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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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dass man in der Küche eng beieinanderhockte und nur hinausging, um das Vieh zu versorgen. Es war stickig, denn man hatte die Fensteröffnung verschlossen. Zwei kleine Talglampen und das Herdfeuer erleuchteten den Raum nur unzulänglich. Corba, die Pilze auf eine Schnur zog, um sie zu trocknen, seufzte darüber, dass ihre Augen immer schwächer würden. Millie hatte die Spindel genommen und zupfte emsig zarte Wollstreifen aus dem Korb, die sie zu meisterhaft gleichmäßigen, seidenfeinen Fäden spann. Später würde sie drei Fäden miteinander verdrillen und daraus ein Gewand weben. Millies Gewänder waren sehr haltbar und ohne ein einziges Knötchen, doch Tiessa fand sie hart und kratzig, sie hätte sie nicht anziehen wollen.
    » Fast fehlt mir jetzt dieser Bursche « , meinte Jordan, der trübsinnig an einem Hölzchen herumschnitzte. » Seine Geschichten waren lustig, da kam niemals Langeweile auf. «
    Tiessa war fahrig, half der Mutter eine Weile, die frischen Pilze aufzufädeln, dann nahm sie sich ein schadhaftes Gewand vor, das geflickt werden musste, ließ es aber wieder liegen, um trotz des Regens auf den Hof hinauszulaufen. Angeblich wollte sie nach den Hühnernestern sehen und die Eier einsammeln – doch sie stand nur unter dem vorspringenden Scheunendach und starrte zum Hofeingang hinüber. Weshalb kam er nicht? Aber warum sollte er auch hierher auf den Hof kommen, der Vater war am frühen Morgen auf die Burg gegangen. Ob Ivo ihn dort beiseitegenommen hatte, um seinen Antrag vorzubringen? Sie sah hinauf zu dem nebelumwölkten Turm – ob er dort oben stand und zu ihr hinunterschaute? Nichts war zu erkennen, nicht einmal ein Licht in einem der schmalen Turmfenster. Sicher hatte man auch dort jetzt die Fensteröffnungen verschlossen. Nass und mit leerem Korb kehrte sie ins Haus zurück und spürte Corbas besorgten Blick.
    » Was ist mit dir, Mädchen? Du bist doch nicht krank? «
    » Die hat draußen den Wettermacher getroffen und mit ihm einen Schwatz gehalten « , scherzte Jordan.
    » Genau so sieht sie aus « , bemerkte Millie, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen.
    Der Tag schien sich ins Unendliche zu dehnen. Pilze auffädeln, die Mahlzeit bereiten, Erbsen lesen, Holz nachlegen, damit das Feuer nicht ausging, nach den Tieren sehen – nichts konnte den Abend näher bringen. Wurde es draußen nicht endlich dämmrig? Aber nein, stattdessen wurde es heller, denn die Wolken hatten sich verzogen, und in den breiten Pfützen im Hof spiegelte sich das Sonnenlicht. Die Hühner scharrten im Matsch herum, die Ziegen tranken aus den Wasserlachen, und Jordan zog eine schadhafte Karre aus der Scheune, um daran herumzuhämmern. Tiessa, die noch nie zuvor in ihrem Leben Kopfschmerzen gehabt hatte, spürte jeden Hammerschlag wie eine kleine Erschütterung in ihren Schläfen. Später wurde Corba zu einer Nachbarin gerufen, die ein Fieber bekommen hatte. Tiessa hockte untätig auf einer Bank, starrte auf den schrägen Schatten des Palisadenzauns, der gemächlich länger und blasser wurde, bis er endlich ganz mit dem braunen Erdboden verschmolz.
    Der Vater kam erst zurück, als die Sonne schon längst untergegangen war und man in der Küche wieder am Feuer saß. Zu Tiessas namenloser Enttäuschung war er allein – Ivo begleitete ihn nicht. Zitternd vor Aufregung, nahm sie ihm den feuchten Mantel ab und versuchte, in seinem Gesicht einen Hinweis zu erkennen. Doch Jean war gleichmütig wie meist. Er setzte sich auf die Bank, streckte die Beine aus und sprach den Abendsegen, bevor sie mit der Mahlzeit begannen. Schweigend saß man an dem langen Küchentisch, alle tauchten ihre Löffel in die Schüssel mit Erbsen und Gerstenbrei, nahmen dazu Brot und kauten vor sich hin. Als der erste Hunger gestillt war, kam langsam wieder ein Gespräch in Gang. Corba erzählte von dem Besuch bei der kranken Nachbarin, deren Schwägerin allerlei Zeug erzählt hatte, das man glauben konnte, oder auch nicht.
    » Sie will gehört haben, dass der Kaiser Friedrich Barbarossa gestorben sei. Der Pfarrer hat es erzählt, und der weiß es von einem Pilger, der in den Kronlanden gewesen ist und jetzt zurück in die Heimat reist. «
    Die Neuigkeit hätte Tiessa zu jeder anderen Zeit heftig erregt, heute war ihr das Schicksal des Barbarossa völlig gleichgültig. Jean hingegen fragte Corba eifrig aus, woher der Pilger diese Nachricht wohl wisse, ob er nur ein Schwätzer oder ein verlässlicher Mann sei und was er noch darüber erzählen könne. Doch Corba

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