Die Braut des Kreuzfahrers
gedankt, am Leben und Graf des Perche. «
Der Komtur beeilte sich, ebenfalls Gott den Herrn anzurufen, um für den Grafen des Perche eine glückhafte Heimkehr zu erflehen, vor allem, damit der Graf seine Enkelsöhne sehen konnte, um deren baldige Geburt er, der Komtur, gleichfalls beten wolle.
» Indes ist es ja möglich, eine Rente auch in eine Schenkung umzuwandeln « , fuhr er mit einem unverfänglichen Lächeln fort. » So mancher, der den Templern Einkünfte aus allerlei Zöllen oder Kirchen gespendet hat, kam durch eine einmalige Schenkung von dem Versprechen frei. Das könnte eine Summe Geldes sein, aber auch Pferde, Waffen, Rüstungen – was immer den Spendern gefällt. In Eurem Fall wären beispielsweise einige kleine Dörfer in der Nähe von Arville passend, denn sie liegen für die Komturei recht günstig … «
Gottfried hätte gern gelacht über diesen schlauen Schacherer für seinen Orden! Die Dörfer wurden von Leibeigenen bewohnt, die man den Templern gleich mitschenken sollte. Der Boden war fruchtbar, allerdings hatte es immer Streitigkeiten mit den Templern um die Weiderechte gegeben. Auf jeden Fall wäre dieser Tausch zu Ungunsten der Grafschaft gewesen, und bei aller Frömmigkeit hatte Gottfried wenig Lust, sich von diesem gewitzten Ritter der Christenheit übers Ohr hauen zu lassen.
» Die Rente wird Euch auch weiterhin zuverlässig gezahlt werden, Komtur « , meinte er freundlich lächelnd. » Wir gedenken nicht, uns dieser Verpflichtung zu entziehen, auch nicht durch eine Schenkung. «
Die Mundwinkel des Komturs sanken herab und vereinigten sich mit den beiden Furchen, die seine Wangen senkrecht durchschnitten. Gleich darauf jedoch hatte er seine Enttäuschung überwunden. Er dankte für die freundliche Aufnahme, und als der Burgherr ihn zur festlichen Tafel einlud, war er sichtlich geschmeichelt. Gottfried wusste recht gut, dass de Girot beharrlich war. Er würde sich diesen Vorschlag vermutlich noch einige Male anhören und immer wieder zurückweisen müssen. Doch er war sicher, dass auch sein Vater so entschieden hätte.
In der Halle war Stimmengewirr, das sich bei ihrem Eintreten zwar dämpfte, doch nicht gänzlich erstarb. Man hatte die Hofleute zusammengeholt. Auch ihre Frauen und Töchter waren schön gekleidet erschienen, und jeder hatte sich bereits in dem großen Becken aus glänzendem, gepunztem Messing die Hände gereinigt. Jetzt stand man in kleinen Gruppen beieinander oder ging zu zweit mit langsamen Schritten auf und ab, denn bevor der Burgherr seine Ehefrau an die Tafel führte, war es niemandem gestattet, sich dort niederzulassen. Das Licht der Wandfackeln ließ die bunten Gewänder und glitzernden Stickereien aufleuchten, und Gottfried wurde mit Schrecken bewusst, dass er noch das knielange braune Reiterkleid trug. Über dem Gespräch mit dem Komtur hatte er ganz vergessen sich umzukleiden. Es war ärgerlich, doch leider nicht mehr zu ändern.
Richenza hatte ein rotes Obergewand aus Sammet angelegt, das weithin zu sehen war, sodass Gottfried sie rasch inmitten der Frauen entdeckte. Einen Moment lang besah er sie voller Entzücken, denn sie erschien ihm mit jedem Tag schöner. Obgleich sie nicht groß gewachsen war, hielt sie sich sehr aufrecht, und ihre Bewegungen waren niemals hastig, sondern gemessen, was angesichts ihrer Jugend ganz ungewöhnlich erschien. Schnell hatte sie sich in ihre Aufgaben als Burgherrin eingefunden, kannte inzwischen jeden Winkel seiner Burg und hatte die Herrschaft über das Gesinde übernommen. Er hatte zuerst gezögert, sie ganz allein schalten und walten zu lassen, und ihr lange Erklärungen gegeben, die sie sich geduldig anhörte. Doch bei ihren Fragen hatte er bald begriffen, dass er viel Überflüssiges geredet hatte. Er war maßlos stolz auf sie, mehr noch, er bewunderte Richenza, die anders als er selbst darauf achtete, von jedermann mit großem Respekt behandelt zu werden. Auch wenn sie ihm stets sanft und ruhig erschien, so konnte sie die Frauen und Dienstleute doch mit wenigen, spitzen Worten in ihre Schranken weisen. Während er durch die Halle zur Tafel schritt und dabei diesen und jenen freundlich begrüßte, sah er immer wieder zu ihr hinüber und las voller Bedauern das Missfallen über seine schlichte Gewandung in ihren Zügen. Er würde sich ob seiner Gedankenlosigkeit später bei ihr entschuldigen. Er tat es freiwillig und gern, niemals hatte sie gewagt, ihm Vorwürfe zu machen, doch er war bemüht, sie zufrieden zu
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