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Die Braut des Nil

Die Braut des Nil

Titel: Die Braut des Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Versuch
allein reicht nicht aus. Ist dir in jeder Situation alles gelungen?«
    Unmöglich,
das zu bejahen. Kamose zog es vor, zu schweigen.
    »Dein
Schweigen ist vielsagend. Du gestehst deine Fehler ein. Du verdienst also
Stockschläge. Auf die Knie!«
    Einer der
Schreiber kam mit einem Stock in der Hand auf ihn zu. Kamose sah ihm gerade in
die Augen, dann kniete er nieder und wartete auf die ersten Schläge.
    »Steh auf«,
befahl der Prüfer. »Du hast noch viel zu lernen.«
     
     
    Nur fünf
junge Männer wurden als würdig erkannt, weiterführende Studien im Haus der
Bücher zu betreiben. Auf diese Weise kam Kamose mit vier Söhnen von Adligen
zusammen, die reiche Anwesen in Theben und große Landgüter besaßen. Einem von
ihnen war das eigene Vermögen wie auch das von seinesgleichen gleichgültig, er
begeisterte sich ausschließlich für Literatur. Er hatte die klassischen Autoren
gelesen, kannte zahlreiche Gedichte auswendig und konnte stundenlang über den
Unterricht der Weisen reden.
    Aber er war
schwach in Geometrie, was ein großer Nachteil war, wollte man königlicher
Schreiber werden.
    Ohne
Hintergedanken bot Kamose ihm seine Hilfe an. Während ihrer dreiwöchigen
Ausbildung wurden die beiden jungen Männer zwar nicht Freunde, aber ergänzten
einander. Der junge Adlige war sehr redselig und fasste in wenigen Worten die
berühmten Texte zusammen, von denen sich Kamose auf diese Weise das Wichtigste
merken konnte. Kamose wiederum erklärte seinem Mitschüler einfache Methoden zum
Erlernen der räumlichen Geometrie, die sein Meister ihm beigebracht hatte.
    Bald jedoch
würden die Schreiberlehrlinge sich trennen. Die jungen Adligen würden wieder
nach Hause gehen und sich mit ihren Hauslehrern auf die nächsten Prüfungen
vorbereiten. Kamose würde zum Alten zurückkehren.
    »Hast du
keine Familie?«, fragte ihn der junge Gebildete.
    Kamose hatte
die Frage erwartet und sich eine kühne Antwort zurechtgelegt. Eine Antwort, die
ihm den Weg zum Glück eröffnen konnte.
    »Meine Eltern
wohnen in einer Provinz im Norden. Ich bin wegen Nofret hier.«
    »Wegen Nofret, der neuen
Hathor-Priesterin? Der Tochter von Richter Rensi?«
    »Ganz genau.«
    »Du genießt
mächtigen Schutz. Mit deinem Talent für die Hieroglyphen ist dir deine Karriere
sicher. Welchen Dienst im Tempel hast du dir erwählt?«
    »Den im
Kataster.«
    Der junge
Gebildete verzog missbilligend das Gesicht.
    »Du verdienst
etwas Besseres… Im Kataster arbeiten viele alte pedantische Schreiber.«
    »Und doch ist
es schwierig, dort hineinzukommen, hat man mir gesagt.«
    »Ja und nein…
Man braucht vor allem lange Erfahrung. Diejenigen, die es nicht geschafft
haben, in der Hierarchie aufzusteigen, enden im Kataster.«
    »Und doch ist
es ein wichtiges Amt. Es wacht über alle Besitztümer aller Ägypter.«
    »Du hast
nicht Unrecht, aber dafür braucht man vor allem einen pedantischen Geist und
eine leidenschaftliche Liebe für Archive.«
    »Ich vermute,
die Büros des Katasters befinden sich in Theben und werden streng bewacht.«
    »In Theben?
Sie sind hier in Karnak im geschlossenen Tempel! Ich glaube, es gibt keinerlei
Wache. Die Umfassungsmauer reicht aus, die heiligen Orte zu schützen.«
    »Bestimmt ist
es unmöglich, den genauen Ort herauszufinden…«
    »Da täuschst
du dich«, widersprach der junge Gebildete. »Das ist kein Geheimnis. Sie
befinden sich im ersten Teil des geschlossenen Tempels vor dem großen
Säulensaal.«
    »Woher weißt
du das?«, fragte Kamose erstaunt.
    »Mein Vater
hat vor einem Jahr Zugang erhalten. Er hat mir davon erzählt. Nach seinen
Worten ist der Archivsaal fast immer menschenleer. Rechts Streitigkeiten sind
so selten… Gewöhnlich werden sie an Ort und Stelle geklärt. Es kommt nur sehr
selten vor, dass man dafür das Kataster einsieht.«
    »In den
geheimen Tempel einzudringen dürfte also nicht sehr schwer sein.«
    »Täusch dich
nicht! Dort herrscht die Zauberkraft der Eingeweihten. Sie weist jeden zurück,
der nicht den Riten entsprechend zugelassen wurde. Versuche es niemals! Du
wirst es mit deinem Leben bezahlen.«
    »Ich verstehe
das nicht«, gestand Kamose sorgenvoll.
    Der junge
Gebildete sah ihn verblüfft an.
    »Du scheinst
so unruhig… Was ist los?«
    »Warum ist
der Zugang zu den Archiven des Katasters so schwierig?«
    »Ich habe
mich falsch ausgedrückt… Im Tempel werden nur die Originale aufbewahrt. Die
Abschriften sind im Schatzamt im Verwaltungsviertel inventarisiert. Aber warum
interessierst du

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