Die Braut des Kreuzfahrers
begannen, den Morgenbrei zu kochen.
Gottfried von Perche war als einer der Ersten aufgestanden. Jetzt saß er gemeinsam mit seinen engsten Getreuen neben einer Feuerstelle, um die kältestarren Glieder zu wärmen. Er sorgte sich um einige seiner Mitreisenden, vor allem um Jean Corbeille, der drüben in der Obhut der Johanniter lag, denn er war einer der beiden Kranken, dann aber auch um Bertran. Der junge Bursche bibberte vor Kälte, und seine Lippen waren blau, doch er beklagte sich nicht. Es war kein Wunder, dass er so fror, sein Mantel war schäbig, an einigen Stellen sogar durchgescheuert. Gottfried hatte in der Nacht seinen eigenen, gefütterten Umhang über Bertran gelegt und sich selbst mit einer wollenen Decke begnügt. Doch als er vor Morgengrauen erwachte, hatte der Junge ihm den Mantel zurückgebracht und sorgsam über ihm ausgebreitet – Bertran hatte die gute Tat seines Herrn nicht annehmen wollen.
Der Brei duftete angenehm. Gottfried betrachtete durch den aufsteigenden Feuerrauch hindurch, wie die Magd eifrig mit einem langen hölzernen Stiel im Topf rührte, damit die Morgenspeise nicht anbrannte. Gerade wollte er den Kaplan auffordern, die Kreuzfahrer noch vor dem Frühmahl zum Gebet zu versammeln – da vernahm man plötzlich Lärm. In der Herberge musste ein Streit ausgebrochen sein. Eine der Frauen war daran beteiligt, vor allem aber hörte man die erregte Stimme seines Verwalters Jean Corbeille.
» Dass die Weiber auch nie Ruhe halten können « , knurrte Gilbert Corniac, der dicht neben ihm hockte und die Hände zum Feuer hin streckte. » Wir könnten längst unten in Marseille sein, wenn wir nicht die edlen Damen und ihren Anhang mitschleppen müssten. «
» Nun will wohl eine gar Jean Corbeille ans Leder « , scherzte ein anderer. » Aber da hat sie Pech, Jean ist Witwer und hat so bald kein Auge für … «
Unter dem gestrengen Blick des Anführers schwieg der Mann rasch. Nun waren auch Schritte zu vernehmen. Ein Mann lief in gebeugter Körperhaltung aus der Herberge, blieb kurz stehen, denn es war noch dunkel und man konnte die Leute an den Feuerstellen schlecht voneinander unterscheiden. Dann bewegte er sich auf Gottfried zu. Noch bevor der Feuerschein das Gesicht des Mannes beleuchtete, erkannte man Jean Corbeille an seinem Gang.
» Was ist los, Jean? Haben die Frauen dir Kummer gemacht? « , redete Gilbert Corniac ihn mitleidig an. » Setz dich zu uns und wärm dich auf. Ich schätze, dass die Brüder da drinnen mit dem Feuerholz knausern. «
» Herr, es ist ein Unglück geschehen! « , sagte Jean mit heiserer Stimme, ohne auf Corniacs Rede zu achten.
» Wir sind alle in der Hand Gottes « , gab Gottfried gefasst zurück. Doch innerlich war er voller Sorge. War jemand gestorben? Oder hatte es gar eine weitere Unkeuschheit gegeben?
Jeans schmales Gesicht leuchtete im Feuerschein karminrot, und für einen Augenblick dachte Gottfried daran, dass sein Verwalter fieberte und ihn ein Traumgesicht genarrt haben könnte.
» Ich bin der Schuldige, Herr « , stöhnte Jean. » Vergebt mir, denn ich war nicht in der Lage, es zu verhindern. «
» Was zu verhindern? « , forschte Gottfried ungeduldig. » Sprich frei heraus, Jean. Was auch immer geschehen ist, ich weiß, dass dich gewiss keine Schuld treffen kann. «
Jean wischte sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn, und man konnte sehen, dass seine Hand zitterte.
» Ich hatte es ihr verboten. Doch sie hat mich hinterlistig getäuscht, Herr. Uns alle hat sie getäuscht. Als Magd hat sie sich eingeschlichen, die Haube tief ins Gesicht gezogen, den Rücken gekrümmt, mit schweren Füßen ist sie gelaufen, als habe sie ihr Leben lang auf dem Acker gestanden … «
Gottfried begriff auf der Stelle, um wen es sich handelte. Ein tiefer Schrecken durchfuhr ihn, der sich sogleich in heftigen Zorn verwandelte.
» Bertran, lauf hinüber und bring sie her! «
Die Ritter, die um das Feuer saßen, starrten Jean verständnislos an. Nur Gilbert, der Jean schon lange kannte, hatte erraten, von wem die Rede war. Tiessa, Jeans Tochter. Das verrückte Mädel hatte doch in Nogent ganz verzweifelt darum gebeten, den Vater begleiten zu dürfen.
Sie ging freiwillig und ohne Sträuben hinter Bertran her, hatte ein wollenes Tuch um Kopf und Körper gelegt, und erst als man ihre Züge im flackernden Schein erkennen konnte, sah man, dass sie den Tränen nah war.
Gottfried fiel es normalerweise sehr schwer, eine Frau unwillig anzureden. Sogar die
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