Die Braut des Normannen
schnaubte Clarise. »Euer Mann verläßt den Raum, wenn Ihr anfangt, ihn herumzukommandieren, das ist alles, was ich bemerkt habe. Ihr wart nicht Ihr selbst in den vergangenen Wochen, wenn ich das so ausdrücken darf, und Ihr habt mehr geschrien und befohlen als je zuvor.«
Nichola wußte, daß Clarise recht hatte, und senkte beschämt den Kopf. »Mein Mann reizt mich immer wieder bis aufs Blut«, gab sie zu. »Trotzdem verspreche ich, nicht mehr zu schreien, ich weiß, daß ein solches Benehmen unschicklich ist.«
Die Dienerin lächelte. »Ihr wollt Euch nur ändern, weil Ihr gemerkt habt, daß Ihr damit nichts bewirkt.«
»Das auch.« Nichola nickte. »Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, Clarise. Ich glaube, es ist an der Zeit, daß Royce und ich unsere Differenzen ausräumen.«
»Dem Himmel sei Dank«, rief die Dienerin. »Ihr seid endlich vernünftig geworden. Es ist nicht recht, daß Ihr und Euer Mann in verschiedenen Zimmern schlaft. Wollt Ihr auch diese Schande bereinigen?«
Nichola starrte in die Flammen im Kamin. Gütiger Gott, es war peinlich, über so persönliche Angelegenheiten zu sprechen. »Ich habe vor, ihn zu verführen.«
Clarise lachte schallend, und Nichola funkelte sie ärgerlich an. »Ich meine es ernst«, erklärte sie und wartete, bis sich Clarise wieder gefaßt hatte. »Royce und ich werden einen neuen Anfang machen«, setzte sie hinzu. »Die Ehe ist heilig, und es ist meine Pflicht, meinem Mann Kinder zu schenken.«
Noch ehe Clarise zustimmen konnte, fuhr sie fort: »Es spielt keine Rolle mehr, wie es dazu kam – Royce und ich sind verheiratet, das müssen wir akzeptieren, und wir müssen versuchen, in Harmonie miteinander zu leben. Ich denke dabei auch an Ulric. Das Kind braucht ein friedliches Zuhause.«
»Mich braucht Ihr da nicht zu überzeugen, Mylady. Euer Plan gefällt mir, aber es gibt da ein Problem, wenn Ihr erlaubt – denkt Euer Mann nicht, daß Ulric Euer Sohn ist?«
»Ja.«
Clarise seufzte. »Er wird merken, daß Ihr gelogen habt, wenn er mit Euch im Bett liegt, Mylady. Ihr solltet ihm lieber die Wahrheit sagen, bevor er sie selbst herausfindet.«
Nichola schüttelte den Kopf. »Ich hatte gute Gründe, ihn anzulügen«, sagte sie. »Ich wollte Ulric beschützen. Nur weil die Normannen glauben, daß er mein Sohn ist, haben sie ihn in Ruhe gelassen.«
»Aber jetzt liegen die Dinge anders«, gab Clarise zu bedenken. »Ihr glaubt doch nicht allen Ernstes, daß Baron Royce dem Jungen ein Leid zufügen würde.«
Clarise schien empört zu sein, und Nichola registrierte, daß sie schon jetzt Royce als ihren Herrn akzeptierte. Das freute sie irgendwie, obwohl sie selbst nicht verstand, warum. »Als ich Royce zum erstenmal begegnete, wußte ich, daß er Ulric nichts antun würde. Aber er könnte trotzdem versuchen, ihn zu benutzen, um Thurston zu etwas zu zwingen – das macht mir Sorgen.«
»Was redet Ihr da für unsinniges Zeug?« rief Clarise. »Wir beide wissen doch, daß Thurston tot ist.« Die Dienerin hielt inne und schlug rasch ein Kreuz. »Gott sei seiner Seele gnädig.«
»Und wenn er nicht tot ist?« fragte Nichola.
»Baron Royce würde das Kind trotzdem nicht gegen ihn verwenden, davon bin ich restlos überzeugt.«
Nichola seufzte und wechselte das Thema. »Ich weiß, daß eine Ehe, die auf Täuschung basiert, zum Scheitern verurteilt ist, und ich habe Royce mein Wort gegeben, ihn nicht mehr zu belügen.«
»Also werdet Ihr ihm sagen ...«
»Zuerst mache ich ihn betrunken, dann sage ich ihm alles.«
»Habt Ihr den Verstand verloren, Mylady?«
Nichola lachte über Clarises entsetztes Gesicht. »Ich weiß, was ich tue«, sagte sie. »Alice hat mir erzählt, daß sich ein Mann, der zuviel Ale getrunken hat, kaum mehr an das erinnert, was man ihm erzählt hat. Wenn Royce so weit ist, werde ich ihm die Wahrheit über Ulric sagen und ihm noch ein anderes Geheimnis anvertrauen, das mir große Sorgen macht. Wenn Royces Gehirn benebelt ist, weiß er am nächsten Morgen nicht mehr, worüber wir gesprochen haben.«
Clarise hatte noch nie von einem dümmeren Vorhaben gehört. »Ihr solltet Euch lieber etwas anderes ausdenken, denn dieser Plan wird fehlschlagen«, empfahl sie. »Alice ist eine Närrin, wenn sie Euch solchen Unsinn in den Kopf setzt. Ein betrunkener Mann denkt an nichts anderes als ans Bett, und wenn er richtig berauscht ist, könnte er ziemlich rücksichtslos sein – besonders wenn er meint, Ihr hättet schon Erfahrung in dieser Richtung
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