Die Braut des Piraten
unter die Haube zu bringen. Es war ja im Grunde egal, dass sie nicht mehr unberührt war. Seinem Vergnügen im Bett würde das keinen Abbruch tun. Und falls es ihm beliebte, sie für die Art und Weise zu bestrafen, wie sie ihn beleidigt hatte, standen ihm einige höchst befriedigende Möglichkeiten zur Verfügung.
Vor dem Torhaus angelangt, rief er den Wachen zu: »Ist Lord Granville anwesend? Oder Lord Rothbury?«
»Ja, Sir. Beide. Den ganzen Tag schon. Sie konferieren mit Colonel Hammond.«
Godfrey ließ sein Pferd zurück und betrat die Festung. Der Wachposten bemerkte die bebenden Flanken des Pferdes, den Schaum vor dem Maul, das nasse Fell, das die Spuren von Sporen trug. »Elender Schinder«, murmelte der Posten. »Dem.möchte ich nicht in finsterer Nacht begegnen.« Er griff nach dem Zügel und führte das erschöpfte Tier fort.
»Ich weiß nicht, was wir sonst tun könnten«, sagte Cato müde in Colonel Hammonds Privatkabinett. »Man kann nicht jede kleine Bucht und Schlucht der Insel überwachen. Wir bewachen die Häfen von Yarmouth und Newport. Wir haben Wachen in jeder größeren Bucht rund um die Insel aufgestellt. Will er mit einem Schiff fliehen – und eine andere Möglichkeit hat er nicht –, muss man ihn irgendwo von einem Strand hinausrudern. Und ein Schiff von etlicher Größe ist von der Küste aus sichtbar.«
»Jemand muss etwas wissen«, stellte Rufus fest und drehte dem Fenster den Rücken, aus dem er in den Hof geblickt hatte.
»Natürlich, doch sind die Inselbewohner verschlossen wie Austern und durchwegs eingefleischte Royalisten. Falls der Drahtzieher, den wir suchen, tatsächlich so etwas wie ein Volksheld für sie ist, werden sie eisern schweigen. Giles gelang es weder mit Bestechung noch mit Drohungen, auch nur das Geringste in Erfahrung zu bringen. Seine üblichen Quellen sind versiegt wie alte Brunnen.«
»Ich habe die Wache vor dem Gemach des Königs verdoppelt«, sagte Hammond. »Er tut hier in der Festung keinen unbeobachteten Schritt. Nur in der Nacht ist er allein. In seinem Schlafgemach einen Posten aufzustellen, widerstrebt mir. Er ist ja kein Verbrecher.«
»Das ist Ansichtssache«, sagte Rufus finster. »Viele sind der Meinung, der König hätte den Frieden seines Landes geopfert und das Blut seiner Untertanen für seine eigenen Ziele vergossen. Andere wiederum halten ihn für einen Verräter.«
Hammond seufzte. »Rothbury, ich kenne die Argumente …« Auf ein Klopfen an der Tür drehte er sich um. »Herein. Ach, Ihr seid es, Channing.«
»Ja, Colonel.« Godfrey verbeugte sich und kam ohne Umschweife zur Sache. »Lord Granville, Lord Rothbury, ich glaube, den Mann gefunden zu haben, der hinter den Fluchtplänen des Königs steht«, erklärte er ernst.
Nun trat ein Moment verblüffter Stille ein.
»Weiter«, drängte Cato.
»Mein Verdacht gegen den Mann besteht schon seit geraumer Zeit«, fuhr Godfrey fort. »Irgendetwas war mir an ihm nicht geheuer, aber erst seit heute sehe ich klar.«
»Zur Sache, Mann«, forderte der Kommandant. »Wir brauchen einen Namen.«
»Edward Caxton.« Godfrey blickte die drei mit unverhohlenem Triumph an. »Ich verdächtige ihn schon seit langem«, wiederholte er für den Fall, dass seine Botschaft nicht angekommen war. Er, und nur er allein durfte sich den Erfolg auf seine Fahnen heften, er allein hatte dank seines Gespürs die Verschwörung aufgedeckt.
»Caxton?« Der Kommandant runzelte die Stirn. »Diese Null?«
»Er tut alles, um diesen Anschein zu erwecken«, sagte Cato langsam. »Channing, am besten, Ihr beginnt von Anfang an.«
»Er ist ein Schmuggler, und wenn mich nicht alles täuscht, auch ein Wrackräuber«, sagte Godfrey. Ihm entging nicht, dass auf letztere Anschuldigung hin alle die Gesichter angewidert verzogen. »Ich glaube, auf sein Konto geht das Wrack von voriger Woche bei St. Catherine's Point.«
Was für ein wohliges Gefühl.
»Ich wollte für den eigenen Gebrauch eine gewisse Menge.« Er ließ seinem Eingeständnis ein jungenhaftes Achselzucken folgen. Das war kein Fehl, den man ihm vorhalten würde. »Ich hörte von einem Kontaktmann im Anker in Niton. Der dortige Wirt, ein Halunke namens George, stellte die Verbindung zu einem Fischer her. Zumindest behauptete er, dass es ein Fischer sei. Dieser Fischer aber ist Edward Caxton.«
»Woher wisst Ihr, dass es ein und derselbe ist?«, fragte Cato und ließ ihn nicht aus den Augen. An Godfrey Channing störte ihn etwas … eine eigenartige, unterschwellige
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