Die Braut des Kreuzfahrers
höfischen Gecken, die ihre Zeit damit verbrachten, sich durch Geschwätz hervorzutun und den Frauen zu gefallen. Er, Gottfried von Perche, hoffte darauf, sich im Kampf für Gott und den christlichen Glauben auszuzeichnen. Der Gedanke, dem Ruf des Papstes zu folgen, um das heilige Jerusalem, die Stätte Christi und das Zentrum der Welt, aus den Händen der Heiden zu befreien, hatte ein Feuer und eine tiefe Sehnsucht in seinem Inneren entfacht.
Doch die großen Taten würden andere vollbringen, jene, die mit den königlichen Heeren ins Heilige Land gezogen waren: sein Vater Graf Rotrou von Perche, der Ritter Roger de Briard und viele andere, die er kannte. Seine Pflicht war es, die Grafschaft zu verwalten, bis der Vater zurückkehrte. Das Kreuz würde er nach dem Willen des Vaters erst nehmen, wenn er dafür gesorgt hatte, dass sein Geschlecht nicht ausstarb.
Zwei seiner Pagen hatten die ganze Zeit über in einer Ecke des Raums gewürfelt, froh, dass der Herr mit sich selbst beschäftigt war und keinerlei Aufträge für sie hatte. Jetzt klopfte man von außen an die Tür und die Pagen ließen die Würfel liegen, um nachzusehen, wer Einlass begehrte.
» Der Befehlshaber der Kämpfer, Gilbert Corniac. «
» Herein mit ihm! «
Gilberts breites Gesicht war rot angelaufen, und seine Augen schienen kleiner als gewöhnlich – vermutlich hatte er schon am Morgen zu sehr dem Wein zugesprochen. Der Mann war nur deshalb in diese Position aufgerückt, weil Graf Rotrou die besten seiner Ritter mit ins Heilige Land genommen hatte. Diejenigen, welche nicht ausgewählt wurden, hatten fast alle irgendeinen Makel an sich.
Gilbert grüßte seinen Herrn mit einer leichten Verneigung, blinzelte einen Augenblick in das Licht der Kerzen, die Gottfried immer noch nicht gelöscht hatte, dann rückte er mit seiner Meldung heraus.
» Die Wagen und die Begleiter sind soeben am Waldrand aufgetaucht, Herr. Sie werden also bald hier in der Burg eintreffen. «
Gottfried hatte die Nachricht seit vielen Tagen erwartet und schon geglaubt, Boten ausschicken zu müssen. Endlich war sie gekommen. Er befahl, das Tor zu öffnen.
» Ist alles vorbereitet? Goda und Marie sollen sie empfangen und in ihr Gemach geleiten. Sie soll sich von der Reise ausruhen, ich werde erst gegen Abend zu ihr gehen. «
Gilbert ging davon. Seine vierschrötige Gestalt schwankte leicht, als er die Tür durchschritt, und einer seiner Beinlinge war lose und wollte herabrutschen. Als Gottfried ihn zurückrief und ihm befahl, seine Kleidung zu richten, sah er verwirrt an sich herunter und entdeckte den Mangel erst, als einer der kleinen Pagen an seinem Beinling zupfte.
» Diese verfluchte Strippe ist schon wieder gerissen « , murmelte er, hielt den Strumpf mit der Hand fest und machte sich hinkend davon.
Der Burgherr sah ihm unzufrieden nach, dann wandte er sich wieder dem Fenster zu und versuchte, die herannahende Reisegesellschaft zu erspähen. Tatsächlich – da waren sie. Die Wagen hatten den Waldrand schon hinter sich gelassen, jetzt schlängelte sich der Weg durch Wiesen und Äcker, folgte eine Weile der Stadtmauer und führte dann zur Burg hinauf. Gottfried hatte schon vor drei Wochen einige Ritter zum Kloster geschickt, die den Wagenzug mit der jungen Herrin auf der kurzen Fahrt zur Burg schützen sollten, doch die Abreise seiner Gemahlin hatte sich hinausgezögert. Weshalb, das wusste er nicht, aber es konnte natürlich an der schlechten Witterung liegen. Er hatte sie nicht drängen wollen und deshalb geduldig abgewartet, bis sie selbst den Zeitpunkt bestimmen würde. Besorgt verfolgte er den Wagenzug mit seinen Blicken und stellte fest, dass eine der Planen, mit der man die Insassen des Wagens vor dem Wetter geschützt hatte, an einer Stelle aufgerissen war. Er fluchte. Vermutlich war der Fuhrmann allzu dicht unter einem vorstehenden Ast hindurchgefahren und ein Teil des Gepäcks möglicherweise nass geworden.
Als sich Wagen und Reiter der Siedlung näherten, kam ihnen ein hochbeladenes Gefährt entgegen. Dem mit zwei Ochsen bespannten Karren folgten einige Lastpferde, die ebenfalls mit Säcken und Hausrat bepackt waren. Ein Maultier trottete hinterher, auf dem ein junger Bursche saß. Es waren die Söhne des Juden Aaron, den Roger de Briard in seinem Jähzorn erschlagen hatte. Eine dumme und überflüssige Tat, die dem Ritter nach Gottfrieds Meinung wenig Ehre machte. Es war schade um den alten Aaron, den Rotrou von Perche recht gern in der Siedlung geduldet
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