweise gleich nach der Ankunft aus Europa gestorben, eine ältere Adlige sei es gewesen, ihr Name sei ihnen jedoch entfallen. Doch bestimmte die fromme Dame, dass all ihre Habe den Templern gehören sollte, die auch für ihre Beerdigung sorgten.
» Godvere von Bailly « , sagte Tiessa, die sich gut an die schwierige alte Frau erinnerte.
» Das ist möglich « , gab der Tempelherr zurück. Er war noch jung und trug den weißen Gewandrock der kämpfenden Bruderschaft erst seit kurzer Zeit. Wie es schien, war er voller Enthusiasmus und bemühte sich aufrichtig, seinen Gästen gerecht zu werden.
» Eine der Damen hat hier ein Kind zur Welt gebracht, einen Knaben, der gesund und munter war. Die andere gebar ebenfalls einen Knaben, doch er starb am dritten Tag seiner Erdenfahrt und wurde auf dem Friedhof begraben … «
Alle Ritter aus dem Perche seien längst wieder in die Heimat gereist, die letzten verließen das Heilige Land vor über einem Monat, nachdem Richard Löwenherz sie gen Jerusalem geführt hatte, ohne die Stadt anzugreifen. Es sei sehr bedauerlich, dass so viele edle Herren nur für eine kurze Weile im Heiligen Land kämpften, um dann wieder fortzureisen. Wie sollten die wenigen, die gewillt waren hierzubleiben, das Königreich Jerusalem auf Dauer gegen die Muselmanen halten?
» Gott wird ihnen helfen « , meinte der Graf.
Er sagte es nicht aus fester Überzeugung, sondern aus dem Wunsch heraus, das unliebsame Gespräch zu beenden. Kurz zuvor hatte der Ordensmarschall seine Bitte, ihm die notwendige Summe für die Heimkehr vorzustrecken, mit einem längeren Schweigen und schließlich mit reichlich durchsichtigen Ausflüchten beantwortet. Er müsse darüber nachdenken, Geldmittel
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