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Die Braut des Kreuzfahrers

Die Braut des Kreuzfahrers

Titel: Die Braut des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilke Mueller
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verblüfft.
    » So wie ich es sage, Herr « , flüsterte der Priester, da er bemerkt hatte, dass einer der Schläfer, der ältere Mann, erwacht war und dem Gespräch zuhörte.
    » Es ist Guido von Lusignan, dem Ihr auf keinen Fall vertrauen dürft, Herr. Ich sage es Euch frei heraus, denn Ihr kennt die Lage der Dinge nicht, weil Ihr gerade erst hier angekommen seid. «
    » Guido von Lusignan sollte ich misstrauen? Dem König von Jerusalem? Dem Mann, der auszog, die Stadt Akkon wieder für die Christenheit zu erobern? «
    » Es ist derselbe, dem wir die bittere Niederlage bei Hattin verdanken, Herr. Er hat die Königswürde längst verwirkt. Er hat nicht nur zahlreiche tapfere Ritter ins Verderben geführt, sondern sich auch das heilige Kreuz rauben lassen. «
    Guido von Lusignan – so hatte Gottfried erfahren – stammte aus einem Adelsgeschlecht im Süden Frankreichs, das zum Einflussgebiet des englischen Königs gehörte, somit war er Richards Vasall. Er war König von Jerusalem geworden, weil er mit Sibylle, der Schwester des so unglücklich am Aussatz gestorbenen Königs Balduin verheiratet war.
    » Sibylle ist im letzten Jahr an einer Seuche gestorben, deshalb hat Guido keinen Anspruch mehr auf den Thron « , ereiferte sich Simon in zischelndem Flüsterton. » Es ist Konrad von Montferrat, der Herr von Tyros, der König von Jerusalem werden muss, denn er hat Sibylles Schwester Isabella geheiratet. Konrad von Montferrat wurde nie von Saladin besiegt, er hat die Stadt Tyros mutig gegen die Sarazenen gehalten – deshalb gebührt ihm die Königswürde! «
    Gottfried lehnte den Rücken gegen die Wand. Obgleich er keinen Wein mehr getrunken hatte, verspürte er ein leichtes Schwindelgefühl, zugleich aber auch die Lust, laut zu lachen.
    » Mir scheint, die Stadt Jerusalem ist bisher noch in den Händen der Heiden « , meinte er ironisch. » Wie kann es sein, dass sich zwei christliche Ritter um eine Stadt streiten, die noch gar nicht erobert ist? «
    » Es geht um das Königreich Jerusalem, Herr. Solange die Heilige Stadt noch in den Händen der Feinde ist, wird Akkon die Hauptstadt dieses Reiches sein. «
    » Auch Akkon ist noch nicht befreit! «
    » Es kann nicht mehr lange dauern, Herr. Man sagt, dass der König von Frankreich bereits etliche Steinschleudern und auch einen Belagerungsturm erbauen ließ, um die Stadt einzunehmen … «
    Er ließ sich nicht beirren und schwatzte weiter. Guido von Lusignan habe sich nach der Niederlage von Hattin monatelang in Saladins Gefangenschaft befunden und sei zuletzt nur freigekommen, weil er einen feierlichen Eid schwur, zurück in die Heimat zu fahren und niemals wieder gegen die Heiden zu kämpfen. Freilich habe ihn ein Priester gleich wieder von diesem Eid entbunden, denn er sei unter Zwang einem ungläubigen Sarazenen geleistet worden. Dennoch sei es eine tiefe Erniedrigung, die Guido da erfahren habe.
    » Saladin hat ihm die Freiheit wieder gegeben? Wie seltsam, dass ein Heide zu solch einer ritterlichen Tat fähig ist « , staunte Gottfried.
    Der Priester ließ diesen Einwand völlig beiseite, er berichtete nun, dass Guido von Lusignan vor nicht einmal zwei Monaten gemeinsam mit seinem Bruder Gottfried nach Zypern gereist sei.
    » Nach Zypern? Aber dort hält sich doch der englische König Richard auf. Zumindest wird das behauptet … « , meinte Gottfried verständnislos.
    » Ganz recht, Herr. Guido und Gottfried von Lusignan haben Akkon verlassen, um ihrem Lehnsherrn Richard bei der Eroberung der Insel Zypern zur Hand zu sein. Was sagt Ihr dazu? Während unser frommer König Philipp und sein Gefolgsmann Konrad von Montferrat vor Akkon stehen und für die Sache der Kreuzritter kämpfen, reißt der englische König Richard mit Hilfe der Lusignans Zypern an sich. Aus reiner Machtgier tut er dies und um die Position der Lusignan zu stärken … «
    Gottfrieds anfängliche Belustigung verwandelte sich nun mehr und mehr in Ärger. Er hatte geglaubt, reinen Herzens und ohne die lästigen alten Streitigkeiten im Heiligen Land für die Befreiung Jerusalems kämpfen zu dürfen. Doch wie es schien, sah die Sache anders aus.
    » Der französische König Philipp – Gott der Herr segne ihn und schütze ihn – stützt Konrad von Montferrat und wird ihn zum König von Jerusalem machen. Das solltet Ihr wissen, edler Herr, denn Philipp ist ja auch Euer Lehnsherr. Guido von Lusignan hingegen ist ein maßloser und wortbrüchiger Mensch, und wer immer zu ihm hält, der wird diese

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