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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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mir und kreischte, ich wolle sie berauben. Ich habe ein wenig mit ihr gespielt, ihr auch das Kleid angehoben, aber mehr nicht, das schwöre ich. Schon weil sie ununterbrochen schrie und der Vater mit zwei Knechten angelaufen kam … «
    Er erzählte die Geschichte so lebhaft, dass die Ritter, die dabeistanden, in lautes Gelächter ausbrachen, das allerdings rasch erstarb, als man den Zorn des Anführers bemerkte.
    » Wir sind Kämpfer … solche Dinge geschehen hin und wieder « , wiegelte Hugues ab, denn auch er sah, dass Gottfried die Sache sehr ernst nahm. » Wenn Ihr es wünscht, Herr, werde ich dem Mädchen Geld geben. «
    » Das wirst du allerdings. «
    Hugues machte große Augen, als Gottfried die Summe festlegte. Es waren einige Livres und somit fast die Hälfte seiner Barschaft. Doch er fügte sich, nahm die ganze Geschichte als einen zwar bösen, aber dennoch heiteren Scherz. Er war ein Normanne, einer jener Burschen, die deftige Scherze mögen, auch wenn sie hin und wieder selbst die Geschädigten waren.
    Der Schuster steckte das Geld unter sein Gewand und jammerte noch ein wenig, dass seine Tochter nun keinen Bräutigam finden würde. Dann fasste er das Mädchen am Arm und zerrte sie mit sich fort. Die beiden Knechte liefen hinterher, heilfroh, dass man sie bei dieser gefährlichen Unternehmung nicht verprügelt oder gar erschlagen hatte.
    Was dann getan werden musste, fiel Gottfried nicht leicht, denn er hasste es, einen Menschen zu demütigen. Doch es war unumgänglich. Hugues Druant wurde vor die Wahl gestellt, eine öffentliche Strafe zu erdulden oder den Kreuzzug ohne Pferd, Rüstung und Waffen zu verlassen. Er wählte die Strafe, und dieses Mal verging ihm die Lust zu scherzen.
    Mit entblößtem Oberkörper musste er durch die Reihen seiner Kameraden laufen. Ritter und Knappen, sogar die einfachen Knechte hatten das Recht, ihn mit Dreck und Steinen zu bewerfen. Es gab auch Faustschläge oder Prügel mit einem frisch aus dem Geäst gebrochenen Stock. Wären nicht die Frauen gewesen, die vor ihrem Zelt standen und das Geschehen eifrig verfolgten, dann hätte der Delinquent völlig nackt durch das Lager laufen müssen, doch Gottfried wollte den Damen diesen Anblick ersparen. Auch die kollektive Strafe, der sich alle Kreuzfahrer nach diesem schlimmen Vorgang unterziehen mussten, und die in einem dreitägigen Fasten bei Wasser und Brot bestand, wurde nicht auf die adeligen Frauen ausgedehnt. Schon deshalb nicht, weil zwei von ihnen schwanger waren. Die beiden Nonnen und der Geistliche hatten wenig Mühe mit der Strafe, sie hielten sich während der Fastenzeit bis zum Osterfest ohnehin nur an Wasser und Brot.
    Die Wege wurden nun steiler, sie hatten das Zentralmassiv erreicht. Felsige Hügel waren zu bezwingen, Frühlingsgewitter tobten über den Köpfen der Reisenden, Regengüsse durchnässten die Gewänder und auch die Planen, die die Wagen schützten. Einige der Frauen bereuten nun ihren frommen Entschluss, doch es gab keine Möglichkeit, umzukehren. Die Wege waren so schmal, dass man froh war, wenn die Ochsenwagen nicht in den Abgrund stürzten. Als man mitten im Gebirge eine Herberge der Johanniter erreichte, sorgte Gottfried dafür, dass wenigstens die Frauen und zwei Ritter, die an einem Fieber litten, dort für die Nacht aufgenommen wurden und ihre Gewänder trocknen konnten. Die übrigen Reisenden waren zu zahlreich, als dass die kleine Herberge, die nur von drei Brüdern geführt wurde, ihnen hätte Raum bieten können. So baute man die Zelte auf, und Gottfried hielt es für selbstverständlich, dass auch er, genau wie die Übrigen, im Zelt nächtigte.
    Es war Mitte März, aber der Frühling schien unendlich fern. Wie zum Hohn zeigten sich an geschützten Stellen erste Frühlingsblüher zwischen den Felsen, die halb von Schnee bedeckt dem kalten Wind trotzten. Die Nächte in den Bergen waren eisig, meist fand man am Morgen die Zeltplanen hart gefroren, und die Bachläufe waren von weißen und durchsichtigen Eishäuten gerändert, die in der Sonne wie Kristalle und Diamanten glitzerten.
    Die Nacht bei den Johannitern war kurz, viele Männer fanden keinen Schlaf. Ein heftiger Wind heulte in den Felsen und zerrte an den Zeltplanen, als habe Satan ein Heer seiner Dämonen versammelt, um die Kreuzfahrer von ihrem Weg abzubringen. Gegen Morgen jedoch legte sich die Plage, und die durchgefrorenen Männer verließen noch vor Tagesanbruch ihre Unterkünfte, zündeten mehrere Feuer an, und die Mägde

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