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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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grüne Rock und die Beinlinge waren ausgiebig mit feuchtem Schlamm bespritzt. Die Botschaft, die Gottfrieds Bruder ihm mitgegeben hatte, richtete er aus, ohne zu stocken. Es schien Gottfried fast so, als habe er sie Wort für Wort auswendig gelernt.
    » Euer Bruder, Stephan von Perche, lässt Euch grüßen. Er ist voller Bewunderung für Euren Entschluss und betet täglich für die Befreiung der Heiligen Stadt aus den Händen der Heiden. Er betet auch dafür, dass Graf Rotrou von Perche heil und gesund in die Grafschaft zurückkehren wird … «
    » Was noch? « , unterbrach Gottfried ihn ungeduldig. Dieses Geschwafel konnte sein Bruder sich eigentlich sparen.
    » … heil und gesund in die Grafschaft zurückkehren wird … «
    Der Bote holte tief Luft, nun war er doch ein wenig aus dem Text gekommen, doch gleich darauf fand er den Faden wieder.
    » Euer Bruder wird in drei Tagen hier auf der Burg eintreffen. Er ist gern bereit, seine brüderliche Pflicht zu erfüllen. Er wird die Grafschaft in Eurer Abwesenheit getreulich verwalten und Eurer Gemahlin Richenza von Perche jederzeit Hilfe leisten, wenn es gilt, die Burg gegen einen Feind zu verteidigen. Er wird auch die Vormundschaft über das Kind übernehmen, das Eure Gemahlin Ri… «
    » Es ist gut « , unterbrach ihn Gottfried und klopfte ihm freundlich auf die Schulter. » Geh hinunter in die Burgküche, dort wird man dich mit Speis und Trank versorgen und dir ein Lager zuweisen. «
    Mit raschen Schritten stieg er hinauf in sein Wohngemach. Auf dem Lesepult lag sein Testament, das er im Beisein seines Bruders und der Geistlichen unterzeichnen würde. Er hatte es selbst geschrieben und sorgsam darauf geachtet, nichts zu vergessen, vor allem nicht die Zuwendungen, die er der Kirche und den Klöstern im Fall seines Todes zugedacht hatte.
    Kurz bevor er die Pforte zu seinem Gemach erreichte, vernahm er fröhliches Gekicher. Richenza kam ihm entgegen, gefolgt von zwei jungen Edelfräulein, die inzwischen aus Sachsen angekommen waren, um ihr Gesellschaft zu leisten. Bei seinem Anblick hörten sie auf mit den Albernheiten und machten ernste Gesichter. Richenza neigte das Haupt in seine Richtung, die jungen Frauen verbeugten sich, und er trat dicht an die Mauer, um die drei vorübergehen zu lassen.
    Das locker geschnürte Gewand verbarg ihre Schwangerschaft. Gottfried hatte keine Ahnung, ob ihr Leib sich schon rundete, denn seitdem man ihm gesagt hatte, dass sie guter Hoffnung war, hatten sie das Lager nicht mehr geteilt. Die Zeiten des Lächelns waren vorüber, auch das Beisammensein am Abend fand nicht mehr statt – Richenza zog sich vor ihm zurück, sie war müde und brauchte Schlaf. Das war einzusehen und gewiss auch vernünftig, dennoch hatte es ihn betroffen gemacht. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, ihren Leib zu berühren, da der Zweck der fleischlichen Liebe nun erfüllt war. Doch sie lehnte auch die vertrauten und zärtlichen Gespräche unter Ehegatten ab. War sie tatsächlich nur aus diesem einen Grund freundlich zu ihm gewesen? Hatte sie ihn nur angelächelt, weil sie ein Kind, einen Sohn von ihm empfangen wollte?
    Er hatte diesen Gedanken von sich gewiesen, doch eine leise Enttäuschung war geblieben. Richenza hatte niemals versucht, ihn von dieser Pilgerfahrt zurückzuhalten – im Gegenteil, sie hatte seinen Entschluss freudig begrüßt. Gewiss fiel es ihm so leichter, sie zu verlassen. Hätte sie geweint und ihn angefleht, bei ihr zu bleiben, wäre es hart für ihn gewesen. Aber dass sie ihn so frohen Mutes ziehen ließ, wollte ihm auch nicht gefallen.
    Sein Bruder Stephan war fünf Jahre jünger als er, und viele behaupteten, er gliche seinem Vater Rotrou. Gottfried musste der Tatsache ins Auge sehen, dass Stephan, der unverheiratet war, im Falle seines Todes wohl Richenza zur Frau nehmen würde.

II .
    Aufbruch der Kreuzfahrer, Winter 1191
    » Wir aber, die wir des Tages sind, sollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer
des Glaubens und der Liebe und
mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit. «
    1. Thessalonicher 5.8

15
    U nter einem schweren grauen Himmel bewegte sich der Zug der Kreuzfahrer gen Süden, eine langsame Prozession von Reitern, Fußgängern und Wagen, die sich auf den schmalen Waldwegen noch zusätzlich in die Länge zog. Die Vorhut bildete eine Gruppe Berittener, aus der sich immer wieder einzelne Reiter lösten, um vorauszusprengen und die Gegend zu erkunden. Ihnen folgten die Fußgänger, junge bewaffnete Burschen, die als

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