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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Artus? Niemand würde so etwas tun. Also kann es nur eine seiner Lügen sein. Öffentlich gegeißelt hat er sich, der englische König, in der Kirche in Messina schlug er sich den nackten Körper blutig. Welche Sünden wird er da wohl bereut haben? Oh, die Menschen in Messina lieben Richard nicht und sie haben allen Grund dazu. «
    Beatrice wandte den Kopf, oben im Krähennest auf der Mastspitze war ein Ruf laut geworden. Auch Tiessa hatte es gehört, verstehen konnte man die Worte leider nicht, denn die Seeleute sprachen untereinander eine fremde Sprache. Jean hingegen hatte nichts vernommen. Er erging sich darin, einen Vorfall zu schildern, der in einem kleinen Dorf in Kalabrien stattgefunden haben sollte. Dort hatte der englische König Richard versucht, einem Bauern einen Falken zu stehlen, und war dabei fast erschlagen worden.
    » Das Schwert soll ihm zerbrochen sein, er und seine Gefährten mussten vor den Bauern flüchten wie die Hasen. Was für eine ritterliche Tat, bei Gott. Hätte er doch besser das Schwert Excalibur benutzt, dann … «
    » Ein Schiff nähert sich! « , rief jemand.
    Gleich darauf entstand Bewegung auf dem Boot, die Seeleute liefen auf den Wehrgang hinauf, auch einige Ritter krochen aus den Kabinen, wenn auch ohne allzu viel Neugier. Die Meldung, dass Land in Sicht sei, hätte sie weit mehr begeistert.
    » Ein Schiff? Bei dieser Flaute? « , hörte man Vallette von Brionne aus der Nachbarkabine fragen.
    » Es ist eine Galeere! « , meldete oben einer der Ritter.
    » Ja, die brauchen die Windstille nicht zu fürchten. Wieso haben wir keine Ruder? « , jammerte Vallette.
    Auch Yolanda von Villeneuve war jetzt an der Kabinentür aufgetaucht. Sie streckte sich und steckte dann mit einer entschlossenen Bewegung ihre Haube fester.
    » Wieso wir keine Ruder haben, dumme Person? « , knurrte sie. » Weil wir zu schwer sind, zu dick, zu unförmig. Deshalb dümpeln wir hier in der See wie ein hölzerner Bottich im Sand. «
    » Es sind mehrere Schiffe. Drei, nein, vier – eine ganze Flotte … «
    Plötzlich spürte Tiessa, dass die Stimmung an Bord umschlug. Die Seeleute, die eben noch träge herumgehockt und gewürfelt hatten, riefen sich aufgeregte Sätze zu, gestikulierten mit den Armen, und ihre Erregung sprang auf die Kreuzfahrer über.
    » Piraten! «
    » Sie halten direkt auf uns zu! «
    » Knappe! Verdammt – schläft der Bursche denn noch? «
    » Mein Schwert! Lanzen und Spieße! «
    Alle Trägheit der Mittagshitze war vergessen. Ein wildes Laufen und Stoßen entstand, zahlreiche Männer stürzten aus den Kabinen auf den Wehrgang, einige Ritter waren nur in Hemd und Bruche, das blanke Schwert in der Hand. Knappen, die Lanzen, Bogen und Pfeile aus dem Laderaum herbeischaffen sollten, liefen wild durcheinander. Vor der schmalen Treppe zum unteren Deck staute sich alles, man hörte unheilige Flüche, dann polterte einer der Knappen die Stiege hinunter, andere folgten.
    » Piraten! Gott der Herr steh uns bei! « , flüsterte Beatrice. » Wenn sie das Schiff in ihre Gewalt bringen, sind wir verloren. «
    » Unsinn! « , rief Tiessa. » Wie sollte es ihnen gelingen … «
    Sie konnte nicht weitersprechen, denn sie erhielt von ihrem Vater einen kräftigen Stoß in Richtung ihrer Kabine.
    » Dort hinein! Und komm ja nicht auf die Idee, die Neugierige zu spielen! Das hier ist nichts für eine Frau! «
    Jean eilte nun ebenfalls davon, um sein Schwert zu holen, jene alte Waffe, die seit vielen Jahren schon an seinem Sattelknauf gehangen hatte, ohne dass er sie je benutzt hatte. Oben auf dem Wehrgang übertönte jetzt die laute Stimme des Herrn von Perche alle anderen.
    » Bogenschützen herbei! Sie kommen längsseits von beiden Seiten. Verteilt euch! «
    Es scheint ihnen Spaß zu machen, dachte Tiessa verblüfft. Die Gesichter der Männer zeigten unverhohlene Begeisterung, einige lachten sogar. Man drängte den anderen beiseite, um zuerst den Wehrgang zu erklettern, und es gab derbe Scherzworte, die gar nicht zu dem Ziel der Pilgerreise passen wollten. Ganz offensichtlich waren die Männer froh über die Abwechslung, und sie brannten darauf, sich mit den Piraten herumzuschlagen.
    » Sie verlangen ein Lösegeld von tausend Pfund in Silber, dazu dreißig Schwerter und Kettenpanzer! «
    Einer der Seeleute musste den Kreuzfahrern die Worte übersetzt haben. Kaum hatte er sie ausgesprochen, da hörte man höhnisches Gelächter und zornige Ausrufe.
    » Sag ihnen, dass sie nichts bekommen. Wenn sie uns

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