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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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herum abgeschwollen sei. Auch die Äbtissin von St. Cathérine befinde sich bei ihr, um ihr Mut zuzusprechen und stündlich für ihre Genesung zu beten.
    » Der Burgherr ist voller Hoffnung. Wenn seine Frau gesund wird, soll St. Cathérine mit einer Wiese und Steinen für das Nonnenhaus belohnt werden. «
    » Braucht die Mutter mich denn gar nicht? « , fragte Tiessa zweifelnd. » Früher wollte sie niemals einen Fuß in die Burg setzen, und jetzt weilt sie sogar über Nacht dort. «
    » Ich sehe sie oft « , gab Jean lächelnd zurück. » Ihre Furcht vor den Burgleuten ist geschwunden, sie ist ganz von ihrer Aufgabe erfüllt und weicht nicht vom Bett der Kranken. Dir, Tiessa, lässt sie ausrichten, dass du hier auf dem Hof die Herrin sein sollst, bis sie zurückkehrt. «
    Tiessa war von dieser Botschaft wenig begeistert, denn sie fand es anstrengend, für alle zu denken und zu sorgen. Ganz abgesehen davon, dass weder Millie noch Jordan sich nach ihren Anweisungen richteten, wie sie es bei Corba stets ohne Zögern taten. Nie zuvor war die Mutter so lange fort gewesen. Die Abende in der Küche erschienen öde ohne die gewohnten, heiteren Plaudereien, und wenn Tiessa auf dem Lager einschlief, fehlte ihr das Geflüster der Eltern nebenan in der Kammer.
    Am dritten Tag vermeldete der Vater, dass die junge Burgherrin bereits von ihrem Lager aufgestanden sei und verlangt habe, dass man sie bade. Wohlriechende Seifen habe man ihr bringen müssen und feines Öl, das nach Melisse und fremden Blüten duftete. Auch habe sie endlich wieder Nahrung zu sich genommen und Wein getrunken. Die Äbtissin Clara weile immer noch auf der Burg. Sie sei die engste Vertraute der Burgherrin und schlafe neben ihr im Bett, denn Richenza fürchte, in der Nacht von bösen Dämonen heimgesucht zu werden. Der Burgherr nächtige in seinem Gemach, dort habe man ihm ein Lager auf einer der Truhen bereitet. Er hatte Jean anvertraut, dass er gelobt habe, ins Heilige Land zu ziehen, wenn Gott Richenza am Leben erhielt.
    Der Vater hatte nur wenig Zeit, eine Mahlzeit mit ihnen einzunehmen, dann stieg er auf sein Pferd, um allerlei Besorgungen für seinen Herrn zu erledigen. Vor allem mussten Bausteine gekauft und zum Kloster St. Cathérine gebracht werden. Die Äbtissin hatte um Eile gebeten, da das Wetter milder geworden war, und sie glaubte, dass man mit dem Bau bereits beginnen könne. Jean war anderer Ansicht. Das Christfest stand kurz bevor, danach würde der Winter noch lange nicht vorüber sein. Auch waren jetzt, da der Boden getaut war, alle Wege voller Schlamm. Die Ochsen hatten viel Mühe, die schweren Fuhren zu ziehen, und die Fuhrleute verlangten deshalb höheren Lohn. Doch der Burgherr hatte befohlen, und sein Verwalter musste gehorchen.
    » Ich will gern an die Kraft ihrer Gebete glauben « , sagte Jean mit halblauter Stimme zu Tiessa, als sie ihm Mantel und Stiefel brachte. » Aber Gott der Herr hat Corba auserwählt, die junge Herrin zu heilen, und deshalb sollte sie auch ihr dankbar sein. Doch wie es scheint, hat sie kaum freundliche Worte für sie und weigert sich jetzt auch, die bitteren Tränke zu sich zu nehmen. «
    » Soll sie doch gezuckertes Rosenöl trinken « , gab Tiessa zurück. » Ich bin froh und glücklich, wenn die Mutter endlich wieder bei uns ist. «
    » Das bin ich auch, Tiessa « , nickte Jean und stieg aufs Pferd. » Corba tat es dem Burgherrn zuliebe, wir erwarten uns keinen Lohn dafür als nur die himmlische Gnade und Barmherzigkeit. «
    Corba kehrte am folgenden Morgen auf den Hof zurück. An diesem Tag sprach der ganze Ort von nichts anderem als den vielen beladenen Pferden und dem Wagen voller kostbarer Güter, die ihr zu ihrem Anwesen gefolgt waren. Tatsächlich waren es vier Maulesel, mit Kisten und Bündeln beladen, und ein zweirädriger Karren, auf dem einige Fässer mit rotem Wein verstaut waren. Zwar hatte die junge Burgherrin beim Abschied über die stinkenden Tränke der Heilerin gespottet, doch Gottfried von Perche war voller Dankbarkeit gewesen und hatte die Frau seines Verwalters mit Lob und Geschenken bedacht.
    Als Tiessa die Mutter glücklich umarmte, schien Corba ihr schmäler geworden zu sein. Sie sah sehr müde aus, und die kleinen Fältchen um Mund und Augen hatten sich tiefer eingegraben.
    » Das ist kein Wunder « , meinte Corba lächelnd. » Ich habe nur wenig schlafen können und kaum gegessen. «
    » Wir werden dich schon herausfüttern « , rief Jordan. » Und ausruhen kannst du auch, denn

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