Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller

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liegen, wie es unter Eheleuten üblich war. Stets behielt sie ein Hemd auf dem Körper. Sie bot sich ihm gern dar, bewegte sich niemals, wenn er sie nahm, sondern lag still und ließ alles mit sich geschehen. Er war verblüfft gewesen, dass sie von ihm erwartete, jede Nacht zu ihr aufs Lager zu steigen. Es hatte ihm in den ersten Wochen ihrer Ehe mächtig gefallen, dann jedoch musste er hin und wieder Ausflüchte suchen. Er gab ihr Geschenke, strich ihr zärtlich übers Haar und murmelte eine ungeschickte Erklärung.
    Was ihn ein wenig verletzte, war die Tatsache, dass Richenza tagsüber allen liebevollen Berührungen stets auswich und sie auch niemals erwiderte.

11
    T iessa hatte die Knie hochgezogen und kuschelte sich an den warmen Stein, den die Mutter mit Tüchern umwickelt in ihr Bett gelegt hatte. Die Nächte waren so eisig, dass selbst die Mäuse nur noch selten durch die Gänge in den hölzernen Dielen huschten, und das Kopfpolster des Lagers war am Morgen nass von ihrem eigenen Atemhauch.
    Neidvoll dachte sie an Millie und Jordan, die sich nebenan vermutlich eng aneinanderschmiegten und zusätzlich noch den Hund in ihr Bett genommen hatten. Der schlich sich allerdings meist irgendwann in der Nacht davon, weil Jordan so laut schnarchte.
    Tiessa zog die Felle ein wenig höher hinauf und richtete das Kopfpolster, um endlich einschlafen zu können. Die kummervollen Nächte, in denen sie geglaubt hatte, vor Sehnsucht und Verzweiflung sterben zu müssen, waren längst vorbei. Sie war selbst erstaunt, dass die Erinnerung an Ivo zusehends verblasste, sein einst so strahlendes Bild hatte sich gewandelt. Jetzt erschien er ihr schwach und feige, denn er hatte nicht einmal versucht, um sie zu kämpfen. Dabei hätte sie trotz allem zu ihm gehalten.
    Auch die Eltern nebenan schliefen noch nicht, sie hörte ihre leisen Gespräche. Unwillkürlich spitzte sie die Ohren, da der Name des Burgherren gefallen war.
    » Zum Narren macht er sich « , hörte sie den Vater flüstern. » Sie braucht nur eine Augenbraue zu heben, dann tut er, was immer sie verlangt. Golddurchwirkte Seidenstoffe für ihre Gewänder, beutelweise Safran, Ingwer und Zimt, auch Pfefferkörner, um die Speisen zu würzen, ein hohes Gefäß aus weißem, bemaltem Porzellan, das im Reich der Chinesen gemacht wird und ein Vermögen gekostet hat. Wenn getafelt wird, brennen zahllose Kerzen aus Bienenwachs, denn die hohe Dame mag den Geruch des Rinderfetts nicht leiden. Die Vorräte in der Burg werden bis zum Frühjahr zur Neige gehen – aber wen kümmert das? Ich werde Getreide und Wein kaufen müssen, ganz gleich woher. Zusätzlich werde ich Gelder auftreiben müssen, die Herrin wünscht, dass die Räume und die Halle neu ausgemalt werden. «
    » Aber es hat auch unter dem Grafen Rotrou Feste und eine große Hofhaltung gegeben « , wandte Corba leise ein. » Gib es zu – es hat dir gefallen, dass sein Sohn sparsam gelebt hat und du für ihn Reichtümer ansammeln konntest. «
    » Mag sein « , knurrte Jean. » Der Kreuzzug des Königs hat genug Geld verschlungen. Ich war froh, die leeren Kassen wieder aufzufüllen. Auch hat Graf Rotrou Hof gehalten, um wichtige Gäste und Gesandte würdig zu empfangen. Sein Sohn aber tut es, um seiner jungen Ehefrau zu gefallen. «
    » Ist es nicht eine Fügung Gottes, wenn Mann und Frau auch in Liebe miteinander verbunden sind? «
    Tiessa stellte sich vor, dass ihr Vater jetzt lächelte, denn es gab eine enge Vertrautheit zwischen den Eltern, die sehr aneinander hingen.
    » Wenn Mann und Frau einander aufrichtig lieben und wertschätzen, dann ist es so, wie du sagst, Corba « , hörte sie den Vater murmeln. » Nicht aber dann, wenn ein kluger Mann zu einem Dummkopf wird, weil ein Weib, das seine Liebe nicht verdient, ihm den Verstand geraubt hat. Drei Ärzte hat er von weither kommen lassen und mit viel Geld bezahlt, nur weil sie eine kleine Wunde am Arm hat, die nicht zuheilen will. «
    » Sie will nicht heilen? Hat sie Arnika und Scharleikraut aufgelegt? «
    » Was weiß ich? Die Ärzte haben ihr allerlei Tränke gebraut, darin waren viele Pfefferkörner und Zimt, sodass man es überall hat riechen können … «
    Tiessa schob den Arm unter das Kopfpolster und zog die Knie noch ein wenig enger an den Körper. Der Himmel war gerecht – sie gönnte es dem Burgherrn, dass er blind und taub vor Verliebtheit war und sich vor allen lächerlich machte. Er hatte ihre Liebe zerstört – jetzt ließ Gott ihn dafür büßen.
    Als