Die Braut des Piraten
Genugtuung an sich, eine Entschlossenheit, die ihnen in den letzten Wochen gefehlt hatte. Ihr schauderte vor Unbehagen.
»Weißt du, wo Phoebe ist?«, wiederholte Cato. »Portia weiß es nicht.«
»Sie ging ins Dorf. Ist sie noch nicht zurück?«
»Bisset verneinte es.« Er runzelte die Stirn. Es wurde spät, und es gefiel ihm nicht, dass Phoebe sich alleine in der Dämmerung irgendwo aufhielt.
»Giles, ehe du nach Newport aufbrichst, reite ins Dorf und begleite Lady Granville nach Hause.«
»Ja, Sir.« Giles drehte sich um und wollte die Tür öffnen. »Ach, da ist sie ja, Sir.«
Phoebe kam hereingestürmt. »Habe ich euch vom Essen abgehalten? Ich muss mich sehr entschuldigen.« Sie strahlte. »Ich half bei einer Entbindung … ein hübsches, gesundes Mädchen. Gehen wir zu Tisch?«
»Das kann noch ein paar Minuten warten«, wies Cato sie leise zurecht. »Nimm dir Zeit, um Gesicht und Hände zu waschen und dein Haar in Ordnung zu bringen.«
Phoebes Strahlen blieb unverändert. »Ach, sehe ich noch immer aus wie eine Hebamme? Geht schon hinein. Ich komme gleich.« Sie rannte die Treppe hinauf.
»Wollen wir?« Cato deutete auf das Speisezimmer. Alle nahmen ihre Plätze an der langen Tafel ein und warteten auf Phoebe, die wenige Minuten später nur um weniges adretter fröhlich erschien. Sie nahm sich hungrig von Kabeljau und Erbsen in Sahnesoße und lieferte eine genaue Schilderung der Geburt, der sie beigewohnt hatte.
»Phoebe, müssen wir all diese schrecklichen Details hören?«, fragte Portia.
»Ach? Sind die schrecklich?« Phoebe machte ein erstauntes Gesicht. »Es war alles ganz natürlich und ging sehr rasch.«
»Es ist aber kein Thema für ein Tischgespräch«, murmelte Cato und verdrehte die Augen. Er nahm sich eine Portion Hühnerpastete von einer Platte und wechselte entschlossen das Thema. »Olivia, was hältst du von Mr. Caxton? Wenn ich mich recht erinnere, hast du eine Weile mit ihm gesprochen.«
Olivias Herz krampfte sich zusammen. War dies der Anfang einer Diskussion über die Geschehnisse des fatalen Nachmittags? Sie hustete, als sei ihr ein Stück Huhn in die falsche Kehle geraten und griff nach ihrem Weinbecher. Cato wartete höflich, bis der Hustenanfall vorüber war.
»Warum fragst du, Vater?«
Cato zuckte mit den Schultern. »Ich sah dich unlängst auf Carisbrooke mit ihm in ein Gespräch vertieft und fragte mich, ob du dir von ihm ein Bild machen konntest.«
Godfrey hatte also wenigstens vorläufig den Mund gehalten. »Ich halte überhaupt nichts von ihm«, sagte sie nun ruhig. »Seine K-Konversation ist wenig bedeutsam.«
»Damit meinst du sicher, dass er nicht gebildet ist«, bemerkte Cato mit einem kleinen Lächeln.
»Er ist ein richtiger Einfaltspinsel«, bemerkte Phoebe. »Warum interessierst du dich für ihn?«
»Es wäre möglich, dass er nicht so einfältig ist, wie es den Anschein hat«, antwortete Cato.
Olivias Finger zitterten so heftig, dass sie die Gabel aus der Hand legte. »Wie meinst du das?«
»Er hat vielleicht einen besonderen Grund, die Nähe des Königs zu suchen«, erklärte Rufus. »Es wird jedenfalls von einigen behauptet.«
»Ach«, staunte Olivia, wieder nach ihrer Gabel greifend. War dies der Hintergrund des Gesprächs in der Halle? »Ihr meint, er könnte die Befreiung des Königs planen?«
»Wenn es stimmt, dass er nicht das ist, als was er sich ausgibt, wäre es keine unwahrscheinliche Schlussfolgerung«, sagte Rufus.
»Und welchen Grund habt ihr beide für euren Verdacht?« Portia nahm eine Gabel voll marinierter Krabben. »Diese Inselkrabben sind einfach köstlich.«
»Ein Gerücht«, erwiderte Cato. »Nur ein Gerücht.«
Wer?
Olivia schob ein Stück Fisch auf ihrem Teller hin und her und mimte Desinteresse.
Wer könnte dieses Gerücht in die Welt gesetzt haben?
Wie viel wusste man? Ob Anthony wusste, dass er verdächtigt wurde?
»Ich dachte mir, es wäre vielleicht ganz nett, den Abend heute wieder auf Carisbrooke zu verbringen«, sagte Olivia nun beiläufig und griff nach ihrem Weinkelch. »Falls ihr alle auch die Absicht habt hinzugehen.«
»Ich hatte die Absicht, da es gilt, gewisse Vorbereitungen zu treffen.« Der Vorschlag seiner Tochter erstaunte Cato.
Er war nicht der Einzige, der staunte. Olivia spürte die Augen ihrer Freundinnen auf sich. Es sah ihr gar nicht ähnlich, von sich aus den Besuch eines Empfangs auf der Festung anzuregen. Sie begegnete den Blicken fest und erflehte dabei ihre Zustimmung.
»In diesem Fall
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