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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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jeden, der daran glauben mag, ein Schnipsel der Heiligkeit Gottes. «
    Seltsames war vor ihnen in Kästchen und Schachteln ausgebreitet. Knöchlein, Gewandfetzen, mit goldfarbenen Schnüren zusammengebundene Haarbüschel, auch ganze Finger, an denen Ringe steckten, schrumplige und eingetrocknete Fußzehen, Zähne, die wie Edelsteine in goldfarbenes Metall gefasst waren, sogar ein ganzer Arm, der in roten Sammet eingebunden war. Auch standen dort zahlreiche kleine Gefäße aus Ton, mit Lack und Wachs versiegelt, und einige Tiegel aus grünem und braunem Glas, die mit einer Flüssigkeit gefüllt waren.
    » Du verkaufst Reliquien « , stellte Gottfried von Perche misstrauisch fest. » Und woher bekommst du all diese Dinge? «
    Ambroise berührte zärtlich einen der ringgeschmückten Finger, der wegen seiner Zierlichkeit wohl einmal zu einer Frau gehört hatte.
    » Das Land ist voll davon. Unter unseren Füßen liegen die Knöchlein zahlloser Heiliger, auch in den christlichen Kirchen findet man die Märtyrer der Christenheit, deren Leiber nicht verwesen. Man bohrt oben und unten ein Löchlein in die Sarkophage, gießt Öl hinein und fängt es wieder auf, damit seine heilbringende Wirkung den Gläubigen zuteilwerden kann. «
    Das war nichts Ungewöhnliches, auch Gottfried hatte vorgehabt, solch wundertätiges Öl in Jerusalem zu erwerben, um es seiner Ehefrau zu bringen. Es war jedoch etwas in dem Gesichtsausdruck des Gauklers, das sowohl ihn als auch Tiessa stutzig machte.
    » Und du könntest beschwören, dass all diese Reliquien echt und wahrhaftig sind? « , wollte sie von Ambroise wissen.
    » Ich kann euch zu jeder einzelnen die passende Geschichte erzählen. Dieser Finger, zum Beispiel, gehörte einst zur heiligen Judith, der Nichte des römischen Kaisers Claudius, die sich zum Christentum bekannte und dafür mit glühenden Zangen gefoltert wurde. Der Himmel verdunkelte sich, als die Jungfrau ihrer Gewänder beraubt und blutend … «
    » Hör auf! «
    Ambroise zuckte die Schultern und stellte das kleine Kistchen wieder an seinen Platz. Es sei schade, dass sie ihm nicht glauben wolle, all diese Dinge seien von einem Priester gesegnet und für echt befunden worden. Die meisten Kreuzfahrer liebten blutige Geschichten, je schlimmer das Martyrium – besonders wenn es sich um Frauen handelte –, desto höher der Preis.
    » Danke. Wir haben nicht vor, Reliquien zu erwerben « , sagte Tiessa. » Sag mir lieber, wie es Dinah geht. Weshalb ist sie nicht hier? «
    Sie erfuhr, dass Dinah ihre Eltern pflegte und nur am Nachmittag für kurze Zeit im Laden war. Dann erkundigte sie sich nach einem Geldverleiher, der einigermaßen vertrauenswürdig war, und erntete herzliches Gelächter.
    » Sie sind alle miteinander Gauner und Halsabschneider, Tiessa! «
    » Alle? « , meinte sie beklommen.
    » Alle außer mir! «
    Ambroise schob einen Kasten zur Seite, darunter befand sich eine quadratische Klappe aus Holz im Boden, die mit Hilfe eines eisernen Ringes hochgezogen werden konnte. Er hob den Deckel des Verstecks an und zog einen ledernen Beutel hervor. Gold glänzte, als er die Schnur löste und der Inhalt sichtbar wurde. Besants und Denare blinkten ihnen entgegen – der arme Bursche, den Jean Corbeille einst aus Mitleid in sein Haus aufnahm und durchfütterte, war zum reichen Mann geworden.
    » Ich schenke es Euch « , sagte er zu Gottfried von Perche. » Heute ist der Tag, an dem Sonne und Mond sich berühren und das Wasser den Berg hinaufläuft. Nehmt, so viel Ihr benötigt. «
    » Nein! «
    » Dann nehmt es für Tiessa. «
    » Ich werde Euch jeden Besant mit Zins und Zinseszins zurückzahlen « , versicherte Gottfried von Perche. » Das schwöre ich Euch. «
    Ambroise grinste stolz und schenkte ihm zu den Münzen noch einen ledernen Beutel.
    » Ihr könnt es gern versuchen, doch Ihr werdet mich nicht finden. «

45
    S chon am folgenden Morgen waren sie an Bord eines Seglers, der Gewürze, Stoffe und allerlei Tand nach Marseille und eine Reihe Passagiere aufgenommen hatte. Tiessa hatte Dinah am Nachmittag wiedergesehen, einige Stunden bei ihr im Laden gesessen und schließlich tränenreich von der Freundin Abschied genommen. Nein, sie wollte nicht mit ins Perche reisen, schon weil ihre Eltern sie brauchten, doch auch, weil sie Ambroise liebte.
    » Allah will, dass ich glücklich bin, Tiessa. Zuerst mit Gilbert, der so viele Jahre älter war, und jetzt mit Ambroise. Ich weiß, er wird eines Tages fortgehen, denn er ist ein

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