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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Gewänder. Eine kurze Weile betrachtete sie gerührt sein Gesicht, das im Schlaf entspannt und glücklich erschien, und sie war voller Stolz, die Ursache dieses Glücks zu sein. Dann begann sie, die Heilmittel, die den Ansturm der Schergen überlebt hatten, in kleine Schachteln und Tiegel zu füllen, die sie mit Stoff umwickelte und zuband. Zu diesem Zweck zerschnitt sie den Burnus, den Gottfried in der Klinik erhalten hatte, in viele kleine Stücke. Sie benutzte die Vorhänge, um die Folianten darin einzupacken, und bedauerte nur, dass sie die schöne Eichentruhe nicht mitnehmen konnten. Die Gewänder, die Petrus Habakus zurückgelassen hatte, passten dem Herrn von Perche recht gut, er hatte die gleiche Körpergröße wie der Arzt, nur war er nicht schmal wie dieser, sondern sehnig, da er sich von Kind auf im ritterlichen Kampf geübt hatte. Tiessa hatte ihm Hemd, Pumphose und einen knielangen, gelben Gewandrock zurechtgelegt, dazu Schuhe aus Kalbsleder und eine grüne Kopfbedeckung, die Ähnlichkeit mit einem umgestülpten Topf hatte.
    In der Küche war schon Leben, Esra und Musil hatten ihre Habseligkeiten zusammengebunden, auch Chalif wollte auf keinen Fall in Damaskus zurückbleiben. Es war gefährlich, die Sklaven mitzunehmen, doch Tiessa hatte ihren flehentlichen Bitten nicht widerstehen können.
    » Guter Sidi Petrus hat uns verlassen wie Waisenkinder. Aber wir haben Tiessa, die wird sein unsere Mutter. «
    » Untersteh dich, Tiessa zu mir zu sagen! « , schimpfte sie.
    Musil hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und rollte die Augen.
    » Ali ben Jussuf! Gehilfe von Händler Abdul Achmed … «
    » So ist es recht. «
    Sie hatte Chalif mit einigen seltenen Heilmitteln zum Leiter des Spitals geschickt, um ihm die Waren anzubieten, und er hatte das meiste davon gekauft. Für das Geld würden sie ein oder zwei Maultiere erwerben, jedoch nicht vor Mittag, um keinen Verdacht zu erregen. Wenn dieser Handel abgeschlossen war, musste alles rasch vonstattengehen. Deshalb war es wichtig, dass ihr Gepäck schon bereitstand und nur noch auf die Tragtiere aufgeladen werden musste.
    » Mir wäre wohler, wenn ich wenigstens ein Schwert oder zumindest einen Dolch hätte « , murrte Gottfried, als sie ihn weckte.
    » Allein könntet Ihr gegen die Torwächter auch mit Schwert und Lanze wenig ausrichten. «
    Er glaubte ihr nicht, schüttelte ärgerlich den Kopf und behauptete, sie habe ihn mit List und Tücke zu dieser Maskerade überredet, die eines Ritters unwürdig sei. Doch als sie ihm erwiderte, dass auch ein Ritter Klugheit und Vorsicht nicht außer Acht lassen sollte und ihn die Gewänder ausgezeichnet kleideten, da lächelte er.
    » Vielleicht bin ich verrückt, aber seit dem gestrigen Tag erscheint mir die Welt so hell und licht – ich mag nicht glauben, dass sie sich je wieder verdunkeln könnte. «
    » Vertraut mir « , sagte sie und schmiegte sich an ihn.
    Innerlich zitterte sie vor Sorge, ihr klug ausgeheckter Plan könne sie alle gemeinsam ins Verderben führen. Noch hatte niemand nach den Sklaven des geflüchteten Petrus Habakus gesehen, auch das Haus war kein zweites Mal durchsucht worden – aber was, wenn die Torwärter bemerkten, dass sie kein Mann, sondern die Sklavin Tiessa war? Wenn sie die drei Sklaven des Petrus Habakus erkannten? Dann konnten sie nur noch auf die Gnade des Sultans hoffen.
    Das Wetter war günstig für sie. Es regnete, und man konnte hoffen, dass die Torwächter wenig Lust hatten, sich aus dem trockenen Torturm ins Nasse hinauszubegeben, um zwei Kaufleute mit ihren Sklaven und drei Maultieren genauer in Augenschein zu nehmen. Sie würden allerdings etliche der Pakete öffnen und die Waren vorzeigen müssen, denn es war Zoll zu entrichten.
    Chalif hatte sich Tiessas Zorn eingehandelt. Die Maultiere, die er erworben hatte, waren zwar billig gewesen, dafür hatte man seine liebe Not mit den jungen, schlecht erzogenen Tieren. Als sie jetzt aber eines der kleineren Tore erreichten und Tiessa dem Knaben einen kleinen Schubs gab, machte er seine Sache hervorragend.
    Wie ein Herold trat er vor die leicht verschlafenen Wächter und schwatzte so viel, dass es Tiessa schon ganz bedenklich machte. Danach verschwand er mit den beiden Männern in dem kleinen Torraum, und Tiessa wusste, dass sich ihr Schicksal jetzt entscheiden würde. Im Ärmel seines weiten Obergewands verbarg Chalif die Mandragora.
    Nahmen die Wächter die Bestechung an? Dann konnten sie die wertvolle Mandragora für sich

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