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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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hielt.
    » Welches sind die Männer, die gestern Abend angekommen sind? «
    Die Frage war an Gilbert Corniac, den Befehlshaber seiner Kämpfer, gerichtet, dessen Aufgabe es war, die Männer auszubilden. Diese Herzensangelegenheit hatte den alten Krieger während der vergangenen Tage so in Anspruch genommen, dass er darüber sogar den Wein vergessen hatte. Auch hielt er seine Kleidung stets in Ordnung, um Eindruck auf die fremden Kämpfer zu machen.
    » Das sind die fünf jungen Burschen, die rechts neben der mittleren Säule auf Strohsäcken liegen, Herr. Zwei von ihnen scheinen mir recht gut geeignet, haben wohl auch eine anständige Ausbildung erhalten. Die anderen drei sind schwächlich und taugen zu nichts. Einer hustet sogar recht übel – der käme nicht einmal bis zum Dorf Trife, da hätte ihn der Wind schon davongepustet. «
    Der Burgherr befahl, die Lampen anzuzünden und die Schläfer zu wecken. In der Küche wurde schon der Morgenbrei gekocht, dazu gab es Brot von gestern und gewässerten Wein.
    » Sobald es hell wird, fangt ihr mit den Übungen an, Gilbert. Sei unerbittlich mit ihnen, sie werden es uns später danken. Ich habe gestern einige gesehen, die die Lanze wie einen Stecken gebrauchten, aber es sind gute Männer dabei, die rasch lernen werden. «
    Die Weckrufe und der Lampenschein wurden nicht überall in der Halle freudig aufgenommen. So mancher Schlafende begrüßte den frühen Tag mit einem bösen Fluch, andere rissen unheilige Scherze, wieder andere knurrten, dass man als Gottesstreiter gekommen sei und nicht, um sich von einem grauhaarigen Schweinsgesicht durch den Dreck jagen zu lassen.
    Die fünf Neuankömmlinge hatten sich inzwischen aufgerappelt und machten sich daran, ihre Gewandröcke überzuziehen. Niemand kleidete sich völlig aus zum Schlafen, denn es war kalt in der Halle. Hemd, Bruche und Beinlinge behielt man am Körper, den Rock legte man unter sich, damit das Stroh nicht in den Rücken stach, und mit dem Mantel deckte man sich zu. Während sich die Neuen zwischen den übrigen Männern hindurchschoben, beobachtete Gottfried aufmerksam ihren Gang, ihre Körperhaltung und ihre Gesichter. Gilbert hatte recht, drei der Burschen waren schmächtig, doch zumindest einer davon war jung und schien recht gelenkig zu sein, auch waren seine Züge offen und voller Begeisterung. Zwei weitere waren hochgewachsen und sehnig. Ihr Gang verriet, dass sie gewohnt waren, sich im ritterlichen Kampf zu erproben. Der Letzte in der Reihe war ein bekanntes Gesicht, und Gottfried spürte, wie der Ärger in ihm aufstieg. Wie konnte Ivo Beaumont es wagen, sich erneut hier auf seiner Burg vorzustellen? Glaubte er etwa, Gottfried würde ausgerechnet ihn als Kämpfer mit ins Heilige Land führen?
    Ivo blieb bescheiden hinter den anderen stehen, das Haupt gesenkt, die Augen niedergeschlagen. Gottfried warf Gilbert Corniac einen zornigen Blick zu, denn der hätte ihn wenigstens vorbereiten können oder besser noch, Ivo Beaumont gleich aus der Burg weisen sollen. Gilbert wirkte schuldbewusst, verzog den Mund zu einem schmalen Strich und tat einen tiefen, reumütigen Atemzug. Vermutlich hatte Ivo ihm Geld gegeben, um sich Einlass zu verschaffen.
    Der Burgherr ließ Ivo zunächst unbeachtet stehen und beschäftigte sich mit den anderen Männern. Sorgfältig stellte er seine Fragen, hörte jedoch weniger auf die Antworten, sondern betrachtete den Mann genau, während er redete. Log er ihn an? Prahlte er, um zu beeindrucken? Versuchte er, dem Burgherrn nach dem Mund zu reden? Gottfried wollte Männer mit sich nehmen, die aus reinem Glaubenseifer das Kreuz nahmen, nicht aber solche, die in der Ferne ihr Glück suchten oder gar nur wegen der zu erwartenden reichen Beute ins Heilige Land zogen. Solche gab es zuhauf, doch er, Gottfried von Perche, war nicht gewillt, für haltlose Abenteurer Pferd und Rüstung zu zahlen. Von den Kosten für Reise und Verpflegung ganz abgesehen.
    » Wie ist dein Name? Woher kommst du? Wo wurdest du ausgebildet? «
    Der junge, schmächtige Bursche, der ihm gefallen hatte, war in einem Kloster erzogen worden. Sein Name war Bertran.
    » Ich tauge nicht zu einem Mönch, Herr, die Klostermauern wollen mich erdrücken. Ich habe eine Weile in Sées bei einem Adligen gedient, dort habe ich das Bogenschießen gelernt … «
    » Bist du etwa aus dem Kloster davongelaufen? «
    Bertran schüttelte eifrig den Kopf. Nein, er habe kein Gelübde abgelegt und sei nach der Schule gleich in die Welt

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