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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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der kleine Stromer. Suchst du vielleicht die hübsche Tiessa? Da hast du Pech, sie ist nicht mehr hier. «
    Nun erst erkannte er den Grafen und machte erschrocken eine tiefe Verbeugung.
    » Vergebt mir, Herr. Ich war blind wie ein Maulwurf. Dieser Bursche hier hat mich ganz durcheinandergebracht. Ein armer Tropf, dem man die Zunge … «
    » Tiessa, die Tochter des Jean Corbeille? « , unterbrach ihn Gottfried. » Ist es wahr, dass sie hier im Kerker saß? Rede! «
    Bertran lehnte erschöpft an der Turmmauer, während der Herr von Perche unfassbare Geschehnisse zu hören bekam. Ivo Beaumont war Tiessas Ehemann. Anklage wegen Ehebruch und Hurerei. Die Amme war dagewesen. Der Schultheiß hatte sie verhört. Tiessa trug ein Kind.
    Wieso hatte er nichts davon erfahren? Großer Gott – er war in seinem Land unterwegs gewesen, hatte Mortagne besucht, zwei Tage im Kloster St. Denis verbracht … Dann erinnerte er sich daran, dass man ihn gleich am ersten Abend in Nogent fragte, ob er eine Ehebrecherin verhören wolle. Er hatte sich geweigert, die Pflicht von sich geschoben.
    » Wo ist sie jetzt? «
    » Die Hure – ich meine – die Ehebrecherin … «
    » Tiessa, die Tochter meines gewesenen Verwalters Jean Corbeille! «
    Der Torwächter begriff, dass der Wind sich gedreht hatte, und zog den Kopf zwischen die Schultern. Er habe nichts damit zu tun, der Schultheiß habe befohlen, die Tochter des Jean Corbeille einzusperren, und die Stadtknechte hätten sie bewacht. Heute Früh aber sei Ivo Beaumont mit einem Wagen und mehreren Knechten gekommen, um seine Frau nach Chartres zu schaffen.
    Seine Frau! Tiessa war die Ehefrau des Ivo Beaumont? Wie war das möglich?
    » Nach Chartres? Aus welchem Grund? «
    Der Torwächter kratzte sich ausgiebig im Genick, es war ihm bekannt, dass der Überbringer einer schlechten Nachricht stets eine arme Sau war. Und diese Rolle fiel jetzt ihm zu. Verfluchtes Unglück – nur noch ein kleines Weilchen und sein Kumpan hätte ihn abgelöst, aber der stand jetzt drüben hinter der großen Kastanie und rührte sich nicht.
    » Vergebt mir, Herr. Die Leute sagen, Ivo Beaumont wolle seine Ehefrau vor einem Kirchengericht anklagen. «
    Gottfried stand einen Augenblick wie erstarrt, die Gedanken und Vermutungen kreisten wie ein Schwarm Krähen in seinem Kopf. Dann aber stieg er in den Sattel und befahl, den Schultheiß auf der Stelle zur Burg hinaufzuschicken. Fast hätte er in seiner Aufregung den armen Bertran vergessen. Erst als er schon fast das Burgtor erreicht hatte, sah er sich nach dem Knaben um und stellte erleichtert fest, dass er nicht weit hinter ihm geritten kam.
    Tiessa! Plötzlich gelang es ihm, ohne Angst ihren Namen auszusprechen. Es war ein gutes Gefühl, eine warme, glückhafte Empfindung, die er so lange entbehrt hatte. Wie kalt waren die Tage seit ihrer Trennung gewesen, wie tief seine Enttäuschung, wie leer war es um ihn herum gewesen. Erst als Bertran so überraschend vor ihm kniete, hatte er wieder atmen können.
    Der Schultheiß erschien mit zitternden Knien und gestand in seiner Angst eine Menge Vergehen, die Gottfried gar nicht hatte wissen wollen. Er habe schon längst den Verdacht gehabt, dass der Ehevertrag, den Ivo Beaumont vorgewiesen habe, eine Fälschung sei. Doch Ivo habe geschworen, Tiessa, die Tochter des Jean Corbeille, geheiratet zu haben, nun aber Witwer zu sein, da seine Frau im Heiligen Land an einem Fieber gestorben sei. Auch das war eine Lüge gewesen, wie Tiessas Rückkehr nach Nogent vor einigen Tagen offenbarte.
    » Gnädiger Herr – mir waren die Hände gebunden. Was hätte ich tun sollen? Ivo Beaumont zog in das Haus des Jean Corbeille ein und vertrieb Tiessas Verwandte. Aber ich habe dafür gesorgt, dass der arme Jordan und seine Familie nicht in Not gerieten. Ich habe ihnen einen Platz im Hospiz verschafft, und später sind sie in ein leer stehendes Haus eingezogen. Ein sehr hübsches Anwesen, nur die Rückwand fehlt, da die Mauer im vergangenen Jahr leider eingestürzt ist. «
    Es war sinnlos, diesen Menschen weiter auszufragen. Er schickte ihn zurück in die Stadt und befahl Gilbert Corniac zu sich. Wie viele Kämpfer er auf die Schnelle bereitstellen könne? Zwanzig? Zehn seien auch genug, in leichter Rüstung und zu Pferde. Wann? Sofort.
    Es war eine Verrücktheit, die er eigentlich nicht begehen durfte. Er konnte sich nur damit herausreden, dass man eine Angeklagte seiner Gerichtsbarkeit entzog und er somit nicht das Mädchen, sondern seinen

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