Die Braut des Kreuzfahrers
sein, Mädchen? « , lachte sie. » Ich kenne mich aus mit solchen Wunden, es ist nur ein kleiner Schnitt. «
» Hast du Salbe und Kräuter aufgelegt? «
Corba machte eine ungeduldige Bewegung, denn die verletzte Hand hinderte sie, das Bündel auf ihrem Schoß aufzuschnüren.
» Hilf mir lieber, Tiessa. «
» Nein, ich will, dass du jetzt deine Hand versorgst « , weigerte sich das Mädchen stur. » Ich bringe dir jetzt Scharleikraut und Beifuß, und dazu von der Salbe mit Beinwell. «
» Wenn du unbedingt willst « , seufzte Corba. » Aber von der Salbe ist nichts mehr übrig, ich habe alles, was ich gekocht hatte, mit auf die Burg genommen. «
» Heilige Jungfrau, sei uns gnädig! « , regte sich Tiessa auf. » Die undankbare Person hast du mit der guten Salbe geheilt, und jetzt ist für dich selbst nichts mehr geblieben. «
Zu Tiessas Beruhigung war der Schnitt tatsächlich nur klein, auch hatte die Wunde sich bereits geschlossen und schien heilen zu wollen. Dennoch legte sie ein feuchtes Tuch mit den Kräutern auf und wickelte den Stoff wieder um Corbas Hand.
» Du wirst eines Tages eine gute Heilerin sein, Mädchen « , lächelte die Mutter. » Und jetzt hilf mir endlich, diese Wunderdinge auszubreiten. «
Gottfried von Perche hatte kostbare Geschenke ausgewählt. Blassgrüne Seide schimmerte im Licht der Lampe, glutroter und taubenblauer Sammet, eine goldglänzende Gürtelschließe in der Form zweier Schwäne, die ihre Hälse ineinander verschränkten. Auf dem Deckel eines schmalen Holzkastens war eine kunstvoll gefertigte Elfenbeinschnitzerei angebracht. Als sie den Kasten öffneten, fanden sie darin mehrere silberne Fibeln mit bunten Emaileinlagen, zwei goldene Fingerringe, Ohrgehänge, wie kleine Halbmonde geformt, und einen Handspiegel, der ganz aus Silber war und auf der Rückseite das Gesicht eines Menschen zeigte.
» Es ist eine Brautlade, Tiessa « , sagte Corba entzückt. » Sieh nur, die Schnitzerei stellt einen Mann und eine Frau dar. Sie strecken einander die Arme entgegen, und der Mann hält einen Ring in seiner Hand. Diese Lade ist für dich, Mädchen, und wird einst deine Mitgift und den Ehevertrag bergen. «
Tiessa hatte mehr Augen für den hübschen Schmuck. Sie hielt die glänzenden Halbmonde ins Licht, dann versuchte sie, die Ohrgehänge anzulegen.
» Was soll ich mit einer Brautlade? « , meinte sie schulterzuckend. » Ich werde gewiss so bald nicht heiraten. «
» Wer weiß « , gab Corba lächelnd zurück. » Es ist ein wertvolles Kästchen, das vielleicht sogar aus der Familie des Grafen stammt. Wir werden es gut verwahren. «
Farbige Mäntel kamen zum Vorschein, wie Halbkreise geschnitten, sodass sie weich und füllig über die Schultern bis auf den Boden hinabfielen. Einige waren mit kühler Seide, andere mit weichem Marderfell gefüttert.
» Lege einmal dieses Obergewand an, Tiessa « , bat die Mutter, die jetzt heiße Wangen bekommen hatte. » Ich will sehen, wie du darin aussiehst. «
Auch Tiessa hatte bereits ein Auge auf den leuchtend roten Sammet geworfen. Sie schlüpfte aus ihrem eigenen schlichten Kleid und zog das ärmellose Gewand über ihr Unterkleid. Es ließ sich im Rücken schnüren, sodass es eng um Brust und Taille saß. Nach unten weitete es sich und fiel in üppigen Falten bis zu ihren Knöcheln herab. Der Lampenschein erweckte den Stoff zu geheimnisvollem Leben, ließ seidig helle Linien aufleuchten, zeichnete dunkel beschattete Täler, schuf matte Flächen in zartem Rosé und gab anderen Stellen die Farbe von dunklem Rubin.
» Es ist ein wenig zu kurz « , bedauerte Tiessa und drehte sich auf der Stelle. » Aber vielleicht können wir eine dieser Borten ansetzen. «
Sie hatte ihr Haar gelöst und warf den Kopf zurück. Die silbernen Ohrgehänge glitzerten in der rotbraunen Fülle ihrer Locken, und der rote Stoff schien wie ein vielfarbiges Feuer zu brennen.
» Du gleichst einer Mohnblüte, die sich am Ackerrain im Wind wiegt « , scherzte Corba. » Pass nur auf, dass dich nicht der Sturm über alle Wälder und Hügel davonträgt. «
Übermütig fasste Tiessa den Rock mit beiden Händen und sprang über eine der Truhen. Dann sah sie, dass die Mutter sich mit der Hand über die Augen fuhr.
» Ich werde mich nun doch noch ein wenig aufs Lager legen « , sagte Corba langsam. » Jetzt kann ich wohl endlich schlafen. «
Bis zum Abend hörte und sah man nichts von der Hausherrin. Als Jean zurückkehrte, ging er leise in die Schlafkammer und verbot
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