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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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schleppten Bänke und rückten Schemel, und einige klopften ungeduldig mit den hölzernen Bechern auf die Tischplatte, bis Gilbert Corniac sie ärgerlich anfuhr, ob sie die Fahrt ins Heilige Land für ein Festgelage hielten. Doch erst als der Burgkaplan die Halle betrat, um vor Tagesanbruch ein Gebet zu sprechen und die Kreuzfahrer zu segnen, wurde es endlich ruhig.
    » Meine Sünden wiegen schwerer noch, als Ihr ahnen könnt, Herr « , ließ sich Ivo nun mit leiser Stimme vernehmen. » Ich habe einem Mädchen hier in Nogent die Ehe versprochen und sie ohne ein Wort verlassen, als meine Schande offenbar wurde. Wie sollte eine so kleine Pilgerreise diese Schuld vor Gott sühnen? Nur der Kampf für das heilige Jerusalem kann mich davon erlösen, und ich schwöre Euch, dass ich gern bereit bin, Leben und Ehre dafür hinzugeben. «
    » Ein Mädchen hier in Nogent-le-Rotrou? « , entfuhr es Gottfried. » Doch nicht etwa Tiessa, die Tochter meines Verwalters? «
    Verärgert stellte er fest, dass Ivos Wangen sich röteten, die junge Frau schien ihm keineswegs gleichgültig zu sein.
    » Ja, Herr, Ihr habt es erraten. Ich bereue vieles in meinem Leben, doch nichts so sehr, wie dieses Unrecht, das ich Tiessa zufügte. «
    Er schien aufrichtig in seiner Reue, aber das konnte auch damit zusammenhängen, dass ihm das reiche Erbe des Verwalters Jean Corbeille entgangen war. Der Gedanke, dass dieser Schönling die unerfahrene Tiessa verführt haben konnte, bereitete Gottfried von Perche ein ziemliches Unbehagen. Er hatte damals wohl bemerkt, dass Ivo nicht mehr bei der Jagdgesellschaft war, als sie in die Burg zurückkehrten. Er war im Wald bei dem Mädchen geblieben.
    Er wandte sich ab, denn die Knechte waren eben dabei, die Bretter von den Fensternischen zu nehmen. Das erste, fahle Morgenlicht drang in den beleuchteten Saal. Ein leichter Wind ließ die Lampen hin und her schwingen und die Lichter darin flackern. Die Luft war angenehm frisch und nur wenig mit dem Küchenrauch gewürzt. Bald war es für Gilbert Corniac Zeit, die Männer zu verschiedenen Übungen einzuteilen. Einige würden hinaus in die Wiesen reiten, andere, vor allem die jüngeren, wurden von Corniac im Burghof geschliffen. Die übrigen, die keine weitere Ausbildung benötigten, blieben in der Halle, langweilten sich, kümmerten sich um ihre Waffen oder spielten Tabula.
    Gottfried war in Gedanken immer noch mit Tiessa und ihrer Familie beschäftigt. Sein Verwalter Jean war seit dem Tod seiner Frau nicht mehr der Gleiche, was Gottfried sehr bekümmerte. Gottes Wille war dem Menschen verborgen, doch es war bitter, dass Corba hatte sterben müssen, denn durch sie war Richenza von ihrer Krankheit geheilt worden. Er hatte Jeans Bitte, an der Fahrt ins Heilige Land teilnehmen zu dürfen, lange widerstanden, schließlich benötigte er einen erfahrenen und klugen Mann, der während seiner Abwesenheit die Geschäfte auf der Burg und im Wirtschaftshof regelte. Doch letztlich hatte ihn das beständige Flehen des Witwers gerührt. Jean sehnte sich danach, am Grab Christi für seine verstorbene Frau zu beten, und Gottfried brachte es nicht fertig, seinem treuen Dienstmann diesen Wunsch abzuschlagen.
    Das bedeutete aber auch, dass die junge Tiessa mit Bruder und Schwägerin auf dem Anwesen zurückbleiben würde. Ohne den Vater, der sie vor den Torheiten ihrer Verliebtheit bewahren würde. Gewiss war es für das Mädchen besser, wenn Ivo keine Gelegenheit hatte, in ihre Nähe zu gelangen …
    Gottfried lenkte seinen Blick wieder auf Ivo, der immer noch auf seine Entscheidung wartete. Im grauen Morgenlicht schienen seine Züge jetzt weniger hübsch, sondern ziemlich blass. Kinn und Wangen waren dunkel umschattet, da er noch keine Zeit gehabt hatte, sich zu rasieren.
    » Wende dich an Gilbert Corniac – er wird dir Kettenhemd, Lanze und Schild geben « , sagte er kurz angebunden. » Schwert und Ross hast du ja selbst. «
    » Ich danke Euch, Herr! «
    Es klang aufrichtig. Er beugte die Knie und schien erleichtert – vermutlich hatte er während der vergangenen Tage weder Nahrung noch Obdach gehabt. Nun begab er sich an die Tafel und tunkte den Löffel hungrig in die Schüssel mit Gerstenbrei.
    Am Eingang des Saales stürzte ein dürrer, flachsblonder Bursche auf Gottfried zu, der wohl im Treppenaufgang gewartet hatte, um das Gespräch des Burgherrn nicht zu stören.
    » Herr, ich bringe Botschaft von Eurem Bruder. «
    Der Bursche musste die Nacht über geritten sein, denn der

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