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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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da er seinen Gegner im gleichen Augenblick mit dem Fuß ins Meer gestoßen hatte. Er zog den Gewandrock über den Kopf und saß nun, nur mit der Bruche bekleidet, auf seinem Lager, um sich geduldig ihrer Pflege zu fügen.
    » Genau, wie ich es vermutet habe « , schalt sie, nachdem sie die Binden abgewickelt hatte. » Reich mir bitte den Beutel, Vater. Nicht diesen, den kleinen. Danke. Haltet jetzt bitte still, Herr. Der Saft wird Euch beißen, aber ich weiß, dass Ihr tapfer seid und den Schmerz lächelnd ertragen werdet. Es dauert nur kurz, dann ist es vorbei und die Wunde wird heilen … «
    Sie hatte eine fröhliche Art und strahlte Zuversicht aus. So nahm er es ihr auch nicht übel, dass sie mit ihm, dem Herrn von Perche, nicht viel anders redete als mit den übrigen Rittern und Knappen, wenn sie ihre Wunden versorgte.
    » Hatte ich Euch nicht gebeten, auf die Verbände zu achten? Sie sind herabgerutscht! «
    Er bat lächelnd um Nachsicht, denn es hatte viel Lauferei gegeben, bis alles Gepäck und die Pferde endlich sicher untergebracht waren. Gnädig nahm sie seine Entschuldigung an, grinste verschmitzt und kniete sich vor ihn hin, um seine Beine zu untersuchen. Sie hatte eine leichte Hand und zarte Finger. Wenn sie nicht gerade ätzende Säfte in die Wunden träufelte, war es schön, sich von ihr berühren zu lassen. Dazu schwatzte sie unentwegt, voll naiver Begeisterung über alles Neue, das sie kennenlernte.
    » Es war sehr klug von Euch, in Messina diese Heilmittel einzukaufen, Herr. Ich kenne zwar nicht alle diese Kräuter und Salben, aber sie sind wirksam. Vielleicht finde ich ja hier eine Heilerin, die mir weiterhilft, denn ich würde es gar zu gern wissen. «
    Wenn sie sich niederbeugte, sah er nur einen Wust rotbrauner Locken. Doch hin und wieder hob sie den Kopf und sah ihn kurz an, dann schienen ihre blauen Augen ernst und prüfend.
    » Jetzt haben wir es gleich hinter uns, Herr. Vater – denke nicht, dass ich dich vergessen hätte … gleich bist du an der Reihe! «
    Auch Jean ließ sich ohne Widerspruch von ihr behandeln. Er runzelte nur leicht die Stirn, wenn sie gar zu bestimmend wurde, doch er schien stolz auf seine Tochter zu sein. Gott der Herr hatte gewollt, dass dieses Mädchen sich ihnen anschloss, auch gegen den Willen ihres Vaters – ganz sicher musste ein Sinn darin liegen.
    Der kleine Bertran war ebenfalls verwundet, doch da er fest wie ein Säugling schlummerte, wollte man ihn nicht wecken.
    » Ich sehe morgen Früh nach ihm. Er braucht jetzt seinen Schlaf. «
    Bertran hatte sich noch in Nogent-le-Rotrou als außergewöhnlicher Bogenschütze erwiesen. Seine Augen waren scharf, sein Arm ruhig, und er wusste den Flug seiner Pfeile genau zu berechnen, sodass er selten das Ziel verfehlte. Er hatte mutig gegen die Piraten gekämpft und etliche von ihnen getötet, doch nach dem Kampf, als alle anderen den Sieg bejubelten und sich ihrer Taten rühmten, war Bertran verschwunden gewesen. Erst nach einiger Zeit begann man, nach ihm zu suchen. Sie fürchteten schon, er sei erschlagen worden und ins Meer gestürzt oder schlimmer noch, von den Piraten gefangen und verschleppt. Dann fand man ihn zusammengekauert zwischen den Zelten, die unten im Laderaum gestapelt waren. Er war totenblass und zitterte am ganzen Leib, denn er hatte noch niemals zuvor einen Menschen getötet und war nun sicher, der Hölle verfallen zu sein. Der Kaplan hatte einige Mühe aufwenden müssen, um dem armen Klosterschüler zu erklären, dass die Piraten verabscheuungswürdige Heiden waren und es darum keine Sünde sei, sie zu töten, sondern im Gegenteil eine gottgefällige Tat.
    Tiessa sammelte ihre Heilmittel wieder ein, wickelte die restlichen Binden auf und wünschte allen eine gute Nacht. Als der Vorhang sich hinter ihr schloss, lauschte Gottfried noch einen Augenblick, doch sie war barfuß gekommen, und daher konnte er ihre Schritte auf der steinernen Treppe nicht hören. Er streckte sich aus, nickte Jean freundlich zu und schloss dann die Augen. Ihre Heiterkeit stand noch im Raum, ihre Zuversicht und ihr kleines, verschmitztes Lächeln – es half ihm, endlich ruhig zu werden und einzuschlafen.

19
    B rütende Hitze lag auf Meer und Land, wollte den Pilgern das Hirn austrocknen und ließ die Luft über der sandigen Küste flimmern. Langsam, unendlich träge glitten die Schiffe in südlicher Richtung gen Akkon. Die leichte Brise, die die Segel hob, verschaffte kaum Erleichterung, auch der Wind erschien den

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