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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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aber angreifen, werden sie sterben « , rief Gottfried von Perche laut aus. Ein vielstimmiges Echo folgte seinen Worten. Die Ritter zeigten ihre Waffen und brüllten scheußliche Beleidigungen, die die Piraten vermutlich nicht verstanden, deren Sinn ihnen aber gewiss klar war.
    Yolanda war in die Kabine geeilt und hatte dort energische Worte an die jammernde Magd gerichtet. Als sie jetzt wieder heraustrat, steckte ein langer Dolch in ihrem Gürtel.
    » Sie werden es nicht wagen « , sagte Tiessa unsicher. » Hier stehen fast vierzig Ritter zur Verteidigung des Schiffes. «
    » Das sind vierzig Menschen, die sie als Sklaven verkaufen können, dazu die Pferde, Waffen, Vorräte und vor allem das Geld, das wir mit uns führen. «
    In diesem Augenblick steigerte sich das Gebrüll der Männer, und das Schiff begann sacht zu schwanken.
    » Es geht los! « , rief Yolanda und eilte in die Mitte des Innenhofs, um zum Wehrgang hinaufzusehen. Tiessa und Beatrice folgten ihr, auch die anderen Frauen, bis auf die alte Godvere, liefen herbei. Man sah zahllose nackte Männerbeine, dicht an dicht standen die Kämpfer an den Bordwänden, brüllten, jubelten, beugten sich hinab, um mit dem Spieß zu stechen, und zielten mit Pfeil und Bogen. Tiessa erkannte den schlanken Bertran, der einen Pfeil nach dem anderen versandte. Gleich neben ihm stand ihr Vater, sein Schwert blitzte in der Sonne, als er es schwang. Irgendwo musste auch der Graf von Perche sein, denn sie hörte seine lauten Befehlsrufe.
    » Es ist ein Kinderspiel « , meinte Vallette von Brionne. » Sie werden sie ins Meer zurückwerfen. «
    Amicia von Vaudet, die ausnahmsweise ihre sonstige Lethargie abgelegt hatte, verkündete nur atemlos, dass ihr Ehemann Rolf nicht schwimmen könne.
    » Doch nicht die unsrigen, Schäfchen. Die Piraten werden ins Meer stürzen. «
    Sie hielt inne, denn oben auf dem Wehrgang war einer der Kreuzfahrer gestürzt. Dort wo er gestanden hatte, tauchte jetzt der Kopf eines Feindes auf, eine entsetzliche, furchterregende Fratze, die sogleich von den Kämpfern verdeckt wurde.
    » Diese Bestien werfen Haken, an denen Stricke befestigt sind, und klettern daran hoch! «
    » Das wird ihnen nichts nutzen, unsere Ritter stoßen sie wieder hinunter. «
    » Da! Seht doch! «
    Einer der Freibeuter hatte die hölzerne Bordwand überwunden, stand auf dem Wehrgang und focht mit einem krummen Säbel wie ein Berserker. Blut spritzte auf, mehrere Kämpfer fielen zugleich über ihn her, und als er zu Boden sank, bohrte ihm einer sein Schwert tief in den Rücken. Doch schon war der nächste Angreifer zur Stelle, dann ein weiterer, und Tiessa sah mit Schaudern, wie einer der Kreuzritter nach vorn sank und über die Zinnen hinweg ins Meer stürzte.
    » Haltet sie mit den Spießen fern und schneidet die Stricke durch! « , befahl Gottfried von Perche. » Drei Männer hinüber zum Bug … «
    Das war kein Spiel mehr, hatte nichts zu tun mit den Kämpfen, die die Männer zur Übung immer wieder in dem kleinen Innenhof vollführten, auch nichts mit den ritterlichen Turnieren, die Tiessa als Kind gesehen hatte. Was dort oben auf dem Wehrgang geschah, war ein grausiges, blutiges Gemetzel. Immer mehr Piraten gelang es, sich über die Bordwand zu schwingen. Sie kletterten wie die Katzen und kämpften wie Bestien. Braune und schwarze Gesichter, bärtige Teufel, die die langen Dolche zwischen den Zähnen hielten, während sie über die hölzerne Wand stiegen. Man hörte ihr Keuchen, ihre kehligen Rufe, ihr schrilles Triumphgeschrei. Doch auch die Ritter und Knappen schienen Tiessa jetzt verändert, ihre Gesichter waren rot und verzerrt, ihre Münder weit aufgerissen. Besonders jene, die schon blutige Wunden trugen, gebärdeten sich wie im Rausch, warfen sich brüllend dem Gegner entgegen, trennten Köpfe und Arme ab und stießen noch dem Besiegten mordlustig das Schwert in den Körper.
    Alle Zuversicht war gewichen. Zitternd drängten sich die adeligen Frauen aneinander und starrten hinauf zu den Kämpfenden, doch keine von ihnen dachte daran, sich in einer der Kabinen zu verstecken. Ohne dass ein einziges Wort darüber gesprochen wurde, wollten alle hier ausharren, an dieser Stelle, wo ihre Ehemänner und alle anderen Ritter sie sehen konnten. Ihre schutzlose Gegenwart würde den Mut der Kämpfer verdoppeln.
    Oben auf dem Wehrgang war es jetzt leiser geworden, nur wenige verschwendeten noch ihren Atem, um wilde Kampfrufe auszustoßen. Es wurde gerungen und gestochen, die

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