Die Braut des Kreuzfahrers
wünschte auch keine Anteilnahme.
Er sah sich im Gemach um – sie hatte ihre Truhen und allerlei hübsche Dinge aus Silber im Raum verteilt, die zu ihrer Mitgift gehört hatten. Auch ein bunter, reich bestickter Wandteppich war aufgehängt worden, der drüben im Kaiserreich gefertigt worden war und außer Pflanzen und Reitern auch eine Burg zeigte, die ihm unbekannt war. Es gefiel ihm, dass sie bereits nach ihrem Geschmack einrichtete, so sollte es sein. Er tat einige Schritte, besah sich den Teppich, dann wandte er sich zu ihr um und stellte fest, dass sie ihn mit gefurchter Stirn dabei beobachtet hatte. Gefiel es ihr nicht, dass er so neugierig war?
» Wir werden von nun an wieder gemeinsam hier leben, Richenza. Du wirst dich rasch daran gewöhnen und deine Aufgaben als Herrin der Burg erlernen. Ich bin sicher, dass du eine umsichtige und kluge Burgherrin sein wirst. «
» Ich wurde dafür erzogen. Ich kann auch lesen und schreiben, verstehe Latein und weiß Zahlen zusammenzurechnen. «
Er bemühte sich, nicht zu schmunzeln, denn sie schien sehr stolz auf ihre Fähigkeiten zu sein. Vorsichtig tat er einen Schritt auf sie zu. Sie hob den Kopf an, wich aber nicht vor ihm zurück.
» Das ist gut so. Dennoch wirst du noch einige Dinge dazulernen müssen, denn du bist noch sehr jung. Doch es wird dir gewiss leichtfallen. «
Sie nickte und schob das Kinn vor, wobei ein entschlossener Ausdruck auf ihre Züge trat, den die gesenkten Augenbrauen noch verstärkten. Sie war trotz ihrer Jugend nicht eigentlich lieblich, die Nase ein wenig zu groß, die Kieferknochen ausgeprägt, besonders wenn sie sie anspannte. Dennoch begann er sie jetzt zu begehren.
» Wir werden gut miteinander auskommen « , meinte er lächelnd und tat einen weiteren Schritt in ihre Richtung. Er wünschte sich jetzt plötzlich, ein wenig redegewandter zu sein, von ihrer Schönheit zu sprechen, etwas Gereimtes vorzutragen, denn obgleich sie seine Ehefrau war, wollte er sie für sich einnehmen. Aber es fiel ihm nichts ein, vielleicht war es auch der aufmerksame Blick ihrer grauen Augen, der ihn unsicher machte.
Sie verharrte unbeweglich, bis er dicht vor ihr stand. Als er ihr Haar berührte, zuckte sie kaum merklich zusammen.
» Ich werde meine Pflichten an Eurer Seite getreulich erfüllen « , sagte sie. Es klang, als habe sie diesen Satz zuvor eingeübt. » Alle Pflichten, die eine Ehefrau hat. Ich werde Euch Söhne schenken. «
Er küsste sie nicht, da er fürchtete, sie könne vor seinem narbigen Gesicht Ekel empfinden. Auch kleidete er sie nicht aus, sondern trug sie hinüber auf das Bett und schob nur ihr Gewand hoch. Sie grub die Schneidezähne in die Unterlippe, doch sie gab keinen Laut von sich, während er in sie eindrang. Er spürte, wie sehr sie versuchte, ihm diese mühsame, blutige Sache zu erleichtern.
8
N iemand konnte es sich erklären, aber Ambroise war verschwunden. Nachdem Ivo davongeritten war, hatte Tiessa nach ihren Begleitern gesucht. Millie und Jordan fand sie schließlich am Waldrand, wo sie auf sie warteten.
» Wo ist Ambroise? «
» Wir dachten, er ist bei dir. «
» Aber er ist dir doch nachgelaufen, Millie! Er wollte dich zurückhalten, weil er fürchtete, du könntest mitten in die Jagdgesellschaft hineinrennen. «
Millie schüttelte den Kopf, sie hatte Ambroise nicht gesehen, nur Jordan, der vom Lärm der Hunde aufgeweckt wurde und ihr entgegengelaufen kam. Den Sack mit den wenigen Eicheln und Bucheckern hatten sie später gefunden.
» Weiß der Himmel, was diesem Burschen eingefallen sein mag « , schalt Millie. » Ich wusste immer, dass auf ihn kein Verlass ist. «
» Der Schlaukopf wird nach Hause gelaufen sein « , vermutete Jordan. » Recht hat er – Pilze und Beeren, das ist Weibersache. «
Tiessa mochte nicht glauben, dass Ambroise so einfach davongerannt war. Auch wenn der Junge einen Schwarm bunter Falter im Kopf hatte, so pflegte er die aufgetragenen Arbeiten stets nach Kräften zu Ende zu bringen. Sie war allerdings viel zu verwirrt und zu glücklich, um sich ernsthafte Sorgen zu machen. Jordan hatte gewiss recht, Ambroise war längst daheim, während sie hier noch standen und auf ihn warteten.
Doch Ambroise war nicht auf dem Anwesen, Corba und die Mägde hatten ihn seit dem frühen Morgen nicht mehr gesehen. Gegen Mittag erschien Jean, gefolgt von zwei Burgknechten. Er wollte in ein entfernt liegendes Gehöft reiten, dessen Besitzer dem Grafen schlechtes Holz geliefert hatte, und Ambroise
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