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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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pflegen. Ihm selbst und manchem anderen fiel es leicht, sich an diese Richtlinien zu halten, denn sie dienten dazu, vor Gott als die wahren Kämpfer der Christenheit zu gelten. Gottfried hatte sich lange danach gesehnt, ein solcher Ritter zu sein. Jetzt endlich ging dieser Wunsch in Erfüllung.
    Sie waren dem Ufer der Loire in südlicher Richtung gefolgt. Da man die Vorräte schonen wollte, begaben sich einige Ritter mit ihren Knappen auf die Märkte der Umgebung, um Käse und eingelegtes Gemüse zu kaufen. Einige Tagesreisen südlich von Orléans geschah jedoch etwas Schlimmes, eine Untat, die während einer Fehde oder eines Kriegszugs oft unvermeidlich war, auf einem Kreuzzug nach Gottfrieds Empfinden jedoch eine entsetzliche Sünde darstellte.
    Eine kleine Gruppe von Leuten näherte sich dem Lager der Kreuzfahrer. Es war ein älterer Mann, der Kleidung nach ein Handwerker, der von zwei jungen Knechten und einem Mädchen begleitet wurde.
    » Der Alte kommt aus dem Dorf Outriche und will den Anführer der Kreuzritter sprechen « , vermeldete Bertran, der sich häufig in Gottfrieds Nähe aufhielt und allerlei Dienste übernahm.
    » Was will er? «
    » Ich fürchte, er hat eine Beschwerde, Herr. «
    » Dann bring sie zu mir. «
    Die vier Menschen gingen scheu zwischen den Rittern und Knappen hindurch, die vor ihren Zelten Feuer angezündet hatten, um die Abendmahlzeit zu kochen. Im nahen Bach waren einige Mägde beschäftigt, die Wäsche zu reinigen, vor einem der Zelte hockte ein junger Bursche und sang mit leiser Stimme eine hübsche Melodie. Gottfried störte sich etwas daran, denn es war kein geistlicher Gesang, doch er hatte ihn bisher nicht verboten.
    Obgleich Bertran mit dem Finger auf Gottfried wies, begriff der alte Mann nicht sogleich, wer nun der Befehlshaber der Kreuzfahrer war. Vielleicht waren ihm die umsitzenden Ritter eindrucksvoller erschienen als der in schlichtes Braun gekleidete Gottfried von Perche, der nicht einmal das Schwert an der Seite hatte, denn es lag hinter ihm im Zelt.
    » Verzeiht, edler Herr « , sagte der Mann endlich und sank demütig auf die Knie. Auch die beiden Knechte und das Mädchen knieten nieder. Gottfried bemerkte, dass die Kleine ziemlich zerrauftes Haar und einige böse Kratzer im Gesicht hatte.
    » Nun rede schon. Du brauchst dich nicht zu fürchten. «
    » Ich … man … einer Eurer Ritter hat meinem Kind Gewalt angetan! «
    Der Alte stieß die Worte in einer Mischung aus Angst und Wut hervor. Kaum war die Anschuldigung heraus, da starrte er hilflos zu Boden, unsicher, wie der adelige Herr, der ja hier fremd war, mit ihm umspringen würde.
    Gottfried von Perche war entsetzt. Keiner seiner Kreuzfahrer würde solch eine Untat vollbringen, dessen sei er sicher. Und doch. Ob er ihm den Übeltäter zeigen könne.
    » Das kann ich, Herr! « , sagte das Mädchen. » Der große mit dem roten Haupthaar und dem blauen Mantel ist es gewesen. Er sitzt drüben am Feuer, gleich neben dem Mann, der die Lieder singt. «
    Sie wagte nicht, mit dem Finger zu zeigen, doch Gottfried folgte ihrem Blick bis zu dem kräftigen Normannen, den er am gleichen Tag wie Bertran und Ivo in seine Kämpferschar aufgenommen hatte. Sein Name war Hugues Druant – wenn er sich recht erinnerte –, und er hatte sich als großartiger Schwertkämpfer erwiesen.
    Der Mann wurde herbeigerufen, trat grinsend vor seinen Anführer und schien bereits zu wissen, um was es sich handelte. Es sei wahr, dass er mit zwei seiner Kameraden in das Haus des Schusters eingedrungen war, denn er hatte um Wasser gebeten und stattdessen von dem Schuster nur Scheltworte zu hören bekommen.
    » Die verfluchten Kreuzfahrer seien wie eine Landplage, die den Leuten die Vorräte raubten und dazu noch das Feuerholz stahlen. «
    Der alte Schuster erbleichte zwar, doch er leugnete eifrig, solche Dinge gesagt zu haben. Wahr sei freilich, dass manche Kreuzritter ihre Einkäufe nicht bezahlten und meinten, jedermann müsse sie um Gottes Lohn verköstigen, da sie doch auf dem Weg ins Heilige Land seien. Er selbst jedoch habe kein Sterbenswörtchen davon geredet. Höchstens seine Frau, die sei geschwätzig und könne ihre Zunge nur schwer im Zaum halten …
    » Hast du dem Mädchen Gewalt angetan oder nicht? « , fuhr Gottfried dazwischen, als Hugues schon begann, mit dem Schuster zu streiten.
    » Was heißt schon Gewalt! « , meinte der Normanne schulterzuckend. » Ich habe in der Remise nach ein paar Eiern gesucht, da stand sie plötzlich vor

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