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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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daß er am Leben bleiben und weiter leiden mußte.
    »All diese Dinge, die ich gerade ausgeführt habe, basieren auf einigen einfachen Regeln«, fuhr Royce unerschüttert fort. »Du wirst unserer Einheit nie Schande machen. Du wirst all deine Kräfte trainieren, so gut es dir möglich ist, die anderen Soldaten mit Respekt behandeln und dich niemals wie ein Feigling benehmen, denn das würde meine ganze Truppe in Verruf bringen. Du wirst auch lernen, daß du von den anderen abhängig bist, so wie sie auch von dir abhängig sind. Das alles ist ganz einfach, Justin.«
    Royce wußte sehr genau, daß der Junge in diesem Moment gar nichts begriff – er sah aus wie ein einst gefangenes Tier, das gerade seinem Käfig entronnen war. Seine Miene war wutverzerrt und wirkte gehetzt.
    »Was wollt Ihr von mir?« kreischte Justin plötzlich.
    Royce stellte wieder seinen Stiefel auf Justins Brust. »Alles, was du mir geben kannst«, versetzte er. »Und später noch mehr, Justin. Bei Gott, du wirst mir all das geben, was ich von dir verlange.«
    Royce trat zurück und winkte Ingelram zu sich. »Begleite Justin«, ordnete er an. »Zeig ihm, wo die Uniformen aufbewahrt werden.« Er warf rasch einen Blick auf den noch immer liegenden Justin. »Wasch dich erst gründlich. Morgen beginnt deine Ausbildung mit den anderen Soldaten.«
    Royce wandte Justin mit voller Absicht den Rücken zu, als er den Schauplatz verließ. Ingelram bot Justin die Hand an, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Justin stieß sie beiseite und kämpfte sich auf die Füße. Ingelram trat zur Seite – er stieß keine Warnung aus, weil er wußte, daß sein Baron mit einem hinterlistigen Angriff rechnete, und tatsächlich lief Justin hinter Royce her und versuchte, sich von hinten auf ihn zu stürzen. Justin jedoch griff ins Leere und landete eine Sekunde später auf den Knien.
    Royce drehte sich um und benutzte einmal mehr seinen Fuß, um Justin ganz auf den Boden zu zwingen. »Wenn du das Privileg genießen willst, gegen mich zu kämpfen, mußt du es dir erst verdienen. Aber zuerst mußt du dir eine Menge Kraft und Geschick aneignen, Junge.«
    »Junge!« brüllte Justin.
    Royce nickte. »Noch bist du es nicht wert, eine Taube genannt zu werden«, meinte er. »Ingelram? Ich hatte dir den Befehl erteilt, ihm eine Uniform zu geben. Sieh zu, daß du das hinter dich bringst.«
    Der Vasall nickte und bot Justin erneut die Hand. Diesmal griff Nicholas Bruder instinktiv danach, und er wurde auf die Füße gezerrt, ehe er richtig begriff, daß er Ingelrams Hilfe freiwillig angenommen hatte. Er war von den letzten Eindrücken zu überwältigt und zu erschöpft, um überhaupt denken zu können. Niedergeschlagen ließ er die Schultern hängen und beschloß insgeheim, seinen Gegnern morgen, wenn er ausgeruht und kräftiger war, all die Schmach heimzuzahlen.
    Er hielt mit dem jungen Normannen Schritt.
    »Man hat mich auch ein- oder zweimal >Junge< genannt, als ich in die Truppe des Barons kam«, sagte Ingelram. »Später wurde ich offiziell zur Taube ernannt. Du mußt wissen, daß alle Rekruten von den älteren und erfahrenen Rittern >Taube< genannt werden. Natürlich ist das eine Beleidigung, aber sie waren ja auch alle einmal Tauben, und deshalb tragen wir es mit Fassung. Wir wetteifern und messen uns mit den Älteren, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bietet. Wenn deine Wut verraucht ist, wirst du auch noch merken, welches Glück du hast, daß du in der Elitetruppe von ganz England und der Normandie aufgenommen worden bist.«
    Ingelram war ganz ernst, aber Justin grinste spöttisch. »Ich werde nicht lange dableiben«, erklärte er mürrisch. »Und ich brauche mir diesen Unsinn gar nicht anzuhören.«
    Ingelram schüttelte den Kopf. »Du kommst ohne Erlaubnis nicht von hier weg«, sagte er. »Fahnenflucht wäre eine Schande für die ganze Einheit. Du mußt hierbleiben.« Er sah Justin nachdenklich an. »Hast du bemerkt, daß der Baron niemals die Hände benutzt hat, wenn er einen deiner Angriffe abwehrte?«
    Das war Justin nicht aufgefallen, und seine Augen wurden groß vor Staunen, als er darüber nachdachte und Ingelram recht geben mußte. Trotzdem enthielt er sich einer Antwort und funkelte den Ritter nur böse an.
    Ingelram ließ sich nicht davon einschüchtern. »Baron Royce hat seine Füße gebraucht – du nicht.« Er schlug Justin freundschaftlich auf die Schulter. »Das war deine erste Lektion in Selbstverteidigung.« Er lachte und fügte hinzu: »Guter Gott, Justin,

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