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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Mensch, der nirgendwo lange bleiben kann, doch solange ich seine Liebe besitze, will ich ihn nicht verlassen. «
    » Ich verstehe dich gut … «
    Die Kommandos des Schiffsführers hallten in Tiessas Ohren, Seeleute trampelten hinter ihnen auf dem Schiffsdeck herum, zogen den schweren Anker hoch, machten sich mit den Segeln zu schaffen, fluchten, ächzten, verwünschten die schwere Arbeit. Drüben am Kai winkte Chalif tränenüberströmt ein Lebewohl, Esra und Musil hatten ihnen das Gepäck ins Schiff getragen und standen nun mit hängenden Armen und traurigen Gesichtern da. Tiessa hatte die drei Sklaven Dinah und Ambroise anvertraut, dort waren sie besser aufgehoben als im Perche, wo sie für immer Fremde bleiben würden.
    Sie standen dicht nebeneinander an der Reling und sahen zu dem Land hinüber, das man das Heilige nannte und das sich nun langsam von ihnen entfernte. Für immer.
    » Bist du traurig? « , fragte Gottfried.
    » Ein wenig schon – wir lassen Freunde hier zurück. «
    Schweigend zog er sie an sich, strich tröstend über ihr Haar und wollte ihre Schläfe küssen.
    » Was ist? « , fragte er, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um besser über die hohe Bordwand sehen zu können.
    » Dort … Auf dem Pfad nach Akkon… Schau doch … «
    Man musste die Augen vor der blendend hellen Morgensonne schützen, und so war die Pilgergruppe am Strand nur als Schattenriss zu sehen. Doch man erkannte vier Klosterfrauen, die hintereinander, wie schwarze Hühnchen, am Meer entlangliefen, nicht eilig, aber stetigen Schrittes und im festen Entschluss, ihr Ziel zu erreichen.
    » Wie seltsam « , murmelte Tiessa. » Es kann nicht sein. Und doch bin ich sicher, dass sie es sind … «

IV .
    Zurück in der Heimat, Sommer 1192
    » Denn Liebe ist stark wie der Tod, und ihr Eifer ist fest wie die Hölle. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn. «
    Hohelied 8.6

46
    D er frühe Sommer malte die Hügel und Wälder des Perche in hell leuchtenden Farbtönen. Es schien ein gutes Jahr zu sein, die Wiesen standen in Blüte, die Äcker grünten, auch das Vieh auf den Weiden und die jungen Pferde waren gut genährt – sie hatten den Winter über nicht hungern müssen. Nicht jeder Kreuzfahrer fand sein Land in solch gutem Zustand wieder. Der Graf von Perche hätte dankbar und glücklich sein können, wäre da nicht Kummer in seinem Herzen gewesen, der ihn schon seit Anbeginn der Reise verfolgte. Es war ein leiser Schmerz, der sich verstärkte, je weiter man nach Norden vordrang, und der sich legte, sobald man anhielt, um ein paar Tage auszuruhen.
    » Lass uns morgen aufbrechen – für heute ist es zu spät « , sagte Gottfried ein ums andere Mal.
    So verbrachten sie viele Tage und Nächte in den Unterkünften, die man am Wegesrand fand, in Klöstern oder in den engen Hütten der Bauern, schließlich auch unter freiem Himmel, denn es war Mai geworden, und der Frost war vergangen. Waren sie zu Anfang der Reise noch fröhlichen Mutes nach Norden geritten, wohl versorgt mit warmen Gewändern, Pferden und mehreren Knechten, so verlangsamte sich ihre Reise zusehends, je näher sie ihrem Ziel kamen.
    » Wir müssen zuerst Erkundigungen einziehen, Tiessa. Es ist möglich, dass sich die Verhältnisse gedreht haben und aus Freunden und Verbündeten inzwischen Feinde geworden sind. «
    Er hatte recht, auch wenn er die Sorge übertrieb. Richard Löwenherz weilte immer noch im Heiligen Land, sein Bruder Johann Ohneland bemühte sich nach Kräften, die Herrschaft über die angevinischen Länder endgültig an sich zu reißen, und Philipp von Frankreich witterte seine Chance, den Bruderstreit für seine Zwecke zu nutzen. So mancher kleinere Landesherr wusste jetzt nicht mehr recht, mit wem er es halten sollte, deshalb vermied es Gottfried von Perche, in Burgen oder größeren Anwesen adeliger Herren Unterkunft zu suchen. Zumindest begründete er sein Handeln auf diese Weise. Tiessa wusste jedoch, dass er vor allem ihretwegen die adeligen Familien mied, mit denen er verwandt oder verschwägert war. Er wollte nicht mit einer Geliebten dort auftreten, schon gar nicht auf der Rückreise von einem Kreuzzug. Auch wollte er Tiessa bei solchen Besuchen nicht wie eine Magd behandeln. Er liebte sie, und obgleich sie nicht seines Standes war, achtete er sie wie eine Ehefrau.
    Der Himmel hatte es gut mit ihnen gemeint und ihnen trotz der ungünstigen Jahreszeit eine ruhige Seereise gewährt, auch der gefahrvolle Ritt über die Alpen war ohne

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