Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
Vom Netzwerk:
Feuerstellen und auch andere Hinterlassenschaften fanden.
    Zu ihrer Verblüffung hockte nur ein einziger Knecht beim Feuer, der Wagen war bis auf einige Säcke und Bündel leer, die Pferde weideten das Gras der Lichtung ab.
    » Wo ist die Gefangene? «
    Der Knecht wäre vor den bewaffneten Reitern gern in den Wald davongelaufen, doch er hatte ein verkrüppeltes Bein und musste daher hocken bleiben. Er hatte solche Furcht vor den Kämpfern, dass sich der untere Teil seines langen Gewandrocks dunkel färbte, da ihm die Blase versagte.
    » Die Gefangene … sie ist … davon … «
    » Davon? Was heißt davon? «
    Es stellte sich heraus, dass Tiessa die Schwachheit nur gespielt hatte. Als man ihr die Fesseln abnahm, damit sie ihre Notdurft verrichten konnte, warf sie ihrem Bewacher eine Handvoll Dreck ins Gesicht und sprang wie ein Reh in den Wald hinein. Ivo und seine Knechte suchten bereits eine ganze Weile nach ihr, bisher ohne Erfolg.
    » Was für ein Teufelsweib « , murmelte Gilbert Corniac und zog sich dafür einen zornigen Blick seines Herrn zu.
    Auch die Kämpfer des Grafen erhielten nun den Auftrag, nach der Geflohenen zu suchen, sie jedoch weder zu erschrecken noch ihr ein Leid anzutun. Doch Tiessa blieb verschwunden.
    Als Gottfried von Perche am folgenden Tag zu seiner Burg zurückkehrte, befand sich Ivo Beaumont an Tiessas Stelle auf dem Wagen. Die Stadtknechte schlossen ihn in den Kerker ein. Seine Sache stand nicht gut, denn als man ihn durchsuchte, fand sich in seinem Gewand ein lederner Beutel, der dem Grafen Gottfried bekannt vorkam. Es war der schön bestickte Beutel, den er Tiessa gegeben hatte, bevor er mit Richard Löwenherz aus Akkon gen Süden zog. Der Beutel, den ihr der nächtliche Dieb vom Hals gerissen hatte.

51
    I ch bin sehr enttäuscht von dir!«
    Yolanda scheuchte die beiden Mägde mit einer energischen Handbewegung davon und wandte sich mit immer noch zorniger Miene ihrem Gast zu. Tiessa saß auf dem Lager und trank gehorsam den stark duftenden Sud, den Yolanda ihr hatte zubereiten lassen. Nachdem man sie am frühen Morgen, erschöpft und halb verhungert, vor dem Burgtor fand, hatte sie den ganzen Tag über geschlafen und erst gegen Abend ein wenig Nahrung zu sich genommen. Der Sud war aus Minze, Salbei und Hirtentäschel gebraut und sollte der schlimmen Schwachheit in der Brust und Erkältungen vorbeugen.
    » Ich habe es versprochen, Herrin, und ich bin eine, die ihr Wort hält. Außerdem ist es nicht mehr wichtig. «
    Yolanda stieß einen tiefen, unmutigen Seufzer aus. Als man noch gemeinsam vor Akkon gelegen habe – behauptete sie grämlich –, sei Vertrauen zwischen ihnen üblich gewesen. Nun aber, in der Heimat, glaube Tiessa, vor ihrer Herrin und guten Freundin Geheimnisse haben zu dürfen.
    » Nicht wichtig? Du hast die Stirn, hierherzukommen, bei mir Schutz zu suchen und mir gleichzeitig den Vater deines Kindes zu verschweigen. Was ist, wenn er irgendwann hierherkommt und Forderungen stellt? «
    Tiessa stellte den Becher beiseite und strich das schulterlange Haar zurück. Die Locken fühlten sich weich an, Yolanda hatte sie eigenhändig gekämmt und ihr auch Waschwasser und neue Gewänder bringen lassen. Yolanda war ihr geneigt, war mehr als eine gütige Herrin, sie war eine tatkräftige Freundin. Sie würde noch ein wenig schelten und poltern, sich schließlich aber zufriedengeben.
    » Er wird nicht kommen, Herrin. Ihr werdet eine treue und fähige Beschließerin in mir haben. Nur bitte ich Euch, mein Kind hier in der Burg aufziehen zu dürfen. «
    » Was denn sonst? « , knurrte Yolanda unwillig. » Ein Balg mehr oder weniger – was macht das schon aus? Wenn es ein Knabe ist, dann wird mein Fulco ihn zum Knappen heranprügeln, darauf freut er sich jetzt schon. Und wenn es ein Mädchen wird, nehme ich die Kleine unter meine Fuchtel. «
    » Dann bin ich zufrieden, Herrin. Und wir sind einig. «
    » Wie schön! « , gab Yolanda spöttisch zurück.
    Sie nahm den Becher, um ihn nachzufüllen. Als sie feststellte, dass Tiessa nur wenig daraus getrunken hatte, schnaubte sie verärgert und stellte das Gefäß lautstark auf seinen Platz zurück.
    » Wir werden den Fall vor den Grafen bringen und an deiner statt dein Recht einfordern « , meinte sie kampflustig. » Oh, ich habe gleich gesehen, dass dieser Ivo ein Gaunergesicht hat. Er muss seine gerechte Strafe erhalten und du sollst deinen Besitz zurückbekommen. «
    » Das wagte ich kaum zu hoffen « , meinte Tiessa zögernd. »

Weitere Kostenlose Bücher