Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
Vom Netzwerk:
kopflos? Auf diese Weise würde er nur sich selbst in Schwierigkeiten bringen, ihr aber nicht helfen können.
    » Jordan! Lauf nach Villeneuve und richte der Herrin Grüße von mir aus. Sag Yolanda von Villeneuve, dass ich Hilfe brauche. Hast du gehört? Jordan? Jordan! «
    Er antwortete nicht, auch der Lärm war verstummt. Hatte er sie gehört, den Auftrag verstanden? Sie tat einen tiefen Seufzer und setzte sich wieder auf den Boden, weil es ihr plötzlich schlecht wurde. Das konnte nur davon kommen, dass sie so lange nichts mehr gegessen hatte. Oder von dem Gestank hier in diesem widerlichen, engen Verschlag, der nur ein einziges, winziges Fensterlein besaß, das noch dazu in unerreichbarer Höhe angebracht war. Eigentlich war es nur ein viereckiges Loch im Mauerwerk, in dem die Tauben brüteten. Sie lehnte den Rücken gegen die Mauer und atmete tief ein und aus – auf keinen Fall durfte sie noch einmal in Ohnmacht fallen.
    Das dunkle Brunnenloch öffnete sich vor ihr und wollte sie einsaugen, doch da sie sich mit aller Macht dagegen sträubte, ging die Schwäche vorüber, ohne ihr das Bewusstsein zu nehmen. Schweißüberströmt hockte sie am Boden und wurde nun doch nachdenklich. Wenn sie tatsächlich ein Kind trug? Sie begann nachzurechnen. In Damaskus im Haus des Petrus Habakus war alles noch in Ordnung gewesen. Dann aber, während der langen Heimreise, hatte sie keine Blutung mehr gehabt. Das würde bedeuten, dass das Kind von …
    Der Riegel wurde mit einem kräftigen Handschlag zurückgestoßen, Metall schlug gegen Metall, dann öffnete sich knarrend die Pforte, und sie erkannte die alte Goda. War denn der Teufel immer noch am Werk? Die alte Amme von der Burg hatte ihre Mutter stets mit bösen Reden und Verleumdungen verfolgt, aus Neid hatte sie das getan, weil Corba die bessere Heilerin war.
    » Halte dich nicht zu lange auf, Goda. Und sieh dich vor, sie hat Krallen und spitze Zähne wie eine Ratte « , vernahm man die Stimme des Schultheißen.
    Es war noch hell, doch in der Stadt schien niemand mehr an der Arbeit zu sein. Durch die halboffene Pforte drang das Lallen eines Betrunkenen, halbwüchsige Knaben grölten herum, und eine Frau rief laut, der Brei für die Bettler und Aussätzigen sei viel zu dick geraten, es sei eine Schande, wie der gute Weizen und die Erbsen verschwendet würden.
    Mathias schloss die Pforte hinter der Alten, und während Goda voller Abscheu den kleinen Raum besah, hörte man ihn brüllen, man solle die gefräßigen Bettler aus der Stadt treiben und endlich das Tor schließen. Lautes Gejammer erhob sich, dazwischen tönten die Flüche der Stadtknechte und das Quietschen und Knarren der großen Torflügel.
    » Wenn du stillhältst, bin ich rasch damit zu Ende « , sagte Goda. » Wenn du dich aber wehrst, lasse ich zwei Knechte holen, damit sie dich festhalten, während ich meine Arbeit verrichte. «
    Tiessa begriff, dass man die alte Amme geschickt hatte, um herauszufinden, ob sie schwanger war. Ausgerechnet Goda, diese widerliche Kröte, würde ihre dreckigen Finger in ihren Leib bohren. Dumm wie sie war, würde sie vermutlich gar nichts finden.
    Die Alte hatte das spärliche Haar unter einer eng gebundenen Haube verborgen, die ihr Gesicht noch eingefallener, die Nase noch länger erscheinen ließ. Sie zögerte, bevor sie neben Tiessa am Boden niederkniete, denn sie wollte ihr Gewand aus gutem Wollstoff nicht gern beschmutzen.
    » Bezahlen sie dich gut für diese Arbeit? « , fragte Tiessa boshaft.
    » An deiner Stelle würde ich bescheidener sein und besser das Maul halten! « , gab die Alte zurück.
    Sie hob die Röcke der jungen Frau in die Höhe, schob auch das Hemd zurück und befühlte ihren Bauch, drang dann mit dem Finger zwischen ihre Beine und zischte Tiessa zornig an, als sie sich dagegen wehren wollte.
    » Halt still. Hast ja auch stillgehalten, als du das Kind empfangen hast, oder? «
    Sie ließ sich Zeit, das verdammte Weib, und Tiessa schwor sich, dass die Alte diese Bosheit eines Tages bereuen würde. Als sie den Finger endlich zurückzog, streifte sie ihn an Tiessas Gewand ab und rümpfte die Nase.
    » Macht mir die Pforte auf! « , rief sie laut über die Schulter. » Rasch – hier in diesem Dreck hält es kein Christenmensch aus. «
    Sie richtete sich auf und überließ es Tiessa, ihr Gewand wieder herunterzuschieben, um sich zu bedecken. Ohne ein weiteres Wort stieg die Amme über die Streu hinweg zur Eingangspforte und klopfte sich dort Strohhalme und Staub

Weitere Kostenlose Bücher