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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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Tiessa habe versprechen müssen, ihr auch weiterhin zu dienen – sie wolle keine andere Magd. Dabei behandelte sie Tiessa niemals wie eine Dienerin, sondern eher wie eine Freundin.
    » Ich bin sehr froh, dass ich nicht in Tyros zurückgeblieben bin! « , stellte Tiessa lächelnd klar.
    Bewegung kam jetzt in die Kreuzfahrer, man beschattete die Augen mit den Händen, flüsterte miteinander, einige riefen nach ihren Knappen, sie sollten die Schilde herbeibringen. Andere jedoch hockten erschöpft von der Last des hitzeglühenden Kettenpanzers auf den Schiffsplanken, und es war ihnen völlig gleich, was drüben an der Küste zu erkennen war.
    » Sarazenen! Eine ganze Horde! Gott sei uns gnädig – sie reiten wie die Teufel, diese verfluchten Heiden. «
    » Dort hinten liegen Schiffe im Ufersand. Ich sehe eine Galeere. Und noch andere Boote! «
    Tiessa wurde zur Seite gestoßen, ein breiter hölzerner Schild traf sie im Rücken, ein gepanzerter Ritter stützte sich mit beiden Händen auf die Bordwand und starrte zum Ufer hinüber. Als sie ihren Platz endlich wieder erobert hatte, sah sie tatsächlich eine kleine Reitergruppe, die in Fahrtrichtung ihrer Boote auf dem Küstenpfad dahingaloppierte. Die Männer waren hell gekleidet und trugen seltsame, spitze Kopfbedeckungen, ihre Gewänder flatterten bei dem raschen Ritt. Einer hatte sogar einen krummen Säbel gezogen und schwenkte ihn in der Luft, die Klinge warf blitzend das Sonnenlicht zurück.
    » Sie sind schneller als wir. Sie werden uns überholen! «
    » Wenn sie ihre Schiffe erreicht haben, werden sie darauf steigen und uns angreifen. «
    » Das wird ihnen schlecht bekommen! «
    » Bogenschützen vor. Lasst die Bogenschützen an die Bordwand. Die anderen bleiben zurück! «
    Doch die Heiden schienen vorerst keine Feindseligkeiten im Sinn zu haben. Sie folgten lediglich den Schiffen eine Weile längs des Uferpfades, aber als ihre Pferde erschöpft waren, verlangsamten sie den Ritt und kehrten endlich um.
    » Wahrscheinlich liegt das Lager drüben hinter den Hügeln versteckt « , meinte Yolanda. » Sie werden jetzt dorthin reiten und Saladin die Nachricht bringen, dass die Christen vor Akkon Verstärkung erhalten. Er wird sich nicht darüber freuen, der Heide. «
    Auch die Ritter waren inzwischen zu dieser Erkenntnis gekommen. Diese wenigen Männer hätten ihnen ohnehin kaum gefährlich werden können. Die Gefahr begann erst jetzt, denn niemand konnte wissen, ob Saladin nicht ein großes Aufgebot an die Küste schicken würde, um die Schiffe von ihrem Ziel abzudrängen.
    » Wenn wir doch nur ein wenig mehr Fahrt machen würden! «
    Quälend langsam bewegten sich die beiden Schiffe entlang der grünlichen Küstengewässer nach Süden, während die Anspannung der Pilger ins Unermessliche stieg.
    » Dort! Ich sehe Akkon! « , brüllte jemand.
    Die Seeleute, die das Schiff segelten, begannen zu schreien und zu fluchen, da sich die Menge der Kreuzfahrer jetzt zum Bug hinüberdrängte, was bei der Überfüllung des Bootes böse Folgen haben konnte. Indessen war von der Stadt Akkon nur eine schwache Ahnung zu erkennen, ein weißer Flecken inmitten des gelblichen Küstensandes, der möglicherweise eine Stadtbefestigung war. Tiessa verspürte plötzlich Kopfschmerzen, was sicher davon kam, dass man wegen der hellen Sonnenglut beständig die Augen zusammenkneifen musste.
    » Trink das. Es wird dir guttun bei dieser Hitze. «
    Ivo hatte die Gelegenheit genutzt, da viele der Kreuzfahrer zum Bug gelaufen waren, um mit dem gefüllten Becher zu Tiessa zu gelangen. Sie dankte ihm und trank das lauwarme Wasser in durstigen Zügen. Jetzt war sie doch froh über seine Fürsorge, denn es erfrischte sie ein wenig.
    » Was für ein eifriger Knappe, der die Magd versorgt und die Herrin dürsten lässt « , äußerte Yolanda spöttisch.
    Ivo verbeugte sich schweigend und ging davon, um auch Yolanda einen Trunk zu holen, allerdings war das Wasserfass inzwischen leer.
    » Hüte dich vor diesem Burschen, Tiessa. Er taugt nichts, das sehe ich ihm schon an seiner hübschen Nase an. «
    Tiessa erschrak ein wenig – hatte Yolanda auf irgendeine Weise von Ivos Machenschaften in Alençon erfahren? Wusste sie am Ende sogar, dass Ivo ihr die Heirat versprochen und sie dann verlassen hatte? An Yolandas Miene war nichts Derartiges abzulesen, sie hatte jetzt die Augen wieder mit der Hand beschattet und versuchte, am Segel vorbei nach Süden zu blicken. Dabei zog sie die Oberlippe hoch, sodass sich die

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