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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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seien rar im Augenblick, der Orden habe viele Kämpfer auszurüsten und zudem seien wichtige Burgen und Stützpunkte – Gott sei es geklagt – immer noch in Saladins Händen. Gottfried wusste sehr gut, dass er ihn belog, denn er hatte Einblick in die Geldgeschäfte des Ordens, dem in der Heimat von allen Seiten Spenden, Vermächtnisse und Erbschaften zuflossen. Auch sein Vater Rotrou und er selbst hatten den Templern großzügig gespendet. Aber natürlich – man war vorsichtig, verlieh kein Geld an irgendeinen Betrüger, der in der Gewandung eines Sarazenen daherkam und ein Krummschwert trug. Besser war in jedem Fall, vorher Erkundigungen einzuziehen.
    » Es ist meine Schuld « , sagte Tiessa bekümmert. » Ihr seid unter die Räuber gefallen, weil Ihr nach mir gesucht habt. Wie soll ich das jemals wiedergutmachen? «
    Doch er schüttelte den Kopf und erklärte ihr, dass er derjenige sei, den die Schuld treffe.
    » Ich habe dich zurück in die Heimat geschickt, obgleich ich wusste, wie gefahrvoll die Reise ist. Ich hätte dich in Akkon zurücklassen sollen, um nach dem Kriegszug gemeinsam mit dir ins Perche zu fahren. Doch ich fürchtete … «
    Obgleich er den Satz nicht vollendete, verstand sie, was er hatte sagen wollen. Er hatte die Sünde gefürchtet. Die Kirche gestattete die körperliche Liebe nur den Eheleuten und auch dann nur zu dem einzigen Zweck, Nachkommen zu zeugen. Gottfried von Perche war einer der wenigen adeligen Ritter, die dieses Gebot ernst nahmen. » Es kam vieles anders, als ich es erstrebte, Tiessa « , sagte er lächelnd und fasste ihre Hände. » Auch den Spottnamen ›der heilige Gottfried‹ verdiene ich nun nicht mehr. Es ist gut so, und ich bereue nichts. Sei ohne Sorge. «
    Doch das war sie nicht.
    Am Nachmittag machten sie sich auf die Suche nach einem Geldgeber, denn Gottfried hatte keine Lust, auf die Entscheidung des Ordensmarschalls zu warten. Sie ließen ihre drei Sklaven bei den Templern zurück, wo sie sich unter der einheimischen Dienerschaft des Ordens wohlfühlten, und begaben sich zum Hafen. Tiessa trug die letzten Heilmittel des Petrus Habakus in einem Korb bei sich, und Gottfried hatte sich schweren Herzens entschlossen, drei der schönen Folianten zu verkaufen, die er eigentlich gern mit ins Perche genommen hätte. Immerhin waren sie in Arabisch verfasst, und es erschien ihm inzwischen fraglich, ob er diese Sprache tatsächlich lernen würde.
    Eine Weile streiften sie durch die belebten Gassen, besahen die Läden der genuesischen und byzantinischen Kaufleute, fragten nach den Preisen und kamen schließlich zu der Überzeugung, dass die Heilmittel nur wenig einbringen würden, der Wert der Bücher indes schwer einzuschätzen war. Ein jüdischer Händler, dem sie die Bücher vorlegten, wollte sie kaum wieder gehen lassen, ein hagerer Genuese warf nur einen raschen Blick über die Seiten und zuckte dann die Schultern. Es schien etwas für Kenner zu sein.
    » Petrus Habakus ist ein ungemein gelehrter Mann « , meinte Tiessa nachdenklich. » Es ist schade, dass Ihr ihn nicht kennengelernt habt. «
    » Mag sein. Dennoch glaube ich nicht, dass er mir gefallen hätte. «
    » Nun ja, er ist ein wenig seltsam … «
    » Ich kann einen Mann nicht schätzen, der auf den Markt geht, um sich eine Sklavin zu kaufen! « , sagte er ärgerlich.
    Sie begriff, dass er schlicht und einfach eifersüchtig war, und schüttelte lächelnd den Kopf. War dies nun ein Zeichen seiner Liebe? Sie seufzte und blickte zum Hafenbecken hinüber, wo mehrere große Segelschiffe vor Anker lagen. Halbnackte Träger schleppten Kisten und Bündel über die schmalen Stege in den Bauch der Schiffe, luden ihre Last dort ab und kehrten im Laufschritt zurück an Land. Es war harte Arbeit, die noch dazu eilig war, da man vor Einbruch der Dunkelheit fertig sein wollte. Ein einziger Fehltritt, und der Träger stürzte mitsamt seiner Last ins …
    » Da schau! « , rief Gottfried plötzlich und fasste ihren Arm. » Das ist … nein, ich täusche mich … oder doch … ja wahrhaftig. Es ist der Gaukler! «
    Ihr Blick folgte seinem ausgestreckten Arm, und sie sah einen jungen Mann, der in nachlässiger Haltung, die Arme übereinandergeschlagen, gegen eine Hauswand lehnte und zum Hafenbecken hinüberstarrte. Für einen Händler war er aufwändig gekleidet: ein langes besticktes Obergewand aus grünem Sammet, dunkelblaue Beinkleider und eine rote Mütze, die mit blitzenden Steinchen geschmückt war. Für einen Gaukler

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