Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Deckmantel der Ehre das entehrte Kind verstoßen, hatte es einfach seinem Schicksal überlassen.
    Anthony sagte voller Bitterkeit: »Ehre ist ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann, meine liebe Olivia. Und wenn ich sehe, wie viel Unehre im Namen der Ehre begangen wird, bin ich froh, dass sie außer meiner Reichweite liegt.«
    »Mein Vater ist ehrenhaft«, sagte sie leise. »Niemals würde er ehrlos handeln.«
    Anthony sah sie müde an. Auf diesen unausgesprochenen Vergleich gab es keine Antwort.
    »Ich werde dich hier verlassen«, sagte er ausdruckslos. »Um Channing werde ich mich kümmern. Ich will sehen, was ich über diesen Brian in Erfahrung bringen kann. Spitzel können sehr nützlich sein«, setzte er mit ironischem Lächeln hinzu. Damit drehte er sich um, stieg in den Sattel und ritt ohne einen Blick zurück zum Tor.
    Olivia ging langsam zum Haus. Sie hatte Anthony der Ehrlosigkeit bezichtigt. Aber welches andere Wort wäre einem Wrackräuber gerecht geworden? Es war die verächtlichste, feigste Variante des Raubes. Piraterie und Schmuggel – sie mochten als kühne und gewagte Unternehmungen hingehen. Piraterie war eindeutig Diebstahl, während Schmuggel nicht als solcher galt, da Schmuggler nur die verhassten Steuerbehörden um ihre ebenso verhassten Steuern betrogen. Sogar ihr Vater kaufte geschmuggelten Cognac.
    Sie dachte an die Kaperung der
Dona Elena.
Keine Frage, das war Diebstahl gewesen. Doch hatte Anthony Barbaren bestohlen, deren Sklaven befreit und ihnen das Schiff überlassen. Damals war es ihr als fairer Kampf, als gerechte Sache erschienen.
    Von ihrem Sitz am Fenster blickte sie hinaus aufs Meer. Sie fühlte sich bar aller Gefühle; sogar ihre Angst vor Brian war verblasst. Nichts erschien ihr mehr wichtig. Der sonnenhelle Tag kam ihr grau vor, die schimmernde See matt. Alles war ohne Leben und Sinn.

Kapitel 15
    Brian Morse setzte seinen Weinbecher ab, als jemand an die Tür seiner Kammer im Gull zu Ventnor pochte. »Wer ist da?«
    »Channing.«
    »Herein, lieber Freund, nur herein.« Er stand bei Godfreys Eintreten nicht auf. Als er die Erscheinung seines Besuchers näher unter die Lupe nahm, zog er eine Braue hoch. Lord Channing bot einen alles andere als untadeligen Anblick. Staub bedeckte Stiefel und Mantel. Der Griff seiner Gerte war verbogen, die Feder an seinem Hut vom Wind gezaust. Über seine Wange zog sich eine Blutspur.
    »Ihr seht aus, als wäret Ihr in Eile«, bemerkte Brian und beugte sich vor, um für seinen Besucher Wein einzuschenken.
    Godfrey leerte den Becher und schenkte selbst nach, ehe er sagte: »Ich ritt wie der Teufel. Etwas ist geschehen.«
    »Ach?« Brians Blick schärfte sich. »Eure Werbung um Olivia stößt wohl auf Hindernisse?«
    »Sie ist eine Hure«, spie Godfrey hervor.
    »Aber nein, mein Teuerster. Ihr müsst Euch irren. Rein wie getriebenes Metall, das schwöre ich.«
    »Ihr leistet einen Meineid! Sie hat einen Galan.«
    »Das ist allerdings interessant«, sagte Brian. »Berichtet mir alles.« Nachdenklich lauschte er Godfreys Bericht, der mit den Worten schloss: »Sie lief vor mir davon, diesem Bastard direkt in die Arme.«
    »Warum ist sie vor Euch geflohen? Habt Ihr sie erschreckt? Ich sagte, Ihr sollt behutsam vorgehen.«
    »Ihr habt auch behauptet, sie sei Jungfrau!«
    »Hmmm … ich muss gestehen, dass es mich sehr wundert. Sie war immer ein so ängstliches Geschöpf.«
    »Sie nannte Euren Namen«, fiel Godfrey ein. »Ehe sie flüchtete, nannte sie Euren Namen.«
    Brians Miene büßte ihren Ausdruck milder Belustigung ein. »Warum sollte sie? Was habt Ihr zu ihr gesagt? Etwa, dass ich hier sei?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich bin doch kein Narr.« Godfrey schüttelte den Kopf. »Ich wollte sie gewogener stimmen, sie ein wenig necken. Ihr sagtet, dass sie als Kind einen Kosenamen hatte. Ich nannte sie >Häschen<, damit sie zutraulicher wurde.«
    »Ihr habt
was?
«
Zornrot sprang Brian auf und zuckte zusammen, als er mit vollem Gewicht sein krankes Bein belastete. »Idiot! Ich sagte nicht, dass Ihr sie so nennen sollt, oder?«
    Godfrey, der selbst in Rage geraten und immer wütender geworden war, wich instinktiv vor Brian Morse zurück, der seinen Stock in der Hand hielt und den Eindruck machte, als wolle er ihn benutzen. »Was sollte es denn schaden?«, äußerte er finster.
    »Schaden? Es war ein vertraulicher Name. Einer, den nur ich benutzte«, stieß Brian aufgebracht hervor.
    »Es wäre möglich, dass sie ihn vergessen hatte. Es ist schon

Weitere Kostenlose Bücher