Die Braut des Kreuzfahrers
Kloster zu bleiben. Wenn du weiterhin so herumstreunst, wird es schlimm mit dir enden. Geh und bete, damit nicht der Teufel … «
In diesem Augenblick entschloss sich der Knabe, den Kopf zu heben, und Gottfried von Perche schrie vor Schrecken und Freude auf, als er ihn erkannte.
» Bertran! «
Wann hatte ihn zuletzt ein solch warmes und starkes Gefühl erfasst, dass ihm sogar die Tränen über die Wangen liefen? Gottfried beugte sich herab und nahm seinen Knappen bei den Händen, zog ihn zu sich empor und schloss ihn in die Arme.
» Bertran, mein guter, treuer Bertran. Was haben sie dir angetan? Mein Gott, was ist nur mit dir geschehen? Aber nun ist alles Elend vorbei. Du wirst von nun an bei mir bleiben und keine Not mehr leiden. Bertran, mein Knappe. Wie sehr habe ich dich vermisst! «
Es war ihm gleichgültig, dass sich der Abt kopfschüttelnd abgewendet und den Gang zur Kirche angetreten hatte, auch die verwunderten Blicke der beiden Laienbrüder kümmerten ihn wenig. Bertrans Schicksal hatte ihm unsagbar schwer auf der Seele gelegen, denn er fühlte sich ihm gegenüber in tiefer Schuld.
Der Junge gab merkwürdige Laute von sich, die an das Gebrabbel kleiner Kinder, aber auch an die Reden eines Schwachsinnigen erinnerten.
» Was ist? Was willst du mir sagen, mein guter Bertran? Freust du dich mit mir, dass wir wieder beieinander sind? «
Der Knabe nickte, schüttelte dann wieder den Kopf, löste sich von Gottfried und begann, wild mit den Armen zu wedeln. Hatte er durch all die schrecklichen Erfahrungen den Verstand verloren? Gottfried trat besorgt einen Schritt zurück und erkannte, dass Bertran voll Verzweiflung versuchte, Worte zu formen.
» Eee … aaa… eeechaaa … «
» Beruhige dich, Bertran. Wir reiten noch heute hinüber auf meine Burg. Dort will ich dich … «
Bertran stöhnte, machte abwehrende Bewegungen mit den Armen, lallte Unverständliches. Dann kniete er nieder, griff ein Steinchen und begann auf dem Boden zu malen. Gottfried begriff nichts. Gerade Striche dicht nebeneinander, von oben nach unten gezogen. Dahinter ein Gesicht, zwei Hände, die sich nach oben reckten. Ein Mensch hinter einem Gitter? Langes Haar. Eine Frau?
» Eine Gefangene … «
Wollte Bertran ihm sein schlimmes Schicksal auf diese Weise schildern? Aber wieso dann das lange Haar?
» Ieeffaa … Kieeffa … Tsieessa … «
Drei Mönche liefen an ihnen vorüber, sie waren spät zum Stundengebet und hatten es eilig. Einer von ihnen trat mitten auf die Zeichnung und verwischte sie. Gottfried von Perche wollte dem Knaben aufhelfen und mit ihm hinüber in den Klosterhof gehen, wo die Ställe waren, blieb aber plötzlich stehen.
» Sag das noch einmal. «
» Tssieessa … Tssieffa … «
Gottfried wehrte sich gegen den Gedanken, dass hier mitten im Kreuzgang des Klosters der Teufel sein Unwesen treiben könne. Er ließ es nicht zu. Es war nicht die Wahrheit.
» Tiessa? « , flüsterte er leise.
Bertran nickte mehrfach und schien unendlich erleichtert. Jetzt fasste er eine Hand des Grafen und zerrte daran.
» Ogant. Mo… gant. Tssieffa … Ivo … Bo … mont … «
» Ivo Beaumont? Was hat er mit Tiessa zu tun? Und was ist mit diesen Gitterstäben? Ist sie etwa … in Gefahr? «
Bertran nickte so heftig, dass man befürchten musste, der Kopf fiele ihm ab.
Eine große Unruhe erfasste Gottfried. Er folgte seinem Knappen durch den Kreuzgang hinüber in den Klosterhof, befahl sein Pferd und ein weiteres für den Knappen zu satteln, und als der Pferdeknecht Einwendungen machen wollte, schnitt er ihm das Wort ab. Das Kloster hatte reichlich Geld und Gut von ihm empfangen, es konnte ihm ruhig ein Pferd leihen. Er musste Bertran in den Sattel helfen, dann aber trieb der Knabe sein Tier so energisch an, dass Gottfried kaum folgen konnte. Die Stadt war nicht weit. Dicht hintereinander sprengten sie durch das Stadttor, erschreckten zwei junge Frauen, die ihre Wäschekörbe zum Fluss hinuntertrugen, und hätte der Torwächter nicht einen raschen Sprung getan, wäre er unter die Hufe geraten.
Bertran glitt aus dem Sattel und humpelte zu einem der beiden Tortürme, in denen sich die Stadtgefängnisse befanden. Er rüttelte an der Pforte, zerrte an dem Riegel, der mit einem Schloss gesichert war, dann wandte er sich hilflos um.
» Tssiecha … Hieer … «
Für einen Moment fürchtete Gottfried ernsthaft, einem unglückseligen Irrsinnigen gefolgt zu sein, bis sich der Torwächter einmischte.
» Da ist er ja wieder,
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