Die Braut des Kreuzfahrers
Richards Eskapaden, viele aber schüttelten auch die Köpfe. Besonders Jean war ärgerlich und bemerkte, dass Rüstung und Schiffe der Kreuzfahrer große Summen verschlungen hätten, die man doch nur aufgebracht hatte, um das heilige Jerusalem zu befreien. Damit hatte er nicht unrecht, denn Graf Rotrou hatte nicht nur seine eigenen Ritter ausrüsten müssen, sondern darüber hinaus eine große Summe an König Philipp gegeben. Jeder hatte bluten müssen für diesen Heerzug der Christenheit, vor allem der Adel, aber auch die Handwerker und Bauern, denen man neue Steuern auferlegte. Viele jedoch hatten ihr Geld freiwillig und mit großer Freude gegeben, da sie sich davon das Seelenheil erhofften.
Mittlerweile war es am unteren Ende der Tafel immer lebhafter geworden. Dort saßen die Schreiber und unverheirateten Knappen sowie einige unbedeutende Dienstleute, die stets Mühe hatten, die Tafelsitten einzuhalten, und auch gern allzusehr dem Wein zusprachen. Er gab Guillaume einen Wink, energisch einzuschreiten, da er Richenzas vorwurfsvolle Blicke aufgefangen hatte.
» Geht es dir gut? « , fragte er sie leise und beugte sich dabei ein wenig zu ihr hinüber. » Du hast kaum etwas gegessen. «
Sie wich ein wenig zur Seite, denn sie war der Meinung, es schade ihrer Würde, wenn sie bei solchen Anlässen heimliche Gespräche mit ihrem Ehemann führte. Nun – sie würde noch lernen, dass dem nicht so war.
» Ich fühle mich sehr wohl. «
Er betrachtete sie dennoch mit leiser Sorge. Die Röte auf ihren Wangen war inzwischen gewichen, und sie erschien ihm blass. War ihr vielleicht kalt? Der große Raum wurde zwar von einem Kamin geheizt, doch die Wärme hatte nicht allzu viel Kraft, sodass man überall breite Pfannen mit glimmender Holzkohle aufgestellt hatte. Er überlegte, ob er den Pagen herbeiwinken solle, um ihr den Becher zu füllen, doch sie bediente sich selbst an dem schön geformten Wassergefäß, das einen Löwen darstellte und das sie aus der Heimat mitgebracht hatte. Entzückt betrachtete er ihre Bewegungen, die kleinen Hände, die noch jugendlich weich und doch keineswegs zierlich waren. Fast wie zarte Löwenpranken, schoss es ihm durch den Sinn. Sie hatte eine Verletzung am Unterarm, die sie seit Wochen mit einem Verband schützte. Ein unglücklicher Zufall, der Deckel einer schweren Truhe war umgeschlagen, als sie etwas herausheben wollte. Sie hatte ihm die Wunde nicht zeigen wollen, obgleich er sie darum bat, denn sie fand, es sei lächerlich, wegen solch einer Kleinigkeit einen Arzt kommen zu lassen.
Er zog sich jetzt von den Gesprächen zurück. Er liebte es, die Menschen in seiner Umgebung zu beobachten, um seine Schlüsse daraus zu ziehen. Guillaume war erhitzt und nervös, ständig in Sorge, sein Amt schlecht zu erfüllen, aber der Junge gefiel ihm. Der Komtur war trotz etlicher Becher Wein noch völlig klar im Kopf, keine Vertraulichkeit, kein Scherz konnte ihn dazu bringen, eine unvorsichtige Äußerung zu tun. Gottfried wusste, dass man sich vor ihm in Acht nehmen musste. Der Mann war kühl und klug, auch wusste er sich zu verstellen. Gilbert Corniac, der Befehlshaber seiner Kämpfer, hingegen gab zu Gottfrieds Vergnügen allerlei Geschichten zum Besten, die die Frauen erröten oder schrill aufkreischen ließen. Er war ein grober Klotz, der sich hin und wieder selbst ein Bein stellte, aber im Grunde ein treuer Bursche. Am meisten schätzte Gottlieb seinen Verwalter Jean, der Zurückhaltung mit scharfem Verstand paarte und den Besitz der Grafen von Perche so verlässlich verwaltete, als sei es sein eigener.
Der Wein hatte eine wohlige Schlaffheit in Gottfrieds Gliedern erzeugt und zugleich seine Sinnlichkeit angeregt. Immer wieder wanderte sein Blick zu Richenza, und nun erwiderte auch sie sein Lächeln. Es wurde Zeit, diese lärmende Gesellschaft endlich aufzulösen. Wozu all dieses Geschwätz, das Gelächter, das Kreischen einiger Frauen, die zu viel getrunken hatten! Er sehnte sich danach, mit Richenza allein zu sein, mit ihr leise Gespräche zu führen, in denen er umständlich ihre Fragen beantwortete und sich bemühte, ihre Wünsche zu erraten. Sie erschien ihm immer noch wie ein kleines Mädchen, das er belehren und behüten musste, zugleich war ihr junger Leib unfassbar begehrenswert, die Haut so weiß, die Mitte schlank, die kleinen Brüste wie runde Früchte geformt.
Sie hatte nahezu alle Scheu vor der geschlechtlichen Vereinigung abgelegt, nur wollte sie niemals ganz nackt bei ihm
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