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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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verdienten, machte ihr schwer zu schaffen. Sie hätte ihren Mann am liebsten angeschrien, weil er sie nicht gewähren ließ. Statt dessen starrte sie jedoch die Schlinge, die er in der Hand hatte, an, holte ein paarmal tief Luft und sagte: »Ich sollte mein Temperament ein wenig mehr zügeln.«
    »Soll das heißen, daß du noch mehr lächeln willst?«
    »Ja.«
    »Gott steh mir bei.«
    Sie sah ihm direkt in die Augen. »Mir hat er beigestanden«, flüsterte sie. »Er hat dich zu mir geschickt.«
    Sie brachte es immer fertig, ihn in Erstaunen zu versetzen, indem sie so wunderbare Dinge sagte. Royce stieß sich von der Leiter ab und ergriff Nicholas Hand. Dann führte er sie zur Burg zurück.
    Sie gingen schweigend nebeneinander her, Nichola mutmaßte, daß er sie in die Halle begleitete, um ihr dort einen seiner Vorträge zu halten.
    Aber als sie zum Tisch kamen, ließ er ihre Hand nicht los und zog sie weiter.
    Royce spähte durch das Loch in der Wand und zwinkerte Nichola zu. »Eine hübsche Aussicht, nicht wahr?«
    »Royce, wohin bringst du mich?«
    »Zum Bett.«
    »Jetzt?«
    »Jetzt.«
    »Royce, das paßt gar nicht zu dir«, sprudelte sie hervor. »Du drückst dich nie vor den Aufgaben, die du dir vorgenommen hast. Das ist – nicht recht.«
    Sie wirkte richtiggehend entsetzt. Er nahm sie in die Arme. »Spontane Handlungen sind ebenso wichtig wie im voraus geplante, meine Liebe. Du solltest Überraschungen in deinem Leben zulassen.«
    »Ich muß lernen ...«
    Er umfaßte ihre Taille und hob sie hoch. Sein Mund senkte sich auf den ihren, als sie die Arme um seinen Hals legte.
    Ingelram, Justin und ihr Ausbilder, Lawrence, gingen zufällig an dem Loch in der Wand vorbei und waren hoch erstaunt über das Bild, das sich ihnen bot – ihr Baron küßte seine Frau.
    Lawrence lächelte. Ingelram versetzte Justin einen Stoß in die Rippen und kicherte. Justin brauchte ein bißchen Zeit, bis er sich von dem Anblick erholte, er drehte sich zu Lawrence um und sah seine belustigte Miene. »Meine Schwester scheint ihren Mann zu lieben.«
    Lawrence nickte. »Und ihr Mann liebt sie ebenso sehr.«
    Justin grinste. Um seine Schwester brauchte er sich also keine Sorgen mehr zu machen – sie hatte ihren Platz in der Welt der Normannen gefunden, und er selbst auch.
    Ingelram stieß ihn erneut an, und Justin beantwortete diese Geste mit einem spielerischen Tritt.
    Lawrence packte seine beiden Soldaten am Schlafittchen und schob sie weiter. Sein Baron brauchte offensichtlich keine Zuschauer, und Lawrence wollte dafür sorgen, daß seine Privatsphäre nicht gestört wurde.
    Royce rief seine Soldaten zusammen und erzählte ihnen von König Williams Aufforderung. Obwohl alle Männer natürlich zu den zwanzig Auserwählten gehören wollten, die am Turnier teilnehmen konnten, wagte niemand, um diese Ehre zu bitten. Jeder einzelne von ihnen wußte, daß sie sich gedulden mußten, bis ihr Baron seine Wahl getroffen hatte.
    Am nächsten Abend entdeckte Nichola während des Abendessens, daß ihr Mann einige Wunden an der Hand hatte. Sie fragte ihn, wobei er sich geschnitten hatte, aber er zuckte nur mit den Schultern und wechselte das Thema. Sie vermutete, daß er sich gar nicht mehr daran erinnerte, wie diese Verletzungen zustande gekommen waren.
    Royce wirkte erschöpft, und er war sogar zu müde zum Schachspielen, nachdem der Tisch abgeräumt war. Aber er war nicht zu müde, um Nichola ausgiebig zu lieben.
    Nichola schreckte mitten in der Nacht aus dem Schlaf und rutschte auf Royces Seite, bis sie beinah aus dem Bett gefallen wäre – erst dann merkte sie, daß er nicht bei ihr war.
    Sie streifte ihren Morgenmantel über und machte sich auf die Suche nach ihm. Sie brauchte nicht weit zu gehen. Royce saß am Tisch und war so konzentriert bei seiner Arbeit, daß er Nichola gar nicht hörte.
    Im flackernden Kerzenlicht sah Nichola, daß die weiße Schach Dame auf dem Tisch lag. Royce hielt ein Holzstück in der linken Hand und ein kleines Messer in der anderen und schnitzte. Ab und zu sah er die weiße Dame an, dann schabte er wieder mit dem Messer über das Holz.
    Er schnitzte eine neue schwarze Dame für Nichola.
    Jetzt wußte sie auch, wobei er sich geschnitten hatte und warum ihr Mann so müde war. Aber vor allem anderen wurde ihr eine Tatsache klar: Royce liebte sie.
    Nichola rührte sich lange nicht von der Stelle. Tränen strömten ihr über die Wangen, als sie ihren Mann betrachtete, und ein Lächeln huschte jedesmal über ihr Gesicht,

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